Mischa Kuball, 1959 geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Nach seinem Studium der Fotographie beschäftigte er sich mit raumbezogenen Projekten wie zum Beispiel mit „NEW POTT. 100 Lichter / 100 Gesichter“. In diesem Projekt werden Menschen und ihre Familien aus aller Welt, die heute im Ruhrgebiet leben, zu aktiven Teilnehmern. Der Künstler schenkte ihnen eine Lampe, die ihren Privatraum erhellt und in eine Bühne verwandelt, eine Plattform, auf der sich der Künstler und die Menschen aus 100 unterschiedlichen Herkunftsländern begegnen. Sie erzählen ihm von ihrer Migrations- und Lebensgeschichte, von ihren Erfahrungen zwischen den Kulturen. Dabei dienen die hell leuchtenden Stehlampen als Lichtzeichen der Begegnung und des Austausches.
Es ist das Prinzip der Arbeit Kuballs, Räume und Orte neu auszuloten; er beschäftigt sich mit der Beschaffenheit des menschlichen Umraums, mit der Wahrnehmung und den Erfahrungen, die der Mensch in diesen Räumen macht.
Seine groß angelegten Licht-Installationen stellen gegebene Raumsituationen optisch und kinetisch in Frage, verschieben deren Grenzen und öffnen sie fernab von Zeit- und Raumgefügen in eine neue Dimension. Mit seinen Kunstwerken wurde Kuball international bekannt, nahm Lehraufträge und Professuren in unterschiedlichen Lehreinrichtungen an und wurde mit einer Vielzahl von Preisen geehrt. Am 17. Januar 2016 erhält er den Deutschen Lichtkunstpreis, den zwei Jahre zuvor ZERO-Künstler Otto Piene bekommen hat.
Petra Kammann traf den Künstler zum Gespräch in Bad Homburg
Petra Kammann: Du bist ein Lichtkünstler, der auf Partizipatorisches setzt, und dann beschäftigst Du Dich plötzlich mit Himmelskörpern wie anlässlich der Ausstellung „Himmelwärts“ im Sinclair-Haus in Bad Homburg. Wie kam es denn dazu?
Mischa Kuball: Der Direktor und Kurator der Ausstellung „Himmelwärts“ in Bad Homburg, Johannes Janssen, hatte meine Arbeit „Space-Speech-Speed“ von 2001 im Lichtkunstmuseum Unna gesehen. (Anm. d. Red.: Diese Arbeit wurde an die dortigen Raumbesonderheiten eines ehemaligen Kühlkellers angepasst. Es handelt es sich um einen langgezogenen und hohen Raumkörper mit drei Discokugeln, auf welche die Worte „Space, Speech, Speed“ projiziert werden. Zwei der drei Kugeln sind in Bewegung und zerlegen die Worte in einzelne Buchstabenfragmente, in Lichtpunkte, die kaum greifbar und scheinbar chaotisch durch den Raum stürmen wie unmittelbar nach dem Urknall: Noch chaotisch, aber schon den Gesetzen eines neuen Aufbaus unterworfen, wobei sich neue Ordnungen erahnen lassen).
Janssen war also auf mich zugekommen und fragte mich, ob man dieses Objekt für die Ausstellung „Himmelwärts“ in Bad Homburg ausleihen könnte. Wir haben uns dann in Bad Homburg im Sinclair-Haus getroffen. Als ich erfuhr, für welchen Raum das sein sollte, sagte ich ihm, dass ich eigentlich viel lieber eine neue Arbeit speziell für diesen Raum entwickeln würde. So habe ich dann die „five planets“ vorgeschlagen. Das war für mich auch noch einmal der Versuch, mich mit dem Thema Licht und Spiegelung zu beschäftigen und der Frage nachzugehen, wie in unserem Wertesystem, in unserem Sprachsystem Sterne eigentlich vorkommen. Wir bezeichnen die Planeten, geben ihnen einen Namen, damit existieren sie für uns. Aber eigentlich haben wir in den meisten Fällen keine Beziehung zu ihnen. Eben kommentierte jemand meine Arbeit und sagte: „Die sind ja alle gleich groß. Aber die sind doch eigentlich alle unterschiedlich“. Und ich antwortete ihm: „Mein Beitrag ist ja keine planetarische Abbildung, sondern die Abbildung einer Vorstellungswelt, auch wenn der größte Teil für uns nicht sichtbar ist“.
Der Lichtkünstler Mischa Kuball in der Ausstellung „Himmelwärts“ im Sinclair-Haus in Bad Homburg, Foto: Petra Kammann
Petra Kammann: Hast Du Dich eigentlich schon als Kind für den Weltraum interessiert? In Düsseldorf, woher Du kommst, gab es früher einmal ein Planetarium, in dem heute die Tonhalle untergebracht ist. Weiterlesen