Zurück am Schaumainkai – Wiedereröffnung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) nach erfolgreicher Sanierung am 1. Juni 2025
Die Villa mit dem ,Haus im Haus‘ hat nun Luft nach oben
Von Petra und Uwe Kammann
Von Februar 2010 – Januar 2011 sowie von September 2021 – Juni 2025 war das DAM wegen Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Ausstellungen fanden an Gast-Orten statt wie von 2022 – 2025 im Interimsquartier DAM Ostend. Am 1. Juni 2025 feiert das DAM am Museumsufer nun sein Jubiläum 40 + 1 , dazu die Wiedereröffnung des Hauses. Eigentlich sieht es so aus wie immer und doch ist vieles anders, vor allem energetisch.
Das sanierte Deutsche Architekturmuseum (DAM) am Schaumainkai – bereit für die Wiedereröffnungsfeier am 1. Juni 2025, Foto: Petra Kammann
1984 war es eine große Tat des damaligen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann. Er hatte mit dem damaligen 1999 gestorbenen Gründunggsdirektor Heinrich Klotz das erste Architekturmuseum Deutschlands am später berühmt gewordenen Museumsufer eröffnen können, das inzwischen europaweit als eine der hochbekannten Adressen in Sachen historischer und aktueller Architektur gilt.
Über dem ,Haus im Haus‘ in der Gründerzeitvilla lassen sich die Dachflächen für eine natürliche Belüftung öffnen, Foto: Petra Kammann
Der renommierte Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers hatte als zentrales Gestaltungselement ein ,Haus-im-Haus‘ in die historische Gründerzeitvilla eingefügt, das die Architektur mit den ihr ureigenen architektonischen Gestaltungsmitteln selbst thematisiert und auch international große Beachtung fand, zumal dort fortan wechselnde Ausstellungen zu nationalen und internationalen Architektur- und Städtebauthemen des 20. und 21. Jahrhunderts stattfanden.
Auch nach 40 Jahren ist es nach wie vor – und inzwischen seit knapp 20 Jahren unter der Leitung von DAM-Direktor Peter Cachola Schmal – ein Diskussionszentrum für aktuelle architektonische und städteplanierische Fragen, Tagungen und Workshops. Es gibt zahlreiche Publikationen heraus und ist Ausrichter hochrangiger Preise, so zu herausragender deutscher Architektur und zum Internationalen Hochhauspreis.
Letzte Installationsarbeiten im sanierten DAM, Foto: Petra Kammann
Noch wird gerade an allen Ecken gewerkelt, geprüft, gestrichen und ausgebessert, bis das Eröffnungsfest mit einem Jahr Verspätung nach dem 40. Geburtstag am 1. Juni starten kann. Strahlende Helligkeit durchzieht derzeit die Räume. Die architektonisch interessanten Öffnungen sind noch nicht durch Schautafeln verstellt. War dieses Haus eigentlich für Ausstellungsobjekte gemacht?
DAM-Direktor Peter Cachola Schmal, Foto: Uwe Kammann
Hausherr Peter Cachola Schmal wirft einen Blick auf die technischen Neuerungen und den zukünftigen Museumsbetrieb: „Gespannt blicken wir auf die technischen Neuerungen im Haus und wie sie sich im Betrieb beweisen werden – zum Beispiel die Sonnenschutzverglasung ,Microshades‘ im Erdgeschoss, die Verdunkelung im 1. Obergeschoss sowie die Begrünung der Höfchen in der großen Ausstellungshalle.“
Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig betont die Rolle des Museums für Frankfurt: „Das Deutsche Architekturmuseum spielt eine ganz besondere Rolle für Frankfurt. Denn es gibt nur ein Deutsches Architekturmuseum in Deutschland und das hat hier bei uns am Museumsufer seinen Platz. Ich bin deshalb sehr froh und auch ein bisschen stolz, dass wir es geschafft haben, dieses wunderbare Haus am Mainkai jetzt zu sanieren, auf den neuesten technischen Stand zu bringen und damit in seinem Wert zu erhalten.“ Sie dankte allen Beteiligten für ihr Vertrauen, das langjährige Durchhalten im Interimausweichquartier im Ostend.
Bei der Pressekonferenz (v.l.n.r.): DAM-Pressesprecherin Brita Köhler, Peter Cachola Schmal, stellvertr. DAM-Direktorin Andrea Jürges, Kulturdezernentin Ina Hartwig und Sigrid Eichler (Leiterin des Amts für Bau und Immobilien der Stadt Frankfurt), Foto: Petra Kammann
Zu Beginn ihres Statements hob sie die Rolle der Museen als „dritte Räume“ hervor – nach den Räumen für Wohnen und Arbeiten. Während früher die Kirchen wesentliche Räume der Kultur darstellten, seien es heute vor allem kulturelle Bauten, die zur Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt beitrügen.
