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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alle Artikel zu Malerei

Pilar Colinos Kunst der Zerbrechlichkeit im Nebbienschen Gartenhaus

2024, Juni 10.

„Nichts ist selbstverständlich“

Von Petra Kammann

Nichts bleibt, wie es war. Klingt wie eine Binse: Genau aber das empfinden wir gerade häufig als schmerzlich. Unser friedliches Zusammenleben ist nicht unantastbar, das Leben in der Natur schon lange nicht. Stromleitungen und Windräder zerschneiden die Bilder einer unberührten – wie wir meinen- romantischen Natur. Vögel suchen nicht mehr ihre Nester in Bäumen, sondern auf  Stromleitungen. Und ist ein Haus wirklich  eine feste Burg? Auch Häuser verfallen. Pilar Colino, die Künstlerin aus Valencia, deckt in ihren groß angelegten Bildern verschiedene Schichten der angegriffenen Natur auf. Sie fotografiert die Idyllen, legt sie als Siebdruck in den Hintergrund Ihrer Leinwände und übermalt sie. Bis zum 16. Juni sind ihre eindrucksvollen Werke noch im Nebbienschen Gartenhaus in den Wallanlagen zu sehen. Am kommenden Wochenende ist sie für den Weißenburger Kunstpreis nominiert.

Die Künstlerin Pilar Colino vor „Der Fuchs und sein Revier“(2023), Foto: Petra Kammann

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Luc Peires Wohnhaus und Atelier in Knokke

2024, Mai 30.

Der Meister der Vertikale

von Simone Hamm

Knokke an der belgischen Küste. Ich stehe vor einem unscheinbaren Reihenhaus. Das einzige, was mir auffällt, ist, dass es ein Flachdach hat. Als ich eintrete, bin ich überrascht. Überall Licht. Oberlichter. Weiße Wände, weißes Treppenhaus. Bodentiefe Fenster geben den Blick frei auf den Graten mit einer großen Kiefer. Das ideale Ambiente für die klarstrukturierten Bilder des Malers Luc Peire. Peire, 1916 in Brügge geboren, kam vom Expressionismus, reduzierte seine Malerei immer mehr, wurde zum abstrakten Maler.

Schlichte Eleganz und die puristischen Bilder bestimmen Luc Peires Wohnhaus, Foto: Simone Hamm

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Kabinettpräsentation „Else Meidner. Melancholia“ im Jüdischen Museum

2024, Mai 25.

Die Dämonenbändigerin

Von Christian Weise

Else Meidner (1901 – 1987) studierte – willensstark, entgegen dem Wunsch ihrer Eltern – in Berlin Kunst und wurde dabei von Käthe Kollwitz und Max Slevogt gefördert. Sie war Schülerin des Expressionisten Ludwig Meidner, später seine Ehefrau und Gefährtin in der Zeit des Exils in London. Lange stand Else Meidner im Schatten ihres berühmten Mannes. Das Jüdische Museum Frankfurt zeigt nun bis März 2025 in drei Hängungen insgesamt 57 großformatige Porträtzeichnungen der Künstlerin.

Else Meidner, Selbstbildnis mit Dämonen, 1927–1930 © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer

„Da sind ja lauter Dämonen zu sehen!“, kommentierte Ludwig Meidner in Berlin, als er die vorgelegten Zeichnungen seiner neuen Studentin sah. Prompt zerriss sie die Blätter. Temperamentvoll, lebendig und unterhaltend konnte Else Meidner sein, gleichzeitig aber blickte sie intensiv und tief auf die inneren Stimmungen und Dämonen. Einer der wichtigen Dämonen – er bremst nämlich das gesamte menschliche Tun – ist die Melancholie. Mit diesem Titel wurde am Donnerstag Abend die Kabinett-Ausstellung „Else Meidner – Melancholia“ im Frankfurter Jüdischen Museum eröffnet.

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„Otto Ritschl – Bilder der späten Jahre“ im Kunsthaus Wiesbaden

2024, Mai 24.

