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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Rückblick auf die 75. BERLINALE

Ein Festival der starken Frauen. (1)

von Renate Feyerbacher

Insgesamt über zweihundert Filme wurden auf der Berlinale gezeigt und 336. 000 Karten und somit etwas mehr als im letzten Jahr verkauft. Die ganze Bandbreite des Kinos zu reflektieren, das ist Tricia Tuttle, der neuen Berlinale-Intendantin sehr wichtig. Sie leitet das Festival als erste Frau alleinverantwortlich. Die US-amerikanische Programmmanagerin, Dozentin, Autorin und Journalistin leitete vier Jahre lang das London Film Festival und zählt zum die globale Medienbranche prägenden Personenkreis. Entsprechend die Auswahl der 19 Wettbewerb-Beiträge aus. Ein Schwerpunkt lag auf den Dokumentarfilmen, wobei der politische Aspekt der Berlinale nicht vernachlässigt wurde. Sämtliche internationalen filmischen Erzählformen kamen zum Tragen. Neu war die Sparte ‚Perspektives‘, die 14 herausragende Neuentdeckungen des internationalen Films, die den Nachwuchs der Filmszene ins Rampenlicht stellten. Erweitert wurde schließlich das queere Film-Angebot…

Das Plakat der 75.ten Berlinale

Auf dem Roten Teppich war namhafte Prominenz vertreten wie zum Beispiel die Schauspielerin Tilda Swinton, die den Goldenen Ehrenbären erhielt. Ihre Dankesrede war brillant, aber auch tendenziös. Sie hatte auf einer Pressekonferenz von ihrer Bewunderung der Israel Boykott-Organisation (BDS) gesprochen. Die vorgelesene Rede eines iranischen Schauspielers, die Israel, Deutschland und dem Westen Völkermord an den Palästinensern vorwarf, rief den Berliner Staatsschutz auf den Plan. Aber dank Tricia Tuttle kam es zu keinen weiteren Eskalationen. Sie hielt auf dem Roten Teppich dagegen das Foto einer israelischen Geisel hoch und ehrte posthum den französischen Regisseur Claude Lanzmann (1925-2018) mit seinem Film Shoah. Außerdem waren Film-Beiträge über den 7. Oktober sowohl aus israelischer als auch palästinensischer Seite dabei.

Die Eröffnung, sachlich-locker moderiert von Desirée Nosbusch, informierte ausführlich über das Programm mit Filmen und Vorträgen. Außerdem gab es Einblicke in die Jury-Entscheidungen über die eingereichten Film-Beiträge. Danach kam der Film Das Licht des deutschen Regisseurs Tom Tykwer mit Nicolette Krebitz, Lars Eidinger und Tala Al-Deen auf die Leinwand. Er wurde in der Sektion Berlinale Special gezeigt. Bald kommt er in die Kinos.

Timon Gremmels und Moderatorin Paula Essam beim Empfang des Hessischen Ministers, Foto: Renate Feyerbacher

Auch in diesem Jahr gab es einen Empfang für Filmschaffende in der Landesvertretung Hessens, wo in Eiseskälte vor dem Eingang eine lange Menschenschlange ausharrte. Erst Minuten nach dem geplanten Beginn um 17 Uhr gab es schließlich Einlass.

Fünf Werke, die HessenFilm gefördert hatte, wurden in diesem Jahr auf der 75. Berlinale gezeigt: MOTHERS BABY, Regie: Johanna Moder, Berlinale Wettbewerb, HYSTERIA, Regie: Mehmet Akif Büyükatalay, Sektion Panorama, HOUSES, Regie: Veronica Nicole Tetelbaum, Sektion Forum, DAS DEUTSCHE VOLK, Regie: Marcin Wierzchowski, Sektion Berlinale Special,  ZIRKUSKIND, Regie: Julia Lemke und Anna Koch, Sektion Generation Kplus.

Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur begrüßte die Teams der fünf vertretenen Filme. Als Besten Deutschen Film hatten die Leserinnen und Leser des Magazins epd-Film 2024 Sterben von Regisseur Matthias Glasner mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch auserkoren. Aus den Händen von Sabine Horst, Leitende Redakteurin von epd-Film, empfing Regisseur Glasner die Auszeichnung.

