Alle Artikel zu Kunstszene überregional
2025, März 28.
Der zerbrochene Spiegel – Léo Maillet auf der Flucht
Für Renate Siefert (1939-2025)
Von Christian Weise
Der Rasierspiegel fiel samt dem Nagel von der Wand und zerbrach. Léo Maillet machte sich Ende Januar 1944 auf die letzte Etappe seiner Flucht: Menschen sind einander Spiegel. Ist der Spiegel zu groß, erscheinen wir darin winzig. Ist er zu klein, kann er uns nicht abbilden. Beides Ursache für Verzerrungen und Probleme. Maillots sehr kritischer und strenger Frankfurter Lehrer Max Beckmann, in dessen Städel-Meisterklasse er ab 1930 war, kommentierte dessen Ölbild einer Pianistin von 1932: „verstanden!“ Maillet war vom Meister wahrgenommen und angenommen, der Spiegel passte.

Der zerbrochene Spiegel – Radierung von 1959 nach einer Tuschezeichnung vom Januar 1944
Weiterlesen
Bildende Künste, Bildung · Pisa von innen, Jüdisches Museum, Kultur Frankfurt, Kultur und Gesellschaft, Kunstszene überregional | Kommentare deaktiviert für Arbeit am zerbrochenen Spiegel: Léo Maillet, Künstler aus Frankfurt – Eine Kabinettausstellung im Jüdischen Museum
2025, März 26.
Elias Simes großformatige Kunst aus Elektroschrott
Als ich 2015 in New York die Galerie von James Cohen betrat, war ich überwältigt. Da hingen großformatige, farbige Bilder, die aussahen, als seien Städte aus der Luft fotografiert worden. Bei näherem Hinsehen aber sah ich, dass diese Bilder aus Tausenden und Abertausenden Drähten, Leiterplatten und Mikrochips aus elektronischen Geräten bestanden. Der Name des Künstlers: Elias Sime. Diese Ausstellung in New York war Elias Simes internationaler Durchbruch. Denn nicht nur ich war begeistert von seinen Arbeiten, auch die Ankäufer des Metropolitan Museums waren es. Dabei war er in seiner Heimat Äthiopien, in anderen afrikanischen Ländern längst bekannt.

Besucherin in der Elias Sime-Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf, Foto: Lotti Hamm
Weiterlesen
Bildende Künste, Kultur Reisen, Kultur und Gesellschaft, Kunstszene überregional, Skulptur | Kommentare deaktiviert für Vom Markt in Äthiopien in den Kunstpalast Düsseldorf
2025, März 15.
Explosive Landschaften der agilen Queen of Coulors
Von Petra Kammann
Die Ausstellung „Helen Frankenthaler: Move and Make“ im Museum Reinhard Ernst (mre) gibt erstmals mit 32 Werken aus fünf Schaffensjahrzehnten einen umfassenden Einblick in die weltweit größte private Frankenthaler-Sammlung mit insgesamt 50 Arbeiten. Sie zeigt, wie die Künstlerin mit ihrer Malerei in den frühen 1950er Jahren die Konventionen ihrer Zeit herausforderte und sich selbst stetig weiterentwickelte. Ihren Willen zur Erneuerung und ihr schöpferisches Selbstverständnis erklärte sie dann Anfang der 1970er Jahre auch in verdichteter Form. Ihr Ausspruch „Ich denke lieber, bewege und mache, als stehen zu bleiben“ / „‘I’d rather think and move and make than halt’“ verleiht der am Sonntag, den 16. März, in Wiesbaden beginnenden Schau sowohl den Titel als auch den Schwerpunkt. Ein in verschiedener Hinsicht folgenreicher „Move“. Die ausgestellten Arbeiten von Helen Frankenthaler (1928–2011) umspannen die Periode von 1950–1989.

Ausstellungsansicht: Kerstin Ludolph, die Verlegerin des Katalogs (Hirmer Verlag), beim Abgleich mit dem Original von ,Spanning‘, Foto: Petra Kammann
Weiterlesen
Bildende Künste, Kultur regional / Rhein Main, Kultur und Gesellschaft, Kunstorte, Kunstszene überregional, Malerei, Wiesbaden | Kommentare deaktiviert für „Move and Make“- Die erste Wechselausstellung mit den bewegenden Bildern von Helen Frankenthaler im Museum Reinhard Ernst
2025, Februar 9.
Wie ein Frankfurter im 18. Jahrhundert in der heutigen Hauptstadt der Slowakei Brücken schlug und zum anregenden Vorbild wurde
Von Christian Weise
Vor einem „Silbersee“, wie meine betagte Freundin Erika solche Auditorien nennt, wurde am Dienstagabend in den historischen Frankfurter Römerhallen eine interessante, nur zehntägige Ausstellung eröffnet.
Thema ist der Oberrabbiner von Preßburg, Chatam Sofer. Er lebte 1762-1839, stammte aus Frankfurt und wirkte rund 33 Jahre als prägender Oberrabbiner im heutigen Bratislava, ungar. Pozsony, slowakisch Presporok, damals aber Preßburg.

