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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Die junge niederländische Cellistin Harriet Krijgh zu Gast beim HR-Sinfonieorchester unter Leitung des Gastdirigenten Dominik Beykirch

2016, November 24.

Töne aus der Tiefe des Raumes

Die 25-jährige Niederländerin Harriet Krijgh mit ihrem ausdrucksstarken, berührenden Spiel ist eine der vielversprechendsten Nachwuchscellistinnen der Gegenwart. Als mehrfache erste Preisträgerin bedeutender Wettbewerbe und als von der European Concert Hall Organisation für die Saison 2015/16 ausgewählter „Rising Star“ spielte die junge Künstlerin bereits in den bedeutendsten Konzertsälen Europas (Concertgebouw Amsterdam, Musikverein Wien, Tonhalle Zürich, Barbican London etc.) und wurde als Solistin vom Deutschen Symphonieorchester Berlin und den Sinfonieorchestern des NDR und des ORF eingeladen. Ferner debütierte sie u. a. mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Orchestre de la Suisse Romande sowie dem Münchner Kammerorchester und ging mit der Academy of St. Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner auf Tournee. Ihr jüngster Auftritt im Sendesaal des Hessischen Rundfunks gehört zu den gelungenen Momenten. Harriet Krijgk und der Dirigent Dominik Beykirch faszinierten mit ihrem Debüt im Frankfurter HR-Sendesaal.

Von Petra Kammann

Angesichts des Programms, das unter dem Motto „Nationalistische Romantik, sozialistischer Realismus“ stand, war meine Erwartung bei der Auswahl des Cellostücks zunächst leicht getrübt, zählt doch der russische Komponist Dimitrij Kabalewskij bei uns nicht gerade zur russischen Avantgarde. In seiner Biografie liest man, dass er eine lückenlose Karriere im kommunistischen Staats- und Kulturapparat gemacht hat und dreimal mit dem Stalin-Preis, 1972 mit dem Lenin-Preis, dem Staatspreis der UdSSR und dann noch 1974 als „Held der sozialistischen Arbeit“ ausgezeichnet wurde, während Abweichungen von der Lehre als dekadent galten. Sein gerademal zwei Jahre jüngerer Kollege Schostakowitsch etwa, der ein vielfältiges kompositorisches Werk hinterlassen hat, wurde unter dem Druck der stalinistischen Kulturbürokratie wiederholt in seiner künstlerischen Freiheit beeinträchtigt. Gefordert waren vom Regime für die breiten Volksmassen „verständliche eingängige heroisierende, optimistische Werke“. Das 1948 für die Jugend geschriebene 1. Cellokonzert op. 49 in g-moll von Kabalewskij, das bei uns eher selten aufgeführt wird, ist – so habe ich mich überzeugen lassen – alles andere als simpel oder gar platt.

Hessischer Rundfunk. hr-Sinfonieorchester, Saison 2016/2017: Gastsolist Harriet Krijgh (Violoncello). © HR/Marco Borggreve - honorarfrei, Verwendung nur im Zusammenhang mit einem redaktionellen Beitrag ¸ber Aktivit‰ten und Konzerte des hr-Sinfonieorchesters in der Saison 2014/2015 bei Nennung "Bild: HR/Marco Borggreve". Andere Verwendung nur nach Absprache. HR/Pressestelle 069/155 -4905, Fax -3005.

Hessischer Rundfunk, hr-Sinfonieorchester, Saison 2016/2017: Gastsolist Harriet Krijgh (Violoncello), Foto: © HR/Marco Borggreve Weiterlesen

Daniel Libeskind: „One day in life“ in Frankfurt am Main

2016, Mai 19.

Der Musiker, Architekt und Stadtplaner mit seinen Operationen am Herzen der Stadt

Petra Kammann im Gespräch mit dem Künstler-Architekten

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Mit dem Konzertprojekt „One Day in Life“ von Daniel Libeskind und der Alten Oper Frankfurt wird die Stadt Frankfurt am Main am 21. und 22. Mai 2016 an 18 Spielstätten in mehr als 75 Konzerten zur Begegnungsstätte mit Musik und mit „Grunddimensionen des menschlichen Daseins“.

