Schwarzes Leder, flatternde Hände, weite Sprünge: Choreografien von Nadev Zelner, Marco Goecke und Xin Peng Wang in Dortmund
Zehnjährige Jubiläumsfeier des NRW Juniorballetts und Abschied von Choreograf Xin Peng Wang nach 21 Jahren als Ballettchef in Dortmund mit „Dips“
von Simone Hamm
Der Abend beginnt mit einem Film, in dem ehemalige Tänzer des Juniorballetts NRW zu sehen sind. Mit dieser Tanzkompanie aus Dortmund verhält es sich ebenso wie mit dem Fussballverein Borussia Dortmund. In Dortmund wurden Fußballspieler entdeckt und gefördert, die heute bei den ganz Großen in Manchester, Madrid und Paris mitspielen. Das Juniorballett NRW ist ein Sprungbrett für Tänzer.
Ins „Drama Class“ tanzt Liberty Fergus, Foto: Leszek Januszewski/ Ballett Dortmund
Im Film erzählen die ehemaligen Tänzer des NRW Jugendballetts, wie sehr sie die Zeit in dieser Kompanie geprägt hat. Heute sind viele von ihnen Mitglieder des Dortmunder Balletts, eine beliebtesten Kompanien in Deutschland. Die Aufführungen haben eine Auslastungsquote von 99 Prozent. Und das bei einem Saal, in den fast 1200 Leute passen.
In „Drama Class“ des israelischen Choreografen Nadav Zelner tragen die zwölf jungen Ensemblemitglieder des NRW Jugendballetts schwarze Kostüme. Es sieht aus, als seien ihre Körper eingenäht in die glänzenden, an Latex erinnerten Kostüme mit den dicken Wülsten. Nur die Gesichter sind zu sehen. (Kostüme Maor Zabar) Das erinnert an Fabelwesen aus Science Fiction Romanen und Filmen wie „Dune“. Als tanzten sie auf dem Wüstenplaneten Arrakis. Anfangs kauern sie zusammen unter einem riesigen Hut. Sie scheinen sich zu fürchten. Unablässig suchen sie die Nähe zueinander. Vergeblich.
Die Musik, ein Mix aus Schostakowitsch, Puccini, John Williams, Nadav Zelner und anderen hat etwas Treibendes, Ruheloses. Nadav Zelners Stück hat so gar nichts mit den Gute- Laune- Balletten der meisten israelischen Choreografen zu tun. Er will in diesem Ballett persönliche traumatische Erfahrungen verarbeiten. Dabei ist er nie vordergründig, zeigt nie, was das Trauma ausgelöst hat. Es gelingt ihm meisterhaft, ein sehr fremdes, ungutes Gefühl auf die Bühne zu bringen. Die Tänzer leiden, suchen, tanzen umeinander herum und können letztlich doch das Trauma überwinden, über sich selbst hinauswachsen.
Wenn Tänzer in schwarzen Hosen und bloßem Oberkörper, (die Tänzerinnen tragen ein fleischfarbenes Bustier) deren Hände flattern, auftreten, dann ist das ziemlich sicher eine Marco Goecke Choreografie. „Blushing“ stammt aus dem Jahr 2003. Es geht um Menschen, die sich schämen, die rot werden. Auch bei Goecke bleiben die Tänzer auf sich selbst gestellt. Jeder tanzt für sich allein.
Die ehemaligen Mitglieder des NRW Juniorballetts tanzen jetzt in Zürich, Wien, Amsterdam San Francisco, London. Oder beim Dortmunder Ballett. In „Saturn“, einer Choreografie von Xin Peng Wang treten die Tänzer auf, die wir anfangs im Film gesehen haben und tanzen mit dem NRW Juniorballett. Sie sind ganz in weiß gekleidet (Kostüme: Bernd Skodzig). Xin Peng Wang will in „Saturn“ die Sehnsucht nach dem Paradies vertanzen. Das Paradies, der Sternenhimmel unter dem das Ensemble tanzt, verheißt Schutz und Frieden. Die Musik von 48nord ist laut, schnell und rhythmisch. So ganz elegisch geht es im Paradies des Xin Peng Wang dann doch nicht zu. Die Tänzer springen weit und hoch, sind dynamisch kraftvoll und zeigen, wie perfekt sie sind. Ein schöner Ausklang des dreiteiligen Abends.
„Dips“ ist noch zu sehen:
Fr., 28. Feb. 2025 19:30 Uhr.
Do., 06. März 2025 19:30 Uhr.
So., 16. März 2025 16:00 Uhr.
Fr., 28. März 2025 19:30 Uhr.
Sa., 29. März 2025 19:30 Uhr
Sa., 05. Apr. 2025 19:30 Uhr
Fr., 16. Mai 2025 19:30 Uhr.
Sa., 14. Juni 2025 19:30 Uhr.