Regisseur Matthias Glasner, Foto: Renate Feyerbacher

Anschließend gab es einen Empfang. Dort sah man u.a.: den iranischen Regisseur Behrooz Karamizade (Leere Netze), die Film- und Bühnenschauspielerin Patrycia Ziólkowaks, die früher am Schauspiel Frankfurt aktiv war, dann Schauspielerin Sunnyi Melles und Regisseur David Hadda (Die Zweifler), die gerade den Grimme Preis erhalten haben, schließlich Caroline Peters. Die Schauspielerin und Autorin wird am 13. März in der Darmstädter Centralstation lesen.

Patrycia Ziólkowaks, Foto: Renate Feyerbacher

Regisseurin, Produzentin, Autorin, Biologin Ina Knobloch (Die Akte Oppenheimer) war aus Frankfurt gekommen. Gemütlich saßen Schauspielerin und Regisseurin Marie-Lou Bellem, (Die Schule der Frauen), der Komponist Mischa Siders und Isaak Dentler, Schauspieler am Schauspielhaus Frankfurt – auch in vielen Filmen zu sehen wie etwa im Frankfurter Tatort – zusammen.

Isaak Dentler, Marie-Lou Bellem, Mischa Siders, Foto: Renate Feyerbacher

Über alle Genannten wurde bereits in FeuilletonFrankfurt anlässlich der Abende Hessischer Film- und Kinopreis 2023 und 2024 berichtet. Florian Bartholomäi, ein Frankfurter Bub, ehemals Schüler des Gymnasiums Musterschule, der bereits mit 11 Jahren auf der Frankfurter Opernbühne stand, und der in Tatorten den Bösewicht spielte, ist in vielen Fernsehproduktionen von ARD und ZDF zu sehen, war auch da. Sein Vater Paul Bartholomäi moderierte bis 2011 die ausgezeichneten Klassiksendungen in hr2, die derzeit wiederholt werden.

Filme der Sektion Berlinale Special:

In der Sektion Berlinale Special gab es mehrere interessante Filme zum Beispiel: Heldin. Hofiert und von Besuchern begeistert gefeiert, wurde die Filmschauspielerin Leonie Benesch im Film Heldin der Regisseurin Petra Volpe. Sie spielt die überlastete Pflegekraft Floria, die mit einer Kollegin 26 zum Teil schwer kranke Menschen nachts im Krankenhaus medizinisch versorgt, sie tröstet und ihnen Hilfestellung in persönlichen Krisen leistet. Sie eilt ständig hin und her.

Der alltägliche stressige Dienst im Krankenhaus, dem wie allen Kliniken Personal fehlt,– hier spielte der Film in der Schweiz –  ist wie eine Live-Dokumentation über den Pflegenotstand. Es sind unterschiedliche Patienten-Porträts, die das Alltägliche mit einbeziehen. So verlässt ein alter Mann eigenmächtig die Klinik, weil er vergebens auf den Diagnose-Bericht der Ärztin wartet. Berührend ist die Szene, in der die Pflegekraft Floria mit einer alten dementen Dame „Der Mond ist aufgegangen“ singt, deren Text diese noch beherrscht. Ein ständig auf die Uhr schauender, meckernder reicher Mann, dem sie eine 40.000 Euro teure Rolex stibitzt und aus dem Fenster wirft, verblüfft das Publikum, das über diese Szene bei der Vorführung lacht.

Floria ist zutiefst menschlich, aber auch überfordert, und so passiert ein gravierender Behandlungsfehler. In der Nacht stirbt eine Frau, die sie nicht wirklich im Blick hatte. Jeder Handgriff, den Benesch ausführt, ist authentisch. Sie wurde intensiv für diese Rolle geschult. Manchmal würde der Zuschauer gerne etwas Persönliches über Floria erfahren. Was ist mit ihrem Kind?

 „Heldin“ mit Leonie Benesch, Foto: Zodiac Pictures 2025

Eine großartige schauspielerische Leistung, die Benesch bereits in anderen Filmen bewies. Mit 18 Jahren war die gebürtige Hamburgerin in der Hauptrolle Eva in Das weiße Band (2009) des mehrfach ausgezeichneten österreichischen Regisseurs Michael Haneke zu sehen.

