„Dialog der Meisterwerke“ im Städel: Eröffnungsansprache von Daniel Kehlmann
2015, Oktober 24.Das Bild im Bild
Verdoppelung und Transformation der Wirklichkeit
Von Petra Kammann
Tout Francfort hatte sich im unteren Gartensaal des Städel, in dem die zeitgenössischen Künstler ihre neue Heimat gefunden haben, versammelt, um die Eröffnung der zweiten großen Jubiläumsausstellung im Frankfurter Städel „Dialog der Meisterwerke“ zu begehen. Der „hohe Besuch“, den sich für diesen Moment das Städel als Festredner eingeladen hatte, war weder ein Künstler noch ein Kunsthistoriker, sondern ein Autor, nämlich der Wiener Schriftsteller Daniel Kehlmann, bekannt durch seine „Die Vermessung der Welt“ sowie seinen jüngst verfilmten Roman „Ich und Kaminski“.
Begrüßung durch Städel-Chef Max Hollein
Der Titel seiner Rede lautete „Der Apfel, den es nicht gibt – unordentliche Gedanken über Bilder und Wirklichkeit“. Würde er auf die zeitgenössischen Werke dabei Bezug nehmen? Ja und nein. „Natürlich ist es frivol, hier zu stehen. Wer in diesen Tagen eine Ausstellung schöner Dinge eröffnet, muss auch von den hässlichen reden. Wer laut über Schönheit nachdenkt, muss im Verdacht der Gefühllosigkeit stehen, als wollte er sie mit Gewalt nicht sehen, die Fliehenden, die überfüllten Boote, die in Lastwagen Erstickten, die Menschen hinter Stacheldrähten und die Mordbanden, die im Namen der Religion Köpfe abschneiden …“
Der Schriftsteller setzte sich höchst konzentriert und philosophisch mit dem Vorgang des Malens und der Darstellung der Realität innerhalb der Malerei auseinander Weiterlesen