Faszinierendes Spätwerk – ein Farb-Fest fürs Auge

Von Hans-Bernd Heier

Otto Ritschl gehört zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Kunst in Deutschland. Er stand in engem Austausch mit Alexej von Jawlensky, Ernst Wilhelm Nay, Willi Baumeister und Hanna Bekker vom Rath und war eine der bedeutendsten Malerpersönlichkeiten im Wiesbadener Kulturleben. Erstmals seit Jahrzehnten zeigt das Kunsthaus Wiesbaden eine repräsentative Auswahl der späten Bilder. Gerade „das Spätwerk hat Ritschls Ruhm ausgemacht“, so Peter Iden, Kunstkritiker und Gründungsdirektor des Frankfurter Museums für Moderne Kunst.

1975/35 Komposition; ©wiesbaden.de / Foto: Museumsverein Ritschl e.V.

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12. Auflage von LiTeraTurm: „On Beauty“ – Ein Lesefestival mit den Lichtern einer Großstadt und einer ambivalenten Idee von Schönheit

2024, Mai 20.

Schönheit als Glücksversprechen

Rätselhafter Zauber aus der Tiefe des Raumes und die Weite des Horizonts

Von Petra Kammann

Kriege, Krisen Katastrophen. Unsere Welt befindet sich im Dauerstress. Lässt sich da überhaupt über Schönheit reden oder gar streiten? Was in dieser hässlichen Welt als schön anzusehen sei, ist viel stärkeren Schwankungen bzw. geschichtlichen Entwicklungen unterworfen als es Naturwahrnehmungen sind. Doch muss das Schöne deshalb als Beweis für subjektive Beliebigkeit herhalten? Die verschiedensten Facetten solcher und ähnlicher Fragen, die um das Kunst- und das Naturschöne, um das schöne Schreiben, um Mode und Alltagskultur, aber auch um manipulierte Schönheit und normative Schönheitsideale kreisen, waren Thema des Lesefestivals LiteraTurm zwischen dem 13. bis 18. Mai. Und das mit dem Blick von höherer Warte aus, von den Spitzen Frankfurter Hochhäuser oder aus der Distanz seriöser Kulturinstitutionen. Zum 300-jährigen Kant-Jubiläum wurde die Schönheit der Vernunft ebenso in Frage gestellt wie anlässlich des 250. Geburtstags des romantisch-modernen Malers Caspar David Friedrich die Schönheit der Landschaft. Ein Bericht über zwei Top-Veranstaltungen…

Rätselhafte Schönheit aus höherer Perspektive: Blick vom 38. Stock des Opernturms, Foto: Petra Kammann

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„Mirror of Thoughts“ – Einzelausstellung von Muntean/Rosenblum in der Sammlung Gegenwartskunst im Frankfurter Städel

2024, Mai 13.

Nicht Paare, sondern Passanten

Eine Einzelausstellung des Künstlerduos Markus Muntean und Adi Rosenblum in der Sammlung Gegenwartskunst mit einer Videoarbeit und elf großformatigen Gemälden

von Petra Kammann

Einkaufszentren, Flughafenhallen, Hotels oder Büros. Sie bringen Menschen zusammen und doch? Schaffen Sie auch Verbindungen zwischen ihnen? Das Künstler-Duo beide Jahrgang 1962, hat sich eine blutjunge Generation als Sujet ins Visier genommen. Sind die coolen modisch gestylten Typen gelangweilt, genervt oder voller Melancholie? Was wollen sie uns damit sagen?

Ausstellungsansicht Muntean/Rosenblum. Mirror of Thoughts Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz

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„Ida Dehmel-Kunstpreis der GEDOK“ für Iris Hoppe und deren Ausstellung „Counter Balance“

2024, Mai 11.

