200 Jahre Städel (3) – Sandro Botticellis Bildnis der Simonetta Vespucci
2015, März 14.Petra Kammann stellt ihre ganz persönlichen Schätze im Städel vor
Sie war die schönste Frau von Florenz: Simonetta Vespucci. Und der italienische Renaissance-Maler Sandro Botticelli hatte sie 1485/86 im Auftrag von Lorenzo di Pierfrancesco de‘ Medici als „Die Geburt der Venus“, als Huldigung an die Liebe verewigt, ein heiteres Bild, das für mich schon aus meinen ganz frühen Besuchen als Kind in den Uffizien von Florenz vertraut und auch der Inbegriff der inspirierten Schönheit war. In ihrer natürlichen Anmut scheint die langhaarige Blonde leichtfüßig auf der Muschel zu schweben, die „Venus, die geboren wird, mit den Lüftchen und Winden, die sie auf die Erde bringen …“, wie sie der Künstlerbiograf Giorgio Vasari beschrieb. Da Simonetta in der Nähe des Ateliers von Botticelli wohnte, tauchen ihre Gesichtszüge in einigen seiner Gemälde immer wieder auf. Doch nicht allein Heiterkeit bestimmen seine Gemälde.
Als junge Erwachsene zog ich dann nach Frankfurt und war umso erfreuter, als ich der Schönen bei meinem ersten Städelbesuch wieder begegnete. Doch diesmal erschien mir die makellose vornehme Blasse im Profil mit der gebändigt geschmückten Haarpracht auf den ersten Blick statuarischer. Doch wäre Botticelli nicht der Künstler, der er war, hätte er dem Haar nicht die bewegenden Wellen hinzugefügt und die Haarpracht mit einem geflochtenen Perlennetz und einer kühn gesteckten Feder versehen. So scheint auch hier ein Hauch von Lüftchen durch das Portrait auf neutralem schwarzem Grund zu wehen.
Sandro Botticelli (1444/45-1510), Weibliches Idealbildnis (Sandro Botticelli als Nymphe), Pappelholz, 81,8 x 54 cm, Frankfurt, Städel Museum, Foto: Ursula Edelmann – Artothek
Zwar ist die feine Dame ganz nach Florentiner Mode der Zeit und züchtiger als die „Venus“ gekleidet Weiterlesen