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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Walter Moers Komische Kunst im Caricatura Museum Frankfurt

Provokante Kultfiguren, die schamlos jedes Tabu brechen

Ob in Buchhandlungen, im Fernsehen oder im Kino: Moers feiert seit mehr als 30 Jahren große Publikumserfolge bei Jung und Alt. Die Ausstellung „Die Komische Kunst Walter Moers“ im Caricatura Museum Frankfurt zeigt jetzt eine breite Auswahl an Originalillustrationen und -comics, auch unveröffentlichte Skizzen sowie eine Auswahl an kurzen amüsanten Animationsfilmen. Die kurzweilige Schau lädt Besucherinnen und Besucher ein, das facettenreiche Œuvre des vielfach ausgezeichneten Comic-Kultzeichners, Drehbuchautors und Romanciers zu entdecken.

Ausstellungsplakat; © Caricatura Museum Frankfurt

Das Museum für Komische Kunst würdigt mit dieser Präsentation „das Schaffen eines der innovativsten Ausnahmekünstlers, der auch über die deutschen Grenzen hinaus regelmäßig Begeisterungsstürme auslöst, wenn ein neues Buch von ihm gedruckt wird“, sagt Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museums. „Denn Walter Moers hat einen Kosmos der Komischen Kunst geschaffen, wie es ihn kaum ein zweites Mal gibt“.

Der Karikaturist selbst gilt als Phantom unter den Künstlern. Wenig ist aus seiner Biografie bekannt, öffentliche Auftritte scheut er. Verbürgt ist sein Geburtsjahr 1957 und sein Geburtsort Mönchengladbach. Zudem, dass er das Abitur abbrach und lieber in der Stadtbibliothek Bücher von Autoren las, die ihn bis heute beeinflussen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als kaufmännischer Lehrling, begann der Autodidakt Moers zu schreiben und zu zeichnen. Im Comic-Fanzine „PLOP“ publizierte er erstmals einen Comic. Weitere erschienen im Kindermagazin „Der bunte Hund“, im Literaturmagazin „Der Rabe“ und in den Satiremagazinen „Kowalski“ und „TITANIC“. Für letztere zeichnete er u.a. in den Jahren 2001 – 2002 einige Folgen von „Deadman“, dem toten Superhelden.

Selbstbildnis des öffentlichkeitsscheuen Ausnahmekünstlers; © Walter Moers

Bereits in den 80er Jahren arbeitete Moers für das Kinderfernsehen. Für die Sendung „Unser Sandmännchen“ verfasste er Drehbücher, für Wolff und Rüffel entwickelte er die Figur des Prof. Dr. Schimauski. Mit „Käpt’n Blaubärs Seemannsgarn“ schrieb er gemeinsam mit dem Filmemacher Rolf Silber und dem Autoren Bernhard Lassahn TV-Geschichte. Das Trio zeichnete für die erste Serie mit 104 Folgen verantwortlich.

Völlig konträr zum liebevollen Käpt’n Blaubär mit seinen absurd-witzigen Seemannsgarn-Erzählungen erscheint die zweite große Moersche‘ Kultfigur. Schon im Namen steckt reine Provokation: das „Kleine Arschloch“. Ein politisch inkorrekter, respektloser und vulgärer kleiner Junge, der schamlos jedes Tabu bricht. Bereits in den späten 80er Jahren entwickelte Moers die Figur, die erstmals im Satiremagazin „Kowalski“ publiziert wurde. 1990 erschien der erste Comic-Band, dem viele folgen sollten. Auch „Adolf, die Nazi-Sau“ gehört zum provokanten Ensemble des Moerschen‘ Werks.

„Du .. Du…“ nach Roy Lichtenstein; © Walter Moers

Von der Frühzeit bis zur Moderne karikiert Moers bissig und originell die traditionelle Kunstgeschichte und den dazugehörigen Museumsbetrieb. Kurze Animationsfilme sowie Figuren aus der Hand des Bildhauers Carsten Sommer runden die großartige Werkschau ab, die in enger Kooperation mit der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen entstanden ist.

Ausstellungsansicht; bei seinen Gemälden ließ sich Moers u. a. von Picassos und Mirós Werken inspirieren; Foto: Hans-Bernd Heier

Seit der Jahrtausendwende widmet sich der Schriftsteller Moers seinen großen Roman-Projekten und arbeitet seine Geschichten rund um den fantastischen Kontinent „Zamonien“ weiter aus. Bislang erschienen elf Romane, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden. Detailreiche Zeichnungen porträtieren die zamonische Flora und Fauna, detaillierte Karten und Stadtansichten verorten die Schauplätze des Fantasie-Kontinents. Moers persifliert in den Romanen auch aktuelle Themen wie Jugendwahn und Midlife-Crisis, Veganismus, Geschlechtsumwandlung, Pflegenotstand oder Altersarmut.

Zuletzt veröffentlichte der als bester deutschsprachiger Comic-Künstler ausgezeichnete Moers den Band „Edward Gorey – Großmeister des Kuriosen“, ein Kompendium durch die Welt des Autors und Illustrators zum 100. Geburtstag. „Mit diesem Band verneigt sich Moers vor einem seiner großen stilistischen Vorbilder. Dies nimmt das Caricatura Museum Frankfurt auch zum Anlass, im Rahmen der Ausstellung eine Auswahl an Originalradierungen und Objekten des amerikanischen Künstlers im 1. Obergeschoss zu zeigen“, so Sonntag.  hbh

Die Komische Kunst des Walter Moers ist noch bis zum 15. Juni 2025 im Caricatura Museum Frankfurt zu genießen.

Weitere Informationen unter:
https://www.caricatura-museum.de

 

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