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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Fiona Tan: „Geografie der Zeit“ im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK 1)

2016, Dezember 26.

Gebannter Strom der Zeit: Installative Environments, Vexierspiele mit Vergangenheit und Gegenwart, mit dem Hier und Anderswo

Von Petra Kammann

Spuren der Zeitgeschichte und der Zeitläufte greifen die kunstvoll angelegten Videoinstallationen und Filme der in Indonesien geborenen und in Amsterdam und Los Angeles lebenden Künstlerin Fiona Tan auf und verwandeln sie in einer Art Umkehrschluss. Tan hat das Erdgeschoss des Museums für Moderne Kunst (MMK 1) auf besondere Weise in einen Ruhe ausstrahlenden Parcours verwandelt, in dessen Bann sich der Betrachter begeben kann, so er denn eine Grundregel beachtet: Man bringe Zeit mit. Denn ein schnelles Abhaken des zu Sehenden ist hier nicht hilfreich und führt nicht zu Erkenntnisgewinn. Die konzentrierte Ausstellung „Geografie der Zeit“ im MMK 1 macht Zeit und Raum geradezu körperlich spürbar, wenn man ihr auch ein wenig eigene Lebenszeit schenkt.

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Fiona Tan, Ghost Dwellings I-III, 2014, Installationsansicht MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Courtesy the artist and Frith Street Gallery, London, Foto: Axel Schneider

Fiona Tan nimmt die Besucher von Raum zu Raum mit auf ihre Reisen in eine globalisierte Welt, die aus den Fugen geraten scheint und an der sich der Fortschritt ins Gegenteil verkehrt hat. Spektakulär nicht nur die Modelleisenbahn gleich im Entree, die ihre Kreise durch eine scheinbar heile Welt und Musterlandschaft nahe des Abgrunds zieht, sondern auch die Installation der „Ghost Dwellings I-III“, für die Fiona Tan 2014 an drei spezifische Orte nach Irland, in die USA und nach Japan reiste, um Szenen zu filmen, die vom Verfall gezeichnet sind, was sich u.a. in der Verwüstung von Gebäuden niederschlägt wie in der einst florierenden Autostadt Detroit, die 2009 durch die Insolvenz von General Motors den Bankrott erklären musste, während im südirischen Cork, ausgelöst durch den Finanzcrash 2008, ganze und zum Teil noch unfertige Wohnkomplexe aufgegeben und verlassen wurden. Weiterlesen