Tolle Tage – „La folle Journée 2016“ in Nantes
2016, Februar 15.In der großen Halle, wo es zu den den einzelnen Konzertsälen geht, finden kostenlose Konzerte statt. Hier spielen die drei polnischen Akkordeonisten des Moshem-Trios, Fotos: Petra Kammann
René Martin ist seit 1995 der innovative künstlerische Leiter der „Folle Journée“ in Nantes, eines Festivals, das in Frankreich die Vorstellung von klassischen Konzerten revolutioniert hat. Daneben betreut Martin noch verschiedene andere Musikfestivals. 1981 hatte er das Klavierfestival in La Roque d’Antheron gegründet, dessen Leiter er bis heute ist. 1988 hat Svjatoslav Richter ihm das Festival „La Grange de Meslay“ in der Touraine anvertraut. Allein mit Richter veranstaltete er dort 100 Konzerte.
Wegen der großen Beliebtheit der „Folle Journée“ wurde das erfolgreiche Festivalkonzept bereits mehrfach ins Ausland exportiert: 2000 nach Lissabon, 2001 nach Bilbao, 2004 nach Tokyo, 2007 nach Rio de Janeiro, 2010 nach Warschau, 2015 in den Ural ins russische Jekatarinenburg. Es werden weitere folgen. In diesem Jahr fanden die „Folles Journées“ (die „tollen Tage“) vom 2. bis 7. Februar 2016 in Nantes statt, Schwerpunktthema war „La Nature“. Petra Kammann traf den künstlerischen Festivalleiter René Martin zum Gespräch in Nantes
Petra Kammann: Sie haben gesagt, dass Sie die Vorurteile, die man der klassischen Musik gegenüber haben kann, aufbrechen wollten. In diesen Tagen feiern Sie bereits die 22. Auflage. Wie haben Sie Ihren Programmauftrag am Anfang gesehen?
René Martin: Als ich diese Veranstaltung entwickelt habe, war ich mir bewusst, dass es viele Menschen, vor allem unter den jungen Leuten gab, die noch nie von Beethoven oder Schubert gehört hatten. Und so wollte ich mir ein neues Konzept ausdenken, wie man auch sie erreichen könnte. Dazu war es notwendig, dass man die klassische Musik erst einmal vom Thron herunterholt. Viele denken nämlich, das ist nichts für mich, weil sie niemals ein Instrument gespielt haben. Und sie denken, man muss erst einmal Noten lesen können. Doch nichts davon ist wahr. Es reicht völlig aus, dass man sich in einen Konzertsaal setzt oder im Radio Schubert hört und dann auf Anhieb und ganz unmittelbar von Schuberts Musik angesprochen ist. Aber es ist natürlich auch nicht so leicht, auf Schubert oder Beethoven zu treffen. Und deswegen habe ich dieses Festival geschaffen. Weiterlesen