Die junge niederländische Cellistin Harriet Krijgh zu Gast beim HR-Sinfonieorchester unter Leitung des Gastdirigenten Dominik Beykirch
2016, November 24.Töne aus der Tiefe des Raumes
Die 25-jährige Niederländerin Harriet Krijgh mit ihrem ausdrucksstarken, berührenden Spiel ist eine der vielversprechendsten Nachwuchscellistinnen der Gegenwart. Als mehrfache erste Preisträgerin bedeutender Wettbewerbe und als von der European Concert Hall Organisation für die Saison 2015/16 ausgewählter „Rising Star“ spielte die junge Künstlerin bereits in den bedeutendsten Konzertsälen Europas (Concertgebouw Amsterdam, Musikverein Wien, Tonhalle Zürich, Barbican London etc.) und wurde als Solistin vom Deutschen Symphonieorchester Berlin und den Sinfonieorchestern des NDR und des ORF eingeladen. Ferner debütierte sie u. a. mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Orchestre de la Suisse Romande sowie dem Münchner Kammerorchester und ging mit der Academy of St. Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner auf Tournee. Ihr jüngster Auftritt im Sendesaal des Hessischen Rundfunks gehört zu den gelungenen Momenten. Harriet Krijgk und der Dirigent Dominik Beykirch faszinierten mit ihrem Debüt im Frankfurter HR-Sendesaal.
Von Petra Kammann
Angesichts des Programms, das unter dem Motto „Nationalistische Romantik, sozialistischer Realismus“ stand, war meine Erwartung bei der Auswahl des Cellostücks zunächst leicht getrübt, zählt doch der russische Komponist Dimitrij Kabalewskij bei uns nicht gerade zur russischen Avantgarde. In seiner Biografie liest man, dass er eine lückenlose Karriere im kommunistischen Staats- und Kulturapparat gemacht hat und dreimal mit dem Stalin-Preis, 1972 mit dem Lenin-Preis, dem Staatspreis der UdSSR und dann noch 1974 als „Held der sozialistischen Arbeit“ ausgezeichnet wurde, während Abweichungen von der Lehre als dekadent galten. Sein gerademal zwei Jahre jüngerer Kollege Schostakowitsch etwa, der ein vielfältiges kompositorisches Werk hinterlassen hat, wurde unter dem Druck der stalinistischen Kulturbürokratie wiederholt in seiner künstlerischen Freiheit beeinträchtigt. Gefordert waren vom Regime für die breiten Volksmassen „verständliche eingängige heroisierende, optimistische Werke“. Das 1948 für die Jugend geschriebene 1. Cellokonzert op. 49 in g-moll von Kabalewskij, das bei uns eher selten aufgeführt wird, ist – so habe ich mich überzeugen lassen – alles andere als simpel oder gar platt.
Hessischer Rundfunk, hr-Sinfonieorchester, Saison 2016/2017: Gastsolist Harriet Krijgh (Violoncello), Foto: © HR/Marco Borggreve Weiterlesen