Das diesjährige Spendenprojekt des International Women’s Club
„Frauenrecht ist Menschenrecht“
Wenn demnächst – wie alljährlich zum Abschluss eines Clubjahres – wieder das sommerliche Internationale Freundschaftsfest des International Women’s Club (IWC) stattfindet, dann wird auch wieder für die „gute Sache“ gesammelt. Die mehr als 400 Frauen aus über 50 Nationen pflegen im IWC nämlich nicht nur Freundschaften, sondern engagieren sich schon seit über 75 Jahren auch sozial. Diesmal geht es um bei uns in Deutschland lebende Frauen und Mädchen, die von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen sind.
3 Powerfrauen für die gute Sache (v.l.:die Chirurgin Dr. Stefanie Adili, IWC-Präsidentin Sabine Schmitt und Fachreferentin Tanja Wunderlich von FIM), Foto: Petra Kammann
Was ein solcher Eingriff für diese Mädchen und Frauen an Leid im Alltag bedeutet und welcher Meilenstein eine Operation für ein schmerzfreies Leben für sie bedeuten kann, machten die Wiesbadener ästhetische Chirurgin Dr. Stefanie Adili und Tanja Wunderlich, Fachreferentin für FGM/C (Female Genital Mutilation/Cutting) bei FIM, in einem Gespräch mit der Presse deutlich.
Frauen, die schon die Genitalbeschneidung im Kindesalter erlitten haben, leiden auch langfristig unter körperlichen Folgeproblemen wie etwa beim schmerzhaften Wasserlassen, beim Abfluss von Menstruationsblut, bei Entzündungen durch Fistelgänge, sowie bei erschwerten Geburten. Etliche Allgemein- oder Frauenärzte reagieren darauf mit Unverständnis und können ihnen oft überhaupt nicht weiterhelfen, weil sie sich auf dem Gebiet nicht auskennen. Da gibt es insgesamt medizinisch noch eklatante Versorgungslücken.
Dabei könnte auch im Extremfall genital „verstümmelten“ Frauen, denen etwa die Vulva komplett zugenäht wurde, durch eine spezifische Operation geholfen werden, so die Ärztin Stefanie Adili, die seit einigen Jahren ehrenamtlich für FIM arbeitet und dort Frauen berät. Sie steht in ständigem Austausch mit dem afrodeutschen Facharzt für Plastische Chirurgie und Spezialisten Dr. med. Dan mon O’Dey, von dem sie selbst auch lernte, denn von dem Verfahren hat sie in ihrer eigenen chirurgischen Ausbildung nie etwas gehört. Der weltweit renommierte Experte auf dem Gebiet hingegen hat ein mikrochirurgisches Verfahren zur Wiederherstellung des weiblichen Genitals entwickelt, war bis 2024 Gründer des Zentrums für rekonstruktive Chirurgie weiblicher Geschlechtsmerkmale an der Aachener Klinik und ist heute in einem Kinikverbund in Heidelberg tätig.
Dr. Adili erläutert am Modell einer Klitoris, wie die Nervenstränge verlaufen, Foto: Petra Kammann
Der aufwändige Eingriff einer Rekonstruktion des weiblichen Genitals ermöglicht es den Betroffenen, Form und Funktion sowie die Sensibilität wiederherzustellen, was für die betroffenen Frauen eine neue Lebensqualiät zur Folge hat, d.h. ein schmerzfreies Leben und die Chance auf eine erfüllte schmerzfreie Sexualität.
Unabhängig von den körperlichen Beschwerden der Mädchen und Frauen, können auch die psychischen Folgen gewaltig sein, zumal viele der Betroffenen Angst und Scham empfinden, über ihre Beschwerden überhaupt zu sprechen. In ihren Herkunftsländern wie Somalia, Ägypten oder auch im asiatischen Indonesien, ist es oft ein archaisches Ritual, das Mädchen und Frauen schlicht über sich ergehen lassen müssen. Und man stelle sich nur vor, man würde einem Mann die Penisspitze abschneiden…
Um die Hürde zu überwinden, sein eigenes angst- und schambesetztes Problem darzustellen, sind oft längere Beratungsgespräche vonnöten. Da kommt das Beratungsangebot von FIM e.V. (Frauenrecht ist Menschenrecht) ins Spiel. Die dort arbeitenden Beraterinnen klären nämlich behutsam die betroffenen Frauen und Mädchen auf, unterstützen sie sprachlich, begleiten sie zu Arztterminen und helfen ihnen, administrative Hürden zu überwinden. Vor allem unterstützen sie sie darin, die inneren Konflikte auf dem Weg zu einer OP zu überwinden. Dazu ermutigen und stärken sie sie.
