EISZEIT: Ausstellung in der Orangerie Schloss Benrath
2015, Dezember 29.Die Facetten des Ephemeren
Von Petra Kammann
Die Erderwärmung hat uns offenbar ein frühjahrshaftes Weihnachtsfest beschert. Bilder zum Thema Eiszeit, die noch bis zum 3. Januar 2016 in der Orangerie des Schlosses Benrath zu sehen sind, erinnern an die vergängliche Schönheit winterlicher Strukturen wie aus ferner Zeit.
Sieben Künstler hatte der Benrather Kulturkreis eingeladen, die sich direkt oder indirekt in unterschiedlichen Medien und Materialien mit dem ephemeren Stoff Eis auseinandergesetzt haben. Kuratiert wurde die Schau von der jungen Kunsthistorikerin Leonie Runte.
Kuratorin Leonie Runte, im Hintergrund Fotos aus der Antarktis von Lutz Fritsch; Werke © VG Bild-Kunst, Bonn
Von der Wiener „Eisbildhauerin“ Claudia Märzendorfer sehen wir in dieser Schau keine Eiskulpturen. Sie hat stattdessen eine Vinylplatte beigesteuert, auf der ihre Performance mit den Tönen einer in Eis gegossenen Schallplatte als „frozen record“ gebannt ist. Sie gibt die akustische Wahrnehmbarkeit des Schmelzvorgangs während der Spieldauer wieder.
Benrath gehört wie Urdenbach zu den südlichen Stadtteilen Düsseldorfs, in denen einige interessante Künstlerinnen und Künstler leben. Sie haben sich auf ihre Weise mit dem Thema Eiszeit beschäftigt wie etwa Dodo Schmid. Sie hat dem nahe gelegenen Rhein das Schwemmholz entnommen, das nach seiner langen Reise durch Seitenflüsse und Schmelzwasser ins Rheinland gelangt ist, um es dann eigenständig skulptural weiter zu bearbeiten.
Treibholz ist auch für die in Urdenbach ansässige Künstlerin Andrea Mohr die Basis eines kreativen Prozesses. Sie veredelt die scheinbar alltäglichen Funde mit reduzierten Applikationen metallischer Elemente und lässt so changierend glänzende Objekte entstehen.
André Wagner nahm seine Langzeitbelichtungen in Island in der Dämmerung und bei Nacht auf. Seine teils mit dem Medium des Films, teils digital entstandenen Landschaftsfotografien mit blauen Eisschollen auf spiegelnd grauen Wasserflächen vor rauhen Gebirgsketten scheinen von innen heraus zu leuchten.
André Wagner, Island 1 Weiterlesen