Lithographie Chatam Sofers (Rabbi Mosche Schreiber-Sofer) von Josef Kriehuber, circa 1830; heute in der Wiener Albertina , Photo: Wikimedia
Weiterlesen
Buch und Literatur, Kultur Frankfurt, Kultur Reisen, Kultur und Gesellschaft, Kunstszene überregional | Kommentare deaktiviert für Chatam Sofer – Ein Frankfurter Bub in Preßburg
2025, Februar 8.
Aufbruch in die Moderne oder wie Frauen sich Freiräume eroberten
Ein besonderer Abend: Die hoch angesehene luxemburgisch-schweizerische Pianistin Viviane Goergen spielte kurz vor dem 100. Todestag der in Vergessenheit geratenen französischen Pianistin, Komponistin und Musikpädagogin Marie Jaëll (1846-1925) in der Bad Homburger Kulturkirche ausgewählte Szenen aus den 18 Klavierstücken, die Jaëll zu Dantes „Göttlicher Komödie“ komponiert hatte. Parallel dazu las FAZ-Feuilletonchefin Sandra Kegel ausgewählte Kurzgeschichten von Schriftstellerinnen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhundert , denen die Anerkennung zu ihrer Zeit verwehrt blieb, aus dem von ihr herausgegebenen Sammelband „Prosaische Passionen“ (Manesse).

„Musik trifft auf Literatur“ – Pianistin Viviane Goergen auf FAZ-Feuilletonchefin Sandra Kegel, Foto: Petra Kammann
Weiterlesen
Bildung · Pisa von innen, KultTouren, Kultur regional / Rhein Main, Kultur Reisen, Kultur und Gesellschaft, Kunstorte, Kunstszene überregional, Musik | Kommentare deaktiviert für Wechsel-Spiel von Musik und Literatur im Kulturzentrum Englische Kirche in Bad Homburg – Innere Korrespondenzen zwischen Himmel und Hölle
2025, Januar 27.
„La mémoire du Monde“
In diesen besorgniserregenden Zeiten und anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 möchten wir die Erinnerung an die vorausgegangenen grausamen Gewalttaten der Vergangenheit wachhalten und lassen uns dabei von der Aussagekraft der Kunst unterstützen. Das Gemälde Oradour von André Masson (1896- 1987) hält die Erinnerung an die Gräueltaten wach. Sein Meisterwerk Oradour dient gleichsam als Mahnmal für die nachfolgenden Generationen. Dieses Gemälde wie auch weitere Meisterstücke des französischen Malers, Grafikers und Bildhauers, der in Paris zunächst von den Kubisten beeinflusst war und sich später in Marseille den Surrealisten um André Breton angeschlossen hatte, sind derzeit noch bis zum 20. Februar 2025 in einer Werkschau DIE GALERIE in Frankfurt zu erleben.
„Oradour“ von André Masson
Weiterlesen
Bildende Künste, Bildung · Pisa von innen, Kultur Frankfurt, Kultur regional / Rhein Main, Kultur und Gesellschaft, Kunstszene überregional, Malerei | Kommentare deaktiviert für Das Gedächtnis der Welt – Ein besonderes Gemälde von André Masson
2024, Dezember 14.
Jenseits von Weiß – die Sphäre reinen Lichts
Von Petra Kammann
Schwarz gilt als die dunkelste aller Farben so wie Weiß als die hellste gilt. Seit Malewitschs „schwarzem Quadrat“ von 1915, dem nicht genau 80 mal 80 schwarz bemalten Viereck, dem wenig später ein „weißes Quadrat“ folgte, haben beide unifarbenen Quadrate Kultstatus erreicht. Durch die Redaktion auf das Wesentliche, auf die Schattierungen von Licht, scheinen sie schwerelos zu schweben. Zero-Künstler wie Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker, die nach dem Zweiten Weltkrieg künstlerisch Tabula rasa machten und wieder bei Null (zero) anfingen, griffen auf der Suche nach neuen Wegen den Ansatz wieder auf, die Wirklichkeit radikal zu reduzieren. Der Einfluss dieser Avantgardekünstler ist auch in der Ausstellung „Beyond White“ spürbar, wo insgesamt 17 Künstlerinnen und Künstler ihre eigene künstlerische Handschrift zum Thema entwickelten, darunter auch Werke von Künstlern wie Oskar Holweck und Rolf Kissel, die eng mit der Zero-Bewegung verbunden waren. Beflügelnd wirkt die Reaktion auf die Farbe Weiß allemal.

