Der ukrainische Zirkus „Waterland“ überzeugt mit seiner Wandershow
Ungewöhnliche Wasserkulisse und artistische Höchstleistung
Von Walter H.Krämer
Der Zirkus „Waterland“ stammt aus der Ukraine und war ursprünglich ein stationärer Zirkus. Aufgrund des russischen Überfalls reiste das Ensemble aber nach Polen aus. Dort entwickelten die Künstler eine Wandershow, die zunächst durch Polen zog, bevor sie im vergangenen Jahr erstmals nach Deutschland kam. Noch bis zum 2. November gastiert der Zirkus in Frankfurt auf dem Festplatz am Ratsweg und begeistert dabei Jung und Alt. Zirkuskünstler aus der Ukraine – alle ausgebildet an staatlichen Circus Schulen in ihrer Heimat – präsentieren dabei artistische Höchstleistungen unter Wasser, auf dem Wasser, in der Luft und auf dem Land.

Ein echtes Wasserspektakel, Foto: Walter H. Krämer
Schon von Weitem sieht man die zwei rotweißen Türme des Zirkuszeltes und einen riesigen Oktopus über dem Eingang.
Mit elf Lastkraftwagen kam der Circus an seinem Spielort an und das durchschnittlich fünfzehn-köpfige Team brauchte drei Tage, um das Zelt mit allem, was dazu gehört, aufzubauen. Das runde Wasserbecken, das mittig des Zeltes aufgebaut wird und einen Durchmesser von 13 Metern hat, wird dabei mit 120 Tonnen Wasser gefüllt. „Das Wasser kommt dabei ganz normal aus dem Hydranten“, erklärt der Veranstalter.
Und die Besucher*innen strömen an diesem Freitagnachmittag. Darunter erstaunlich viele Kinder, die sich später neben den artistischen Darbietungen an Popcorn und Zuckerwatte erfreuen können. Und als Clown Booba einen riesigen Wasserball ins Publikum wirft, der zurückgeworfen werden soll, sind etliche Kinder nicht mehr auf ihren Stühlen zu halten.

Booba, der sensationelle Zauberer, Foto: Walter H. Krämer
Die Akrobat*innen schweben, tanzen, taufen, springen über einem Wasserbecken, gefüllt mit 120.000 – 150.000 Liter Wasser, und boten inmitten der ungewöhnlichen Wasserkulisse etliche ausgefeilte Choreografien auf höchstem Niveau.
Jonglage, Luft- und Hochseilakrobatik, Kunstsprünge in das vor den Zuschauern gespannte Netz wechseln sich ab mit Ausdruckstanz und Wasserballett. Der Höhepunkte sind also viele. Besonders eindrucksvoll die Feuerperformance, bei der mit Fackeln jongliert und getanzt wird. Akrobaten, die bis unter die Zirkuskuppel fliegen und dabei mit verschiedenen Kunststücken entweder auf dem Trampolin oder auf der vertikalen Wand landen, versprühen einen Hauch von Afrika mit Kostümen und dem Rhythmus der Trommeln – übrigens einer der wenigen Momente, wo Musik und Darbietung zusammengehen.
Die Manege wird unter anderem von Fabelwesen, Engeln und Meerjungfrauen bevölkert. Während der zahlreichen Umbauten, die sich geräuschlos und schnell vollzogen, nimmt Clown Booba Tuchfühlung mit dem Publikum auf. Er kann zaubern – aus leeren Röhren etliche Flaschen hochprozentiger Getränke, das Publikum zum Klatschen animieren und einzelne Zuschauer auf die Bühne holen, denen Peinlichkeiten erspart bleiben. Gottseidank. Und nicht zu vergessen – das hätte man ihm gar nicht zugetraut – Luftsprünge auf dem Trampolin vollführen.

Akrobaten auf dem Hochseil, Foto: Walter H. Krämer
Das Zelt bietet Platz für 850 Besucherinnen und Besucher – und zwar jeden Alters, wie die Veranstalter betonen. „Unsere Gäste sind Kinder, Eltern, Großeltern, also Familien, aber auch Paare, Schulen und Freundesgruppen“, heißt es.
Auf ihrer Webseite sprechen die Veranstalter von einer „Feenwelt auf dem Wasser“. Booba erklärt, dass artistisch übers Wasser geflogen und im Wasser getanzt werde. Auch Feuer, Lichtstrahlen und Soundeffekte würden passend eingesetzt sowie 30 Tonnen Wasser, das durch Fontänen in die Luft geschossen wird. Die Show kombiniert Spannung, Spaß und beeindruckende Darbietungen wie Akrobatik und Tanz mit einem starken Fokus auf Wasser- und Lichteffekte. „Es ist eine tolle Show“, schwärmt der Clown.
Dem kann man – allerdings mit Einschränkungen – zustimmen. Der Sound ist ohrenbetäubend und größtenteils Techno- und basslastig. Das nervt auf Dauer und nimmt dem Zirkus zeitweise auch die Magie. Besonders bei der Seifenblasenshow „Regenbogenfantasie“. Hier ist der Technosound völlig fehl am Platze. Auch weiß man manchmal nicht, wo man zuerst hinschauen soll – ins Wasser, auf den Boden oder in die Luft – überall zeigen der Artist*innen ihr Können.
Zwei Stunden und 15 Minuten kann das Publikum die Show genießen. Darin eingerechnet ist eine 15-minütige Pause. Das Wasser werde während der Vorstellung von überall kommen – „von oben, von unten, von rechts, von links“, erklärt der Veranstalter und Clown Booba scherzt: „Einen Regenschirm brauchen die Gäste aber nicht mitzubringen.“
Ich empfehle den Besuch der Veranstaltung. Dabei sollten sie für alle Fälle Oropax nicht vergessen und wenn es der Geldbeutel erlaubt, Karten in Block A, rechts oder links, ab Reihe 5 kaufen. Von diesen Plätzen aus hat man eine optimale Sicht auf das Geschehen.

Schlussbild von „Waterland“, Foto Walter H. Krämer
Und nach der Show kann man guten Gewissens nach Hause gehen, in dem Wissen, dass mit dem Geld, das die Truppe mit ihren Auftritten einnimmt, Hilfsgüter für die Verwandten und Bekannten der Künstlerfamilien gekauft und mit Lastwagen in ihre Heimat Ukraine geschickt werden.

Der Circus auf dem Wasser in Frankfurt, Foto: Walter H. Krämer
Zu wünschen ist eine weiterhin erfolgreiche Tour durch Deutschland – Der Circus gastiert noch bis zum 2. November 2025 in Frankfurt am Main auf dem Festplatz am Ratsweg. Weitere Termine sind dann für Hannover (7. November bis 30. November 2025), München und Augsburg (beide 18. Dezember 2025 bis 11. Januar 2026) geplant. – und die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine.