Die Erfahrungen des 1946 in Polen geborenen und in New York lebenden und arbeitenden Architekten Daniel Libeskind, seine Erfahrungen in Ost und West, in den Metropolen, fließen nicht nur in seine ungewöhnliche Architektur ein, sondern auch in ein ungewöhnliches musikalisches Konzept in Frankfurt am Main.

1957 emigrierte die Familie nach Israel, drei Jahre später in die USA. 1965 wurde Libeskind US-Bürger. Er studierte Musik in Israel und New York und verdiente sein Geld als professioneller Musiker, bevor er sich der Architektur widmete.

1999 wurde der langjährige Architekturtheoretiker mit seinem ersten Gebäude, dem Jüdischen Museum Berlin, schlagartig weltbekannt. Nach den Terroranschlägen des 11. September 2003 in New York gewann Libeskind den Wettbewerb um den Masterplan für die Wiederbebauung von Ground Zero. Sein Masterplan bildete die konzeptionelle Basis und den inhaltlichen Rahmen für die Neu-Entwicklung des gesamten Komplexes.

Als einer der international renommiertesten Architekten hat Daniel Libeskind mit seinen Studios in New York, Mailand und Zürich in den vergangenen Jahren zahlreiche bedeutende Projekte unter anderem in Manchester, Denver, San Francisco, Dresden, Las Vegas, Warschau, São Paulo, Manila, Toronto, Düsseldorf, Kopenhagen und London geplant und realisiert.

Vom 9. Mai bis zum 14. Juni 2016 verweist außerdem eine 289 m² große Installation des Architekten Daniel Libeskind auf dem Frankfurter Opernplatz auf dieses Konzertevent und macht als begehbares Kunstwerk die Grundidee des Projektes im wahrsten Wortsinn zugänglich. Petra Kammann sprach mit Daniel Libeskind in Düsseldorf und in Frankfurt: Weiterlesen

Thomas Hengelbrocks Kuba-Engagement beim Rheingau Musik Festival 2015

2015, Juli 20.

Viva Cuba libre

Von Petra Kammann

Denkt man an Kuba, hat man häufig Havannas morbiden Charme vor Augen: mit den verrosteten Chevys, Lincolns und Buicks, den verfallenen, aber belebten Straßenzügen oder den Malecón mit den weißen Sandstränden und das von Palmen gesäumte türkisfarbene karibische Meer, die Salsa tanzenden spicy girls und zigarrenrauchenden Habaneros, die dem einstigen Idol Fidel Castro nacheifern. Und wenn es um Musik geht, dann assoziiert man wohl eher die feurigen Rhythmen, die unter freiem Himmel gespielt werden, oder den von Wim Wenders filmisch geadelten Buena Vista Social Club. Davon scheint die Klassische Musik weit entfernt zu sein.

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Morbider Charme der kubanischen Haupstadt Havanna; Foto: Rheingau Musik Festival © Anna Melkonyan

Nicht so für den Dirigenten Thomas Hengelbrock, der sich auch eher über das Spielen in historisch informierter Aufführungspraxis in das Ohr etlicher Konzertliebhaber eingespielt hat, der seit den 1990er Jahren mit europäischen Musikern aus über 20 Ländern in seinem Balthasar-Neumann-Ensemble arbeitet und sich vor allem mit Barock-Musik auf Originalinstrumenten ein internationales Renommee erarbeitet hat. Doch fiel er auch immer schon durch seine interpretatorische Experimentierfreude, innovative Musikvermittlung und Lust an der Ausgrabung vergessener Meisterwerke auf. So treffen sich vom 17. bis 28. August 2015 unter seiner Regie 60 junge Musiker aus Kuba und Europa zu einem zweiwöchigen Akademieprojekt im Rheingau Weiterlesen