In Das Lehrerzimmer (2023) des deutsch-türkischen Regisseurs Ilker Catak hat Leonie Benesch die Hauptrolle der engagierten jungen Sport- und Mathematiklehrerin namens Carla dargestellt, die versucht, eine Situation, entstanden durch einen Diebstahl am Gymnasium, zu lösen. Aber ihr Idealismus lässt sie scheitern. Als ausländischer Film wurde er für den Oscar nominiert. Leonie Benesch gewann den Deutschen Filmpreis. In  September 5 (2024) des Schweizer Filmemachers und Drehbuchautors Tim Fehlbaum ist sie die deutsche Übersetzerin. Aus Sicht der Sportjournalisten wird von den terroristischen Ereignissen während der Olympiade 1972 in München berichtet. Auch dieser Film erhielt viele Auszeichnungen.

Petra Volpe, Regisseurin von Heldin, Tochter eines sogenannten italienischen Gastarbeiters und einer Aargauer Bäckerstochter, ist derzeit die erfolgreichste Regisseurin der Schweiz. Sie studierte in Potsdam-Babelsberg und lebt heute in New York und Berlin. In ihrem Film Die göttliche Ordnung (2017), der im Jahr 1971 spielt, geht es um das Frauenstimmrecht in der Schweiz und darum, dass Ehemänner ihren Frauen verbieten, einer Berufstätigkeit nachzugehen. Sie hätten sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Ein Lysistrata-Thema. Der Beitrag machte Volpe berühmt. Kamerafrau war Judith Kaufmann, die auch den Film Das Lehrerzimmer und nun Heldin drehte.

Die meisten Kritiken lobten den Film, nur die Neue Züricher Zeitung (NZZ) ließ kein gutes Haar daran. So seien die Patienten nicht echt, sondern geschminkte Darsteller. Es ist eben ein Spielfilm und keine Dokumentation. Derzeit läuft der Film im Arthouse-Kino Cinema in Frankfurt.

Still aus: „Das Deutsche Volk“  Marktplatz Hanau, Foto: Marcin Wierckowski /Berlinale

In der Sektion Berlinale Special lief auch die Dokumentation Das deutsche Volk, so steht es auf dem Denkmal der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm auf dem Marktplatz in Hanau.

„Der Film erzählt die Geschichte des rassistischen Anschlags in der hessischen Stadt Hanau im Jahr 2020 aus der Perspektive der Hinterbliebenen und Überlebenden. Innerhalb weniger Minuten erschoss der Täter neun junge Menschen, weil er sie nicht für Deutsche hielt. Welche direkten und langfristigen Folgen hat ein solcher Anschlag auf die Menschen und ihre Stadt? Regisseur Marcin Wierzchowski begleitete vier Jahre lang die Hinterblieben und sprach mit ihnen über ihren Umgang mit der Trauer und der persönlichen Verarbeitung des Verlusts eines geliebten Menschen. Er zeigt aber auch ihren Kampf um Anerkennung und Zugehörigkeit zu dem Land, das sie ihr Zuhause nennen. Die Angehörigen fühlen sich von Behörden und Politik im Stich gelassen, denn trotz vieler Worte des Mitgefühls sind sie es selbst, die die Umstände der Tat aufdecken müssen. Dabei stoßen sie auf die kalte Bürokratie eines Systems, das auf solch ein Verbrechen nicht vorbereitet ist – obwohl rechter Terror zur traurigen Normalität der deutschen Geschichte gehört.“ (Berlinale-Pressetext)

Said Nesar Hashemi, Hamza Kenan Kurtovic, Ferhat Unvar, Sedat Gürbüz, Fatih Saracoglu, Gökhan Gültekin, Vili Viorel Paun, Mercedes Kierpacz und Kaloyan Velkov. Das sind die Namen der neun Menschen, die am 19. Februar 2020 von einem 43-jährigen Neonazi ermordet wurden. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.

Die Dokumentation, ein von fünf Berlinale-Beiträgen, die von HessenFilm gefördert wurden, erschüttert, was das Versagen der Landesregierung angeht. Zunächst wurden die Untersuchungen sogar eingestellt. Erst die trauernden Familienangehörigen haben nach über einem Jahr herausgefunden, dass 13 Polizisten, die zum Sondereinsatzkommando in der Tatnacht gehörten, Mitglieder eines rechtsextremen Netzwerks waren. Auch die Hanauer Polizei wurde vom damaligen Ministerpräsidenten Volker Bouffier in Schutz genommen. Die Hinterbliebenen beharrten auf einem Untersuchungsausschuss. Erst die Recherchen des dokumentarischen Künstler- und Künstlerinnen-Kollektivs Forensic Architecture – brachte das ganze Ausmaß der Versäumnisse und des Versagens an jenem Abend zutage.

