25. goEast Festival des mittel-und osteuropäischen Films Vom 23. Bis 29. April 2025
Brücke zwischen dem westdeutschen Publikum und dem östlichen Europa
Programmübersicht von Renate Feyerbacher
Am 23. April wurde in dem Denkmal geschützten Innenraum der wunderschönen Caligari FilmBühne in Wiesbaden das 25. goEast Festival eröffnet. Das ehemalige „Ufa im Park“ wurde 1926 als Stummfilmtheater in neogotischem Stil erbaut. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus von den Amerikanern genutzt. Eine grundlegende Umgestaltung nach Plänen des Architekten Ludwig Goertz erfolgte 1955. „Ein Juwel unter den deutschen Lichtspielhäusern“, so der in Wiesbaden geborene Filmregisseur Volker Schlöndorff.
Pressekonferenz im DFF zum 25jährigen Jubiläum des goEast Festivals mit Festivalleiterin Heleen Geeritsen (li) und Marta Moneva-Enchev (Kommunikation), Foto: Petra Kammann
Nach dem traditionellen Wodka-Empfang wurde der Avantgarde Stummfilm MyGrandmother von Kote Mikaberidze aus Georgien von 1929 gezeigt. Er setzt sich kritisch mit der allgegenwärtigen Bürokratie des jungen sowjetisch-stalinistischen Staatsapparats auseinander. Meine Grossmutter war 40 Jahre in der Sowjetunion verboten. Der satirische Kommentar ist auch heute noch aktuell. Das experimentelle Trio Cleaning Women aus Finnland begleitete mit selbstgebauten Instrumenten aus recycelten Haushaltsgeräten.
Ein zweiter Stummfilm Saxophon Susy von Karel Lamac mit dem Ufa-Star Anny Ondra musikalisch begleitet von Pianist Uwe Oberg und Saxofonistin – Flötistin Ulrike Schwarz folgt am Sonntag 27.4. um 11 Uhr in der Caligari FilmBühne.
Heleen Geeritsen hat über viele Jahre das Festival geprägt, Foto: Petra Kammann
Die noch amtierende Festivalleiterin Heleen Gerritsen, die das Festival acht Jahre leitete und nun nach Berlin wechselt, betonte die Bedeutung des kulturellen Austauschs damals wie heute.
Beim Pressefrühstück im Deutschen Filminstitut&Filmmuseum in Frankfurt (DFF) kündigte sie ein hochkarätiges Programm des mittel- und osteuropäischen Kinos der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft an.
76 Filme aus 43 Ländern, davon 14 Spiel- und Dokumentarfilme im Wettbewerb. Drei Hauptpreise vergibt die fünfköpfige internationale Jury: „Die Goldene Lilie“ mit 10.000 € für den besten Film, die Landeshauptstadt Wiesbaden 7.500 € für die beste Regie und die besten goEast Dokumentation 1.000 €. Die Vorsitzende der Jury ist die bosnische vielfach ausgezeichnete Regisseurin Jasmila Zbanic.
Einige Filme des Wettbewerbs, die interessant sein könnten:
Die internationale Filmkritik (FIPRESCI) verleiht auch Preise. Amnesty International wird ebenfalls wieder dabei sein und unterstützt das georgische Familienporträt Blueberry Dreams von Elene Mikaberidzes.
Gezeigt in Caligari 26.4 / 20.30 h, Apollo-Kinocenter 27.4./ 21.30 h, im DFF am 1.5. / 18 h.
Eight postcards from Utopia, eine Found- Footage Dokumentation des rumänischen Regisseurs Radu Jude, der mit seinem Spielfilm Kontinental 25‘ den Berlinale Drehbuchpreis gewann, beleuchtet den Einzug des Kapitalismus in Rumänien mit all seinen Verheißungen.
Vorführungen Caligari am 24.4 / 21 h Apollo-Kinocenter 25.4 / 17.15 h, im DFF am 27.4. / 18 h.
The song Sustxotin von Khusnora Rozmatova, ein abgründiges Drama aus einem usbekischen Dorf, wo große Dürre herrscht.
Im Caligari 25.4./16.15, Apollo-Kinocenter –26.4./14.30 h, DFF 26.4./19.30 h
Die Hommage ist Anastasia Lapsui aus dem indigenen Stamm der Nenzen (Rußland, Westsibirien) und dem finnischen Ehemann Markku Lehmuskallio gewidmet. Sieben Langfilme des Paares aus den Jahren 1982 bis 2015 hat Kurator Olaf Möller, der ein Gespräch mit dem Ehepaar in Helsinki führte, für goEast ausgewählt. Sie sind im Wiesbadener Murnau-Filmtheater zu sehen.
Revenge oft the Babushka
ist der Rheinmain Kurzfilm-Wettbewerb überschrieben, der in der Caligari FilmBühne am 24.4. /19.00 und 26.4. /11.00 h gezeigt wird.
Omas, Babas, Babushkas – Gender und Altern im Europäischen Kino ist das Symposium überschrieben. Es gibt Vorträge und Diskussionen und mehrere Filme über das Thema.
Ein solcher Beitrag ist das Porträt VIKA! von der polnischen Regisseurin Agnieszka Zwiefka. Wirginia alias Vika, ehemals Sonderschullehrerin, ist als die älteste DJane Polens bekannt. Das Porträt zeigt die Freuden, aber auch die Herausforderungen, die eine selbstständige Frau mit über 80 Jahren mitmacht.
Wirginia alias Vika am 14.1.2025 bei der Premiere im Kino Harmonie in Frankfurt, Foto: Renate Feyerbacher
GOEAST BIRTHDAY PARTY @ Altes Gericht mit Vika und DJ Janeck am 26.04 / 22 h.
Der Film Vika ! ist zu sehen in Capitol Mainz 27.4. / 12.00 h, im rex Darmstadt 27.4./ 20.00h, Murnau 27.4. /21.30h.
Zum Thema 80 Jahre Kriegsende werden herausragende historische Spielfilme, die „unterrepräsentierte Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg“ beleuchten, begleitet von einem Diskussionspanel.
Margarethe von Trotta in der Frankfurter Paulskirche bei der Verleihung des Th-W.-Adorno-Preises, Foto: Petra Kammann
Margarethe von Trotta wird mit Urs Spörri (DFF) nach dem Film Rosa Luxemburg (1986) am Samstag 26.4. um 15.30h über den Film, über Feminismus im Jahr 2025 und ihre persönlichen Beziehungen zu Polen sprechen.
Es ist bedauerlich, dass hervorragende Filme aus dem mittel- und osteuropäischen Europa so selten in deutschen Kinos vorgestellt werden.
goEast Veranstaltungsorte innerhalb Wiesbadens:
Caligari FilmBühne – Marktplatz 9
Murnau-Filmtheater – Murnaustraße 6
Kulturzentrum Schlachthof – Murnaustr.1
Festival Center –Heimathafen im Alten Gericht – Gerichtsstraße 2
goEast Spielorte außerhalb Wiesbadens:
DFF –Frankfurt – Schaumainkai 41
Programmkino rex – Darmstadt – Grafenstraße 18-20
Kinocenter Gießen – Bahnhofstr.34
Capitol Kino – Mainz-Neubrunnenstraße 9
goEast Festivalbüro
Friedrichstraße 32 in Wiesbaden
Tel. 0611 – 236843-10
Nach der Festivalwoche können vom 1.5. bis 8.5. einzelne Filme online gestreamt werden. Informationen auf der Webseite.