Museum Wiesbaden präsentiert „Honiggelb – die Biene in Kunst und Natur“ (1)
Die Biene als summende Inspiration und Muse in der Kunst – eine Weltpremiere
von Hans-Bernd Heier
Das Museum Wiesbaden feiert seinen 200. Geburtstag. Johann Wolfgang von Goethe überzeugte damals den Frankfurter Privatsammler Johann Isaac Freiherr von Gerning, seine umfangreichen Sammlungen von Kunstwerken, Altertümern und Naturalien dem Herzogtum Nassau zu vermachen. Dank Goethes Anregung und dem bürgerlichem Engagement konnte das Wiesbadener Museum am 1. April 1825 erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit öffnen. Im Jubiläumsjahr bietet das Hessische Landesmuseum für Kunst und Natur einen höchst attraktiven und abwechslungsreichen Ausstellungsreigen. Zum Auftakt zeigt das Zweispartenhaus unter dem Titel „Honiggelb“ die Doppelausstellung „Die Biene in der Kunst“ und „Die Biene in Natur und Kulturgeschichte“.
Hans Thoma „Der Bienenfreund“,1863, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe/CCO
Heute ist die Biene die Sympathieträgerin des 21. Jahrhunderts. Doch welche Rolle spielte sie in der Vergangenheit? Und welche Geschichten, Ideale und Bilder sind mit ihr verknüpft? Dass sich eine große Museumsschau mit Spitzen-Kunstwerken umfassend der mehr als 500-jährigen Geschichte der Biene in der Kunst von der Renaissance bis in die Gegenwart widmet, ist eine internationale Premiere.
Im Mittelpunkt der interdisziplinären Jubiläumsausstellung steht die Biene mit ihren überraschenden Geschichten, lehrreichen Erzählungen, philosophischen Ideen wie verblüffenden Allegorien. „Erstmalig wird die Geschichte der Biene in einer Ausstellung anhand hoch-karätiger Kunstwerke erzählt. Nie zuvor war es möglich, die große Vielfalt ihrer Rollen so anschaulich zu erleben wie in der Wiesbadener Schau“, betont Kurator und Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. „Viele der Geschichten berühren auch heute, weil die Biene immer wieder Pate für die Verbildlichung allgemeinmenschlicher Gefühle und Ideale stand“.

Lucas Cranach d. Ä. „Venus und Amor als Honigdieb“, 1527. Schwerin; © bpk, Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern / Elke Walford
Die Schau, die noch bis zum 22. Juni 2025 gezeigt wird, vereint mehr als 140 Exponate, darunter zahlreiche Leihgaben aus europäischen Museen, wie Arbeiten von Lucas Cranach d. Ä., Nicolas Poussin, Hans Thoma und Émile Gallé bis hin zu Joseph Beuys und Rebecca Horn. Zum ersten Mal öffentlich ausgestellt wird Angelika Kaufmanns Grisaille „Der Fleiß“ aus Privatbesitz. Zu bewundern sind neben Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen, Grafik, Karikaturen, auch Kunsthandwerk sowie Medaillen und illustrierte Bücher. Die klar strukturierte Präsentation fächert die vielfältige Rolle des Insekts in acht Kapiteln auf. Die Biene steht im Mittelpunkt zahlreicher Sinnbilder – von Friedens- und Zornesallegorien bis hin zu Fleiß, Geduld und Liebesschmerz. Erzählt werden dabei Geschichten, wie beispielsweise der antike Liebesgott Amor zum Honigdieb mutierte oder die legendäre Speisung des Jupiterknaben mit Honig.
„Auch ihre Wehrhaftigkeit wird vielfach ausgedeutet wie auch die Süße des Honigs oder die faszinierende Struktur des Bienenstaates. Ob als Symbol im Christentum oder Sinnbild allgemeinmenschlicher Überlegungen, ob als kostbar gestalteter Gegenstand des barocken Kunstgewerbes oder in ornamentaler Schönheit des Jugendstils, die Biene hat uns Menschen viel zu erzählen – und umgekehrt. Deshalb erläutert die Ausstellung auch, weshalb Napoleon die Biene zum kaiserlichen Symbol erhob, und welche Rolle das Insekt in persönlichen Emblemen spielte“, sagt Henning. Natürlich fehlen weder Wilhelm Buschs „Kleine Honigdiebe“ noch Waldemar Bonsels‘ „Biene Maja“.
„Napoleon auf dem Weg in die Verbannung“, 1814, Künstler unbekannt; hier lösen sich die Bienen vom Krönungsmantel Napoleons, der die Biene als Symbol seiner Herrschaft wählte, und fliegen davon; British Museum London; Foto: The Trustees of the British Museum, London, all rights reserved
Ausgewählte Positionen der modernen und zeitgenössischen Kunst, darunter Arbeiten von Joseph Beuys, Rebecca Horn und Stephanie Lüning, schließen den Ausstellungsrundgang ab. Ermöglicht wird die grandiose Schau durch großzügige Leihgaben aus führenden europäischen Museen und Privatsammlungen, darunter dem Rijksmuseum in Amsterdam, den Staatlichen Museen Berlin, dem British Museum in London, dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, dem Musée du Louvre in Paris und den Musei Reali in Turin.
In Kooperation mit den „Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen“ findet ein vielseitiges Programm an Vorträgen, Führungen und Workshops in den historischen Gärten und Parks statt, das die Doppelausstellung im Museum Wiesbaden räumlich in die Natur erweitert.
Die Ausstellung wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Freunde des Museums Wiesbaden. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur unterstützt die Jubiläumsaktivitäten mit 50.000 €.
Zur Ausstellung ist der Katalog „Honiggelb“ im Hirmer Verlag erschienen, herausgegeben von Andreas Henning; 39,90 € an der Museumskasse; eine kostenfreie Media-Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.
„Die Biene in der Natur und Kulturgeschichte“ (Teil 2) erscheint demnächst in FeuilletonFrankfurt
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