Dennoch sei es wichtig zu betonen, dass die Entscheidung zu einer Rekonstruktion immer in den leider nur wenigen medizinischen Spezialeinrichtungen, durchgeführt werden solle und die Entscheidung dazu auch individuell getroffen werden müsse.
Ist das aber ein Thema, das uns in unserem Kulturkreis etwas angeht? Die diesjährige IWC-Präsidentin Sabine Schmitt, die sich das Jahresthema „Innovationen“ vorgenommen hat und nach der Unterstützung eines karitativen gemeinnützigen Projekt suchte, war schnell überzeugt. Sie war erschüttert darüber, dass „mitten unter uns“ Frauen leben, „die solche Beschneidungen durchlitten haben.“
Wer hätte gedacht, dass es laut Schätzungen des Bundesfamilienministeriums allein in Deutschland rund 80.000 Betroffene gibt, während es weltweit insgesamt sogar rund 230 Millionen sind? Ein Beispiel war für sie besonders überzeugend: die Somalierin Fahma, die als Sechsjährige in ihrem Herkunftsland beschnitten wurde und seither unter massiven körperlichen Problemen litt, die sie nicht mehr losließen und die ihren Alltag extrem beeinträchtigten. Sie hatte gezielt nach Unterstützung gesucht und war schließlich zu FIM empfohlen worden, wo sie von der Möglichkeit einer operativen Rekonstruktion erfuhr.
Zwar zögerte Fahma zunächst, dann aber wurde ihr im Laufe vertrauensvoller Gespräche mit einer somalisprachigen Beraterin und der einfühlsamen Aufklärung von Dr. med. Stefanie Adili immer deutlicher, welche Chance für sie in einer entsprechenden OP liegen könnte. So entschied sie sich für den operativen Eingriff, wurde von der Beraterin zu Terminen bei Dr. O’Dey begleitet und kann nach der erfolgreichen Behandlung nun endlich aufatmen: „Ich habe mein ganzes Leben vorher gelitten und hatte immer Schmerzen.“ Zwei Jahre nach dem Eingriff ist sie nun endlich glücklich und sogar stolz auf den Mut für ihre Entscheidung, die ihr Leben veränderte. Inzwischen hat sie eine schulische Ausbildung aufgenommen und bewältigt mit ihrer Tochter den Alltag schmerzfrei.
Tanja Wunderlich von FIM engagiert sich für die Frauen, die unter dem Trauma der Genitalverstümmelung leiden, Foto: Petra Kammann
Wie Tanja Wunderlich von FIM (Frauenrecht ist Menschenrecht) berichtete, kann die Rekonstruktion der Klitoris oder der Vulva die Lebensqualität der Patientinnen entscheidend verbessern, ihnen ein schmerzfreies Leben und die Chance auf eine erfüllte Sexualität ermöglichen, was oft genug auch für die männlichen Partner befriedigender ist und die durchaus auch zu Aufklärungsgesprächen mitkommen.
Und warum sind dafür Spenden notwendig?
Die Organisation FIM, bei der Migrantinnen in etlichen unterschiedlichen Lebensbereichen beraten werden, ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um die sehr (zeit-)intensive Betreuung für eine derartige OP zu gewährleisten und die zusätzlich entstehenden Kosten zu finanzieren wie etwa Fahrten zu Untersuchungsterminen, für den Kauf von Hygieneartikeln, für die Unterstützung einer spezifischen Fortbildung oder für im Rahmen einer medizinischen Nachbehandlung entstehenden Kosten, die außerdem auch für Beratung und die weitere Begleitung notwendig sind.
Nicht zuletzt sollen die Mittel für die Anschaffung einer Untersuchungsliege bei FIM verwendet werden, die eine wichtige Voraussetzung für ein niedrigschwelliges und wenig schmerzhaftes Angebot für Erstuntersuchungen von Frauen in den vertrauten Räumlichkeiten durch Dr. Adili zu ermöglichen.
150 Frauen haben sich inzwischen bei FIM beraten lassen. Auf einer Warteliste stehen schon die Namen von etwa 30 weiteren, die sich einer OP unterziehen wollen. Der Erfolg wird sich zweifellos in der Community herumsprechen und für weitere Aufklärung sorgen. Das ist zu hoffen. Petra Kammann
Für Spenden über € 300 stellt der IWC gerne eine Spendenbescheinigung aus und bittet um Zusendung des Namen und der Adresse des Spenders an:
Spendenkonto: IWC Frankfurt e.V.
IBAN: DE82 5001 0060 0058 9876 06
Verwendungszweck: Spende FIM/Name
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