Ein Geburtstagskonzert der besonderen Art: Emil Forever
Der legendäre Frankfurter Jazzmusiker Emil Mangelsdorff wird mit einer nach ihm benannten Allee geehrt
Von Uwe Kammann
Was für ein Tag, dieser Freitag unter der kalendarischen Fixierung 11. April 2025. Nein, kein gewöhnliches Datum, sondern der Geburtstag von Emil Mangelsdorff. Hundert wäre er geworden, er, dem sein Freundeskreis vor drei Jahren im Januar das letzte Geleit gegeben hat, unter bewegenden Jazzklängen. Jetzt, an diesem sonnenüberstrahlten Frühlingstag, war Emil Mangeldorff so präsent wie zu seinen Lebzeiten. Auch, weil ihm die Stadt, mit der er so verbunden war, eine besondere Ehre zuteil werden ließ: indem sie eine Straße nach ihm benannte, eine, die geradewegs auf einen Ort zuführt, der seit dreißig Jahren mit seinem Namen so verbunden ist wie kein zweiter: das Holzhausenschlösschen.
Teslime Mangelsdorff, Frankfurts OB Mike Josef und Christian Setzepfandt, ehrenamtlicher Stadtrat, bei der Enthüllung des neuen Schildes, Foto: Petra Kammann
Sage und schreibe 213 Mal hat er hier unter dem inzwischen legendären Reihentitel „Das Emil-Mangeldorff-Quartett & Friends“ die Jazzliebhaber verzückt – bis zum letzten Augenblick frisch, voller Spielfreude, vor allem mit einem ihm eigentümlichen Saxophon-Sound. Er war dabei schon längst eine Jazzlegende geworden, in vielfältigen Konstellationen, auch international.
Jazz live mit dem „Trio Corinna Danzer“ (Saxofon), Martin Lejeune (E-Gitarre), Jonas Lohse (Bass) draußen in der Kastanienallee vor der Umbenennung, Foto: Petra Kammann
„Emil and his friends“ – das war an diesem besonderen Freitag ganz weit zu ziehen. Hunderte von Frankfurtern waren dabei, als das Schild zu seinen Ehren enthüllt wurde und die frühere Kastanienallee nun unter dem klangvollen Namen Emil-Mangelsdorff-Allee firmiert. Die Wertschätzung, die Zuneigung, ja auch die Liebe zu diesem außergewöhnlichen Menschen wurde auch dokumentiert, weil Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef richtige und bewegende Worte fand, um Emil Mangelsdorff seine besondere Ehre zu erweisen. Und dabei eine Formel fand, die auch andere Redner aufgriffen: Jazz, das sei für den auch stets politisch-gesellschaftlich engagierten Musiker immer mit einer leidenschaftlich verfochtenen Eigenschaft verbunden gewesen: FREIHEIT.
Spielten vor den geöffneten Fenstern des Holzhausenschlössschens – v.l.n.r.: Pianist Thilo Wagner, Trompeter Thomas Siffling, Saxophonist Wilson De Oliveira, Bassist Jean-Philippe Wadle, Axel Pape, Foto: Petra Kammann
Der Schauspieler Edgar M. Böhlke war mit seiner Frau Barbara gekommen, Foto: Petra Kammann
Niemand umriss dann schöner und treffender all’ die Lebenslinien und Maximen des Geehrten als der Schauspieler Edgar M. Böhlke, der Emil Mangelsdorff schon ganz früh verbunden war. Er sparte dabei nicht mit markanten Ausflügen in die Weltliteratur, und er zitierte den berühmten Satz von Ernst Bloch:„Ich bin, aber ich habe mich nicht, deshalb werden wir erst.“
Jazzbeschmücktes Holzhausenschlössschen, Foto: Petra Kammann
Klar ist, sein Freund Emil war in diesem Werden sehr weit gekommen. Was nicht zuletzt damit zu tun hatte, dass ihm der Geschäftsführer der Frankfurter Bürgerstiftung, Clemens Greve, mit dem Holzhausenschlösschen über drei Jahrzehnte eine wunderbare Bühne geboten hatte. Nicht umsonst lud Edgar M. Böhlke das Frankfurter Alleen-Taufpublikum zu einer Imginationstour („ein kleiner Film“) ein. (s. angehängtes PDF) Sich vorzustellen, wie man beim Gang über die Brücke von Clemens Greve empfangen würde. Was natürlich auch zum Bild gehört: Emils Frau Teslime zu würdigen, welche – daran hatte auch Mike Josef erinnert – das Erbe bewahre.