Familienmitglieder der Getöteten haben einen großen Redebedarf. Armin Kurtovic, in Deutschland geboren, deutscher Staatsbürger, dessen Sohn unter den Ermordeten war, kann nicht fassen, dass die Polizei seinen Sohn als orientalisch-südländisch beschrieben hatte, obwohl er blonde Haare und blaue Augen hatte. Er zeigt ein Foto. „Alles, was bisher herausgekommen ist, ist nicht Verdienst der Behörden, sondern unsere Arbeit.“ Heftig wird am Ende der Dokumentation über den Standort eines Denkmals nahe des Grimme Denkmals auf dem Markplatz gestritten. Laut Befragung würden Hanauer Bürger das aber ablehnen, so der Oberbürgermeister.

Die Auseinandersetzungen, gegenseitige Beschuldigungen zwischen den Hinterbliebenen und der Stadtregierung halten weiterhin an. Die schwarz-weiß gedrehte Dokumentation Das deutsche Volk (2025 – Weltpremiere auf der Berlinale) von Marcin Wierzchowski, der „Pole mit der Kamera“, wie er genannt wurde, lebt und arbeitet in Frankfurt, wo er auch studierte.

Weltpremiere hatte der Spielfilm Köln 75 – Regie und Drehbuch Ido Fluk auf der Berlinale. Erzählt werden darin die widrigen Umstände vor dem Konzert des weltberühmten amerikanischen Jazzpianisten Keith Jarrett, das am 24. Januar 1975 im ausverkauften Kölner Opernhaus stattfand. The Köln Concert ist das meistverkaufte Piano-Solo Album. Der israelische, in New York lebende Regisseur lässt der Musik viel Raum und vermittelt so Authentizität.

Mala Emde im Still aus „Köln 75“, Foto: Wolfgang Ennenbach/ One Two Films /Berlinale

Es ist die Geschichte von Vera Brandes, die mit 16 Jahren begann, Konzerte zu organisieren. Mit 18 Jahren gelang es ihr, Jarrett ins Kölner Opernhaus zu holen. Die Vorbereitungen für den Auftritt gestalteten sich allerdings bis zum den letzten Moment als katastrophal. Aber ihrem Engagement, ihrer Zähheit, ihrer Kühnheit und ihrem einnehmend sympathischen Wesen gelang es Vera Brandes, den Pianisten in die Kölner Oper zu lotsen.

Jarrett kam damals in einem alten klapprigen Renault total übermüdet aus der Schweiz an. Das Flugticket, das Vera ihm geschickt hatte, hatte er verkauft. Produzent und Freund Manfred Eicher fuhr ihn. Es ist keine Legende, die da im Film erzählt wird. Vera Brandes hatte mit der Kölner Oper, die damals 10.000 DM Vorkasse verlangte, vereinbart, dass ein Bösendorfer Flügel auf der Vorderbühne steht. Das war jedoch nicht der Fall, stattdessen stand dort ein Flügel, auf dem sich Jarrett – unterstützt von Eicher – weigerte zu spielen. Es sollte auch keine Aufnahme geben, doch bestanden die Tontechniker darauf. Sie wurde übrigens ein Welterfolg.

Im Interview mit dem Kollegen Frank Heer von der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) am 17. Februar in Berlin erinnert sich Vera Brandes, wie es ihr gelungen war, den Klavierstimmer und seinen Sohn zu überreden, sich des „Schrottkastens“ Flügel in der Kölner Oper anzunehmen. Als Jarrett sich weigerte zu spielen, obwohl die Vorstellung restlos ausverkauft war, habe sie ihm in ihrer Verzweiflung den Satz zugerufen: „Wenn Sie nicht spielen, bin ich am Arsch – und Sie sind es auch!“ Worauf Jarrett sie angestarrt und geantwortet habe: „Okay, ich spiele, aber nur für dich.“ (NZZ am 8.3.2025)

Regisseur Ido Fluk, Foto: Renate Feyerbacher

Später sagte er in Gesprächen, er habe das Konzert, bei dem er wie fast immer improvisierte, gehasst. An den Vorbereitungen zum Film hat er sich auch nicht beteiligt. In der Biografie über Keith Jarrett, die Jazz-Kenner Wolfgang Sandner 2015 kurz vor dessen 70. Geburtstag in der FAZ veröffentlicht hatte, steht noch nichts über den Gesundheitszustand des Pianisten drin. Jarrett, der 2018 zwei Schlaganfälle hatte, sprach erst 2020 darüber. Sandner – die beiden kannten sich lange –  schrieb am 24.10.2020 den Beitrag über diese traurige Nachricht.