Kerstin Walter (Strelow und Walter Kunst GbR) vor dem Gemälde des Leipziger Malers Ulf Puder, Foto: Petra Kammann
Weiterlesen
Bildende Künste, Fotografie · Video · Film, Kultur und Gesellschaft, Kunstszene überregional, Kunstszene Frankfurt/Offenbach, Kunstszene Rhein-Main, Malerei | Kommentare deaktiviert für „Beyond White“ von Strelow & Walter Projects in der Galerie Heike Strelow
2024, Dezember 13.
Mehr-als-Talente der Opernwerkstatt überzeugten mit reichem Repertoire
Von Uwe Kammann
Wer ab und zu das französische Radioprogramm „France Musique“ hört, der wird manchmal schon zur Frühstückszeit überrascht werden. Dann nämlich, wenn in der Moderation „Le Lied allemand“ angekündigt wird, das deutsche Lied also. Im Unterton ist immer ein leichtes Erstaunen wahrzunehmen (Exotismus?), aber noch viel stärker eine Bewunderung. Denn dieses Genre genießt international den Ruf einer gewissen Einzigartigkeit – wobei immer eines mitschwingt: Ja, das steht im musikalischen Reich vor allem für Romantik. In den Konzertsälen hat es „Le Lied“ hingegen, was den Publikumszuspruch angeht, nie ganz leicht. Das zeigte sich vor kurzem wieder bei einem großartigen Liederabend unter der Regie von Brigitte Fassbaender in der Oper Frankfurt, gewidmet der „Schönen Magelone“ von Johannes Brahms.

Das Opernstudio mit Brigitte Fassbaender zu Gast in der Kronberg Academy, v.l.: Brigitte Fassbaender, In Sun Suh, Anne Larlee, Andrew Kim, Abraham Bretón, Clàudia Ribas, Morgan-Andrew King, Foto: Patricia Truchsess von Wetzhausen 2024
Weiterlesen
Kultur regional / Rhein Main, Kultur und Gesellschaft, Kunst Orte, Kunstszene überregional, Musik, Oper | Kommentare deaktiviert für Lied und Oper: Gelungene Genre-Premiere in der Kronberg Academy
2024, Dezember 6.
Dass ich eins und vielfach bin – Auch ein Rekurs auf Goethe
Von Petra Kammann
Hundert Jahre nach der Formulierung des Surrealistischen Manifests durch André Breton 1924 feiert die revolutionäre Kunstbewegung des Surrealismus fröhliche Urständ, in Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, im Lenbachhaus in München oder auch in der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn. In Frankfurt gibt DIE GALERIE in ihrer nurmehr sechsten Einzelausstellung von André Masson einen tieferen Blick in das Werk dieses „unkonventionellen“ Vertreters des Surrealismus, in dessen Gesamtwerk sich in den verschiedensten Schaffensphasen die unterschiedlichsten Techniken und Themen wiederfinden. In seinen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen hat sich der Erfinder des „déssin automatique“ ebenso durch Goethe, Kleist und die deutsche Geistesgeschichte inspirieren lassen wie durch die deutsche Romantik, den Impressionismus oder auch die asiatische Kalligrafie. Zur Vernissage kamen sein 89jähriger Sohn, der Dirigent Diego Masson, sowie seine Enkeltochter Sonia Masson.

Der Dirigent Diego Masson, der Sohn von André Masson, war zur Vernissage der Ausstellung aus Paris angereist, Foto: Petra Kammann
Weiterlesen
Bildende Künste, Bildung · Pisa von innen, Buch und Literatur, Kultur Frankfurt, Kultur und Gesellschaft, Kunstorte, Kunstszene überregional, Malerei, Oper, Skulptur, Tanz, Zeichnung · Druckgrafik | Kommentare deaktiviert für Retrospektive von André Masson, „La mémoire du monde“ – „Das Gedächtnis der Welt“ in DIE GALERIE
2024, Dezember 2.
Das Wasser, den Wind und das Ende der Zeit hören
von Petra Kammann
„The Language of Water“ for Ensemble and electorincs (2021/24). Eine magische Uraufführung der mexikanischen Komponistin Tania Rubio als Ergebnis eines Artist-in-Residence-Aufenthalts in dem von der Fotografin, Psychologin und Stifterin Ulrike Crespo (1950-2019) gestalteten Landschaftspark Glenkeen Garden an der Südwestküste Irlands war im Frankfurter Crespo Haus live zu erleben mit Streichern, Bläsern, Perkussionisten, einem Pianisten samt Elektronik des Ensemble Modern unter der Leitung der litauischen Dirigentin Raimonda Skabeikaitè und der Klangregie von Moritz Fischer.

Die mexikanische Komponistin Tania Rubio mit Mitgliedern des Ensemble Modern, Foto: Petra Kammann
Weiterlesen
Bildende Künste, Bildung · Pisa von innen, Kultur Frankfurt, Kultur und Gesellschaft, Kunstszene überregional, Kunstszene Frankfurt/Offenbach, Musik, Performance, Skulptur, Zeichnung · Druckgrafik | Kommentare deaktiviert für „Paths Unseen: The Sounds of Glenkeen“- Klangliche und musikalische Erkundungen eines irischen Landschaftsparks mit dem Ensemble Modern