Museen seien dritte Räume, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig, Foto: Petra Kammann
Zu ihrem Statement gehörte auch eine weuitere programmatische Aussage: “Neues Bauen heißt für uns, die Verantwortung für zukunftsfähige Lösungen zu übernehmen und mit diesen Erfahrungen professionell zu wachsen. Wir müssen gerade im Bestand die Nutzung erneuerbarer Energien ermöglichen, Dächer und Fassaden begrünen und Flächen wo möglich entsiegeln. Ich freue mich über das sehr gute Ergebnis, das den Charakter des Hauses im Geiste von Oswald Matthias Ungers bewahrt und gleichzeitig eine erhebliche Verbesserung bei den klimatischen Bedingungen für Besuchende und Mitarbeitende erzielt.”
Die Herausforderungen im denkmalgeschütztzen Museumsgebäude seien nicht gerade einfach gewesen: Zu diesem Schluss kam auch Sigrid Eichler, Leiterin des Amts für Bau und Immobilien der Stadt Frankfurt: So hätten sich trotz umfangreicher Voruntersuchungen manche Überraschungen gezeigt, „vor allem bei der energetischen Erneuerung der Haustechnik im denkmalgeschützten Bestandsgebäude“.
Der Darmstädter Architekt Hans Rittmannsperger sanierte das Haus, Foto: Petra Kammann
Das unterstrich auch der Architekt Hans Rittmannsberger, denn in dem 1984 errichteten Museumsgebäude hätten die innenklimatischen Bedingungen weder den Anforderungen an Arbeitsplätze noch den kuratorischen Standards genügt. Dabei ging er auch auf die gestalterische Grundlinie bei der Sanierung ein.
„Alles soll so aussehen, als ob man nichts gemacht hätte“. Dies sei die innere Zielvorgabe gewesen bei der Sanierung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) am Schaumainkai, sagte der Architekt bei der Vorstellung des in vier Jahren vor allem unter energetischen und brandschutztechnischen Aspekten – aber auch an einzelnen Fassadenstellen – von Grund auf erneuerten Gebäudes. Grundsätzlich sollte, so betonten es sowohl Hans Rittmannsberger als auch DAM-Direktor Peter Cachola Schmal, die „Persönlichkeit“ des Hauses gewahrt werden.
Ein einvernehmlich effektives Team: Direktor Peter Cachola Schmal, Architekt Rittmannsperger und die stellvertretende DAM-Direktorin Andrea Jürges, Foto: Petra Kammann
Das Deutsche Architekturmuseum war vor einundvierzig Jahren in seiner äußeren und vor allem inneren Gestaltung als Transformation einer gründerzeitlichen Villa vom für seine markante Formensprache bekannten Architekten Oswald Matthias Ungers (das Quadrat als ‚Markenzeichen‘) in direkter Auftragsvergabe realisiert worden und bildete nach dem von Richard Meier entworfenen Museum Angewandte Kunst den Auftakt zum Museumsufer, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Filmmuseum (Architekt: Helge Bofinger).
Letztlich habe man das Haus nach denselben denkmalpflegerischen Maßstäben „behandelt wie ein Barockschloss“, sagte Rittmannsberger. Sein Darmstädter Architekturbüro ist auf solche behutsame Behandlung von bedeutenden Baudenkmälern spezialisiert. So wurden u.a. das Schloss Friedenstein in Gotha, das Alte Rathaus in Bonn und die Herzogin-Amalia-Bibliothek in Weimar oder auch die Alte Synagoge in Erfurt in der Regie des Büros denkmalsgerecht saniert. Der gesamte Planungs- und Realisierungsprozess für die Sanierung des DAM hat insgesamt zehn Jahre in Anspruch genommen (Planung inbegriffen), wobei die ursprünglich veranschlagten Kosten von 12,1 Millionen Euro moderat überschritten wurden, auf knapp unter 14 Millionen Euro trotz Pandemie und gestiegener Baukosten.
Die zentrale Halle im Erdgeschoss mit dem für den damaligen Architekten Oswald Mathias Ungers typischen Quadraten als Gestaltungselement, Foto: Petra Kammann
Die Zusammenarbeit von beiden Seiten – Architekt und Bauherr – sei in jeder Hinsicht vorbildlich gewesen, so betonten es der Architekt und der DAM-Direktor gleichermaßen. Mit der Tochter Ungers’ seien außerdem die urheberrechtlichen Fragen im einvernehmlichen Rahmen abgestimmt worden, auch seien die Aspekte des Denkmalschutzes ebenso in einem harmonischen Prozess geklärt worden.
Heute, so kommentierte Kulturdezernentin Ina Hartwig diese damalige Vergabepraxis, sei ein solches Verfahren aufgrund der europaweiten Ausschreibungspflichten nicht mehr möglich. Stark geprägt wurde der Entwurfsprozess Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre durch den Kunsthistoriker, Architekturtheoretiker und Journalisten Heinrich Klotz. Der Verfechter der vorher in Mode gekommenen Postmoderne wurde schließlich Gründungsdirektor des DAM.