Natürlich gibt es die eine oder andere Szene im Film, die so nicht gewesen sein konnte. So zum Beispiel, dass diese emanzipierte, selbstbewusste Jugendliche einen wildfremden Mann ansprach und mit ihm zuhause Sex hatte. Ich fragte Vera Brandes danach, denn sie ist meine Nichte, d.h. ihre Mutter war meine Kusine ersten Grades. Nein, die Szene sei fiktiv. Ich konnte sie nach ihrem brutalen Vater, einem Zahnarzt, den ich ebenso kannte, befragen und danach, wer ihr die 10.000DM, die sie sich auslieh, gab – es sei ihre Mutter beziehungsweise ihre reiche Oma,also die ältere Schwester meiner Mutter, gewesen.

Ein spannender Film, ausgefallene Ideen des Regisseurs, flotte Kameraführung von Jens Harant und eine lebhafte, kecke, fresche Mala Emde als Vera. Sie gefällt auf der ganzen Linie.

Alexander Scheer, Mala Emde, Magros, Michel Chernus, John Magro, Foto: Renate Feyerbacher

Der amerikanische Schauspieler John Magaro fasziniert im Film als Keith Jarrett. Im Film-Drama September 5 (2024) spielte er eine Hauptrolle. Alexander Scheer, Schauspieler und Musiker, der für seine Rolle in Gundermann 2018 von Andreas Dresen den Deutschen Filmpreis erhielt, überzeugt als kluger, beratender Produzent Manfred Eicher, Ulrich Tukur übernahm die undankbare Rolle des brutalen Vaters und Jördis Triebel die der distanzierten, aber doch hilfsbereiten Mutter. Geschickt eingebaut wurde die fiktive Rolle des Journalisten Watts, gespielt vom US-Amerikaner Michael Chernus, der sich ans Publikum wendet und über Jazz aufklärt. Eine exzellente Besetzung.

Vera Brandes in Berlin, Foto: Renate Feyerbacher

Vera Brandes war viele Jahre als Konzert- und Festivalveranstalterin tätig. Zudem führte sie zwei Musiklabels und gab etlichen Musikern die Gelegenheit , sich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Ab 2004 widmete sie sich dann aber einem Forschungsprojekt an der Paracelsus, der Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Dabei geht es um die medizinische Wirkung von Musik bei der Behandlung vorwiegend psychosomatischer Erkrankungen. Wie es dazu kam? Ein schwerer Autounfall, der schlimmste Frakturen zur Folge hatte, hatte sie zur Veränderung ihres Lebensstils gezwungen. In einem Beitrag erzählt sie, wie Musik auf die Gesundung des Körpers wirken kann.

Der Film kommt in Frankfurt im Cinéma und Mal‘Sehn- Kino nun auf die Leinwand. Mit Marco Abel, einem deutschen Professor für Anglistik und Filmwissenschaft an der University of Nebraska-Lincoln im amerikanischen Bundesstaat Nebraska, und Autor zahlreicher Bücher über deutsche Filme und Filmschaffende, kam ich in Berlin ins Gespräch. Diese wichtige Stimme deutscher Filmkultur in den USA lobte Köln 75.


Edgar Selge als Leibniz in „Chronik eines verschollenen Bildnis, Foto: Ella Knorz /Berlinale

Der 92jährige Regisseur Edgar Reitz, der im letzten Jahr sein Werk Filmstunde 23 auf der Berlinale vorstellte, war erneut dabei mit seinem Film Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes (2025). Seine Regie wurde unterstützt von Co-Regisseur Anatol Schuster und Ehefrau Salome Kammer als Regieassistentin. Die Schauspielerin, Sängerin, Cellistin aus Nidda ist zudem Direktorin der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

In dieser Hommage an den überragenden Philosophen, Mathematiker, Vordenker der Auflärung Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1717) brilliert Edgar Selge. Das Drehbuch, das der Schriftsteller Gert Heidenreich zusammen mit Edgar Reitz schrieb, gräbt sich tief in das Denken des Philosophen Leibniz ein.

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