Ausloten der Grenzen von Körper, Psyche und Lebensraum

Von Petra Kammann

Zum dritten Mal wurde der „Ida Dehmel-Kunstpreis der GEDOK“ bundesweit ausgeschrieben. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr mit dem Ida Dehmel-Kunstpreis der GEDOK e.V.(Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden e.V) das Gesamtwerk einer Künstlerin, „die in der Auseinandersetzung mit zentralen Themen der Gegenwart und zu herausragenden Ausdrucksformen gefunden hat“. Er ging  an die Multi-Media-Künstlerin Iris Hoppe. Eines ihrer Themen: Ist die Gesellschaft aus dem Gleichgewicht geraten? Der Sinn für die Balance, den Körper und die Psyche ins Gleichgewicht zu bringen, durchzieht das gesamte Werk der in Köln arbeitenden experimentierfreudigen Künstlerin. In Zeichnungen, Videos, Fotos, Skulpturen und Performances komponiert sie vorgefundene und händisch bearbeitete Materialien in Fläche und Raum, in Bewegung, Handlung und Zeit. Und sie bringt diese mit poetischen Texten und musikalischen Kompositionen ästhetisch in Schwingung.

Exercises on equality von Iris Hoppe 

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NACHT DER MUSEEN in Frankfurt und Offenbach begeisterte 40.000 Kunst- und Kulturinteressierte 

2024, Mai 5.

Feier der vielfältigen Museenlandschaft am Main

Ein abwechslungsreiches Programm mit Ausstellungen, Performances, Workshops, Musik und Tanz lockte auch in diesem Jahr zahlreiche Besucher:innen zur NACHT DER MUSEEN in die Mainmetropole. Insgesamt besuchten zwischen 19 und 2 Uhr rund 40.000 Interessierte mehr als 50 teilnehmende Museen, Galerien und Kulturinstitutionen. Sowohl die Innenstadtbereiche um den Frankfurter Römer, das Mainufer und in Offenbach aber auch die dezentralen Orte waren durchgehend gut belebt. 

Nacht der Museen Bus vor Deutschem Filmmuseum

Nacht der Museen Bus vor Deutschem Filmmuseum © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Frank Rumpenhorst

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Museum Wiesbaden zeigt „Günter Fruhtrunk. Retrospektive“

2024, Mai 1.

Intensives Seherlebnis dank farbgewaltiger Arbeiten

Von Hans-Bernd Heier

Günther Fruhtrunk revolutionierte die abstrakte Nachkriegsmalerei in einer Weise, die bis heute ihresgleichen sucht. Seine Kunst prägte jahrzehntelang das Straßenbild der Bundesrepublik. Anlässlich seines 100. Geburtstags widmet jetzt das Museum Wiesbaden dem Maler und Grafiker eine sehenswerte Retrospektive – nach der ersten Station im letzten Jahr in Bonn. Es ist die erste große Einzelausstellung des Künstlers nach drei Jahrzehnten in Deutschland. Bis zum 25. August 2024 zeigt das Landesmuseum Wiesbaden rund 50 Gemälde aus allen Schaffensphasen Fruhtrunks.

Ausstellungsansicht der Fruhtunk-Restrospektive; Foto: Museum Wiesbaden

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Belgien gedenkt seines größten Malers James Ensor zum 75ten Todestag

2024, April 24.

Masken, Skelette – und Jesus, der im Triumphzug nach Brüssel zieht

von Simone Hamm

„Ensor. Inspired by Brussels“ heißt die große Ausstellung in der Königlichen Bibliothek zu Brüssel (KBR). Sie ist im Palast von Karl von Lothringen aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. Zu Ensors Zeiten war der Palast ein Museum, in dem es auch einen Kupferstichsaal gab. Der Künstler Ensor war dort tief berührt von Rembrandts Radierungen. Auch moderne Kunst gab es im Palast zu sehen. Und mehr noch: Ab 1887 stellt Ensor dort mit seiner Malergruppe Les XX aus. Und das ist das Außergewöhnliche an dieser Ausstellung. Wir stehen genau da, wo Ensor einst stand und betrachten einige der Gemälde, die er hier ausgestellt hatte. Weil Ensor in Flandern geboren wurde, betonten und betonen flämische Nationalisten, dass James Ensor Flame war. Dabei sprach er noch nicht einmal gut Flämisch. Zu Hause wurde Französisch gesprochen und geschrieben.

Muscheln, Collections d’art des Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique

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