In einem Begleittext des DAM werden die einzelnen Sanierungsmaßnahmen im Detail aufgelistet und beschrieben. Weil es im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt gewesen sei, seien umfangreiche energetische Verbesserungen vorgenommen worden. Auch wenn bereits 2011 das komplette Erdgeschoss mit einer Fußbodenheizung ausgestattet wurde, seien bei den damaligen Qualitäten der Außenbauteile, vor allem der Glasdächer und der Außenwände der Villa, zu hohe Energieverluste zu verzeichnen gewesen. Die Folgen: überhitzte oder zu kalte Bereiche, vor allem im Erdgeschoss sowie nicht ausreichend beheizbare Büroräume im 3. Obergeschoss. Zudem wiesen die Glasdächer Undichtigkeiten mit entsprechenden Folgeschäden an den Innenseiten der Außenwände auf.
Nicht zuletzt seien auch die Fluchtwege teils zu lang gewesen oder hätten endeten auf Nachbargrundstücken geendet. Zahlreiche Brandschutzabschottungen vor allem im Dachbereich und Brandschutzanforderungen an Trockenbaukonstruktionen waren mangelhaft. Die Lichtdecke in der Halle im Erdgeschoss bestand aus einem bei Brand abtropfenden Material, so dass es wie auch die dahinterliegende Dachdämmung erneuert werden musste.
Das sanierte Erdgeschoss: lichtdurchflutet, frisch und dicht, Foto: Petra Kammann
Um die energetische Situation zu verbessern, wurden sämtliche Glasdächer erneuert, Dachflächen wärmegedämmt und die Außenwände der Villa im 3. Obergeschoss mit einer Innendämmung sowie einem Außendämmputz versehen und sämtliche Fenster erneuert, die Glasdächer und die nach Süden ausgerichteten Fenster mit einer Sonnenschutzverglasung (‚microshades‘) ausgestattet worden, um den sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten. Dabei wurden die undichten Stellen und die Schäden an den Fassaden beseitigt und die Natursteinverkleidungen sowie der Außenputz erneuert. Dazu wurde die bestehende Kälteanlage des Gebäudes erweitert, die Lüftungsanlage ertüchtigt und die Heizanlage der Obergeschosse erneuert.
Auch die seitlichen Höfe wurden freigelegt und können nun begrünt werden, Foto: Petra Kammann
Neben den Sanitäranlagen wurden besser nutzbare Lager-, Büro- und Personalaufenthaltsflächen geschaffen. Außerdem erhielt das Museum eine zeitgemäße EDV-Versorgung, d.h. einen schnellen Wlan-Anschluss. Natürlich mussten auch die witterungsbedingten Feuchteschäden an den Sandsteinarkaden, Grenzmauern und Höfen behoben werden. Als die Lichtdecke in der Erdgeschosshalle eine neue Verkleidung erhielt, wurden auch die Flachdächer des Tonnendaches über der Ausstellungshalle begrünt, der Baum im Innenhof konnte trotz der Bauarbeiten erhalten werden.
Ausstellung „Stadt für Alle“ im ,Haus im Haus‘, Foto: Petra Kammann
Zum Auftakt zeigt das DAM die Präsentation „41 JAHRE – 41 OBJEKTE“ mit einem Blick in das Archiv des DAM sowie die Ausstellung „STADT für ALLE“. Im Juni folgen dann so aktuelle Themen wie „ARCHITECTURE AND ENERGY“ sowie im Rahmen von 100 Jahre Neues Frankfurt: „STADT BAUEN HEUTE?“
Architekturvermittlung auf vier Ebenen, Foto: Petra Kammann
DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
dam-online.de
Öffnungszeiten:
Di, Do-So 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr, Mo geschlossen
Eintrittspreise:
12 Euro, ermäßigt 7 Euro STADTPlus: 10 Euro, ermäßigt 7 Vorträge: 7 Euro, ermäßigt 4
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Auszubildende, Studierende der Goethe-Universität und der Frankfurt University of Applied Sciences, Mitglieder des Fördervereins, Inhaber der DAM-Karte, der Museumsufer-Card und des Museumsufer-Tickets, Mitglieder der AKH, ICOM-Mitglieder, Besucher aus den Partnerstädten, notwendige Begleitpersonen für behinderte Menschen.
Direktor:
Peter Cachola Schmal
Stellvertretende Direktorin:
Andrea Jürges
Café im DAM:
Die Frankfurter Neue Küche unterstützt das DAM als neuer gastronomischer Partner –handgemacht, regional verwurzelt und international inspiriert. Im FNK Lunch Club können sich Gäste dienstags bis freitags auf täglich wechselnde Mittags-Gerichte und während der gesamten Woche auf kleine Signature Dishes, hausgemachte Kuchen und erfrischende Getränke freuen.