Blick durch das geöffnete Fenster in den Park, Foto: Petra Kammann
Und dann, auch das gehört zum ganz lebendigen Erbe, gaben Emils Weggefährten ein hinreißendes Konzert, und zwar für alle, die Emil feiern wollten. Und das waren Hunderte, sehr heiter vereint, die auf dem Rasen des Holzhausenparks lagerten, um Jazz in jener Intensität zu hören, die von allen früheren Abenden ausging: Dazu waren die Fenster des großen Saals weit geöffnet, die Musik fand ihren Weg bei diesem Halb-Freilluftkonzert von innen nach außen, in verblüffend guter Klangqualität.
Langjähriger pianistscher Begleiter von Emil: der Jazzpianist Thilo Wagner, Foto: Petra Kammann
Energiegeladen improvisierte der uruguaynische Saxophonist Wilson De Oliveira, Foto: Petra Kammann
So waren die Weggefährten vom Emil Mangeldorff in wechselnden Kombinationen vereint, nun unter dem Label Ella & Louis Jazz Club: der Pianist Thilo Wagner, der Bassist Jean-Philippe Wadle, der Schlagzeuger Axel Pape, der Pianist Bob Degen, Thomas Siffling mit Trompete und Flügelhorn und Wilson De Oliveira mit seinem Saxophon.
Bassist Jean-Philippe Wadle und Schlagzeuger Axel Pape, Foto: Petra Kammann
Unglaublich, welche Kraft und Spielfreude diese Musik ausstrahlten: Kein Geburtstagskonzert hätte schöner und intensiver ausfallen können: ein Fenstereignis der Sonderklasse. Und natürlich wurden die Titel gespielt, die Emil Mangelsdorff immer am Herzen gelegen hatten: „Sweet Geogia Bright“, „Prelude to a Kiss“, „I hear a Rhapsody“, „Angel Eyes“, „A Night in Tunesia“ – und, natürlich, sein absoluter Lieblingshit: „Blues Forever“.
Kollege und Jazz-Legende Pianist Bob Degen spielte voller Frische, Foto: Petra Kammann
Der Trompeter und hier auch Moderator Thomas Siffling, seit 2024 Leiter der neuen Jazzreihe „Ella & Louis“ brachte das Publikum zum Swingen, Foto: Uwe Kammann
So war dieses Geburtstagskonzert auch überschrieben, natürlich. Aber diese musikalische Ehrung, die der Straßen-Umbenennung folgte, sie hätte auch ebenso gut heißen können: „Emil Forever“.
Ganze Familien tummelten sich im Park und lauschten beschwingt den Jazz-Klängen, Foto: Uwe Kammann
Aber das wird jetzt ja auch allen vor Augen geführt, die demnächst über die schöne, von Kastainien gesäumte Allee auf die Schauseite des Holzhausenschlösschens zugehen: über die Emil-Mangelsdorff-Allee, die bald in voller Blüte stehen wird.
HIER DIE REDE VON EDGAR M. BÖHLKE:
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Nach dem gelungenen Fensterkonzert – v.l.n.r.: Wilson De Oliveira, Jean-Philippe Wadle, Teslime Mangelsdorff, Thilo Wagner, Axel Pape, Thomas Siffling, Bob Degen, Foto: Petra Kammann
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