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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Frauen-Power am Frankfurter Museumsufer

Gleich vier Häuser mit neuer Leitung – alles promovierte Wissenschaftlerinnen

Von Hans-Bernd Heier

Es gibt frischen Wind am Frankfurter Museumsufer: Gleich vier Häuser erhalten Anfang des Jahres eine neue weibliche Spitze: das Historische Museum, das Institut für Stadtgeschichte, das Museum für Kommunikation sowie das Weltkulturen Museum. Bereits zum 1. Januar hat die Archäologin und Historikerin Dr. Doreen Mölders die Leitung des Historischen Museums Frankfurts übernommen. Auch die Ethnologin Prof. Dr. Larissa Förster, Spezialistin für Raubkunst, startete zum Jahresanfang im Weltkulturen Museum wie auch die Germanistin und Kunsthistorikerin Dr. Annabelle Hornung im Museum für Kommunikation Frankfurt. Nur die Archivarin und Historikerin Dr. Mirjam Sprau wird das Institut für Stadtgeschichte, das als kommunales Archiv den großen Fundus der Frankfurter Geschichte bewahrt und diesen regelmäßig in Ausstellungen präsentiert, erst ab März 2025 leiten.

Annabelle Hornung (Mitte) gibt zusammen mit ihrer Stellvertreterin Corina Engel (links) und Pressesprecherin Regina Hock (rechts) einen Ausblick auf das vielseitige Ausstellungsprogramm 2025; Foto: Hans-Bernd Heier

„Alle vier Direktorinnen sind hoch qualifizierte Wissenschaftlerinnen in ihrem jeweiligen Fachgebiet. Es freut mich wirklich sehr, dass mit diesen tollen Frauen am Frankfurter Museumsufer frische Impulse gesetzt werden. Das wird den Häusern und den Besucherinnen und Besuchern guttun“, freut sich Frankfurts Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig.

Als erste hat die neue Direktorin des Museums für Kommunikation Frankfurt ihre Pläne für das laufende Jahr umrissen und sich den Fragen der Presse gestellt. „Sie tritt“, wie Dr. Corina Engel, Leiterin der Bereiche Ausstellungen, Bildung und Kommunikation betont, „in große Fußstapfen“. Denn ihr Vorgänger Dr. Helmut Gold ist erst letzten Monat nach 27 Jahren an der Spitze des Museums feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden. 1997 war dieser mit der Vision angetreten, das Frankfurter Haus vom Postmuseum zu einem Kommunikationsmuseum zu entwickeln und zu einem lebendigen Ort der Begegnung und des Dialogs mitten in Frankfurt zu machen. Damals startete er als jüngster Museumsdirektor. In seiner Dienstzeit konnte er das futuristisch anmutende, von Prof. Günter Behnisch entworfene Haus mit publikumswirksamen Ausstellungen und innovativen museums- und medienpädagogischen Angeboten zu einem der beliebtesten Museen in der Frankfurter Museumsszene etablieren.

Diese „Erfolgsstory“ möchte Annabelle Hornung fortsetzen. Die studierte Kunsthistorikerin war zuvor vier Jahre Direktorin des Nürnberger Kommunikationsmuseums, wo sie nicht nur die BereicheJournalismus“ und „Kryptografie“ neugestaltet, sondern auch einen „Escape Room“ rund um das Thema Cybersicherheit für Jugendliche eingerichtet hat. In Nürnberg realisierte sie so spannende Sonderausstellungen wie etwa „Potz! Blitz! Vom Fluch des Pharao bis zur Hatespeech“ (2024) oder die vielbeachtete Ausstellung zum Thema KI „New Realities. Wie Künstliche Intelligenz uns abbildet“ (2023). „Mit dem Museum für Kommunikation Frankfurt möchte ich gerne an die bisherige Ausrichtung auf Medienkompetenz und -bildung als Demokratiebildung anknüpfen, aber auch neue Schwerpunkte und Impulse setzen“, betont Hornung. Der Blick in die Vergangenheit und auf frühere Medienbrüche helfe, heutige Herausforderungen wie Digitalisierung und KI besser zu verstehen.

Vor ihrer Tätigkeit für die Museumsstiftung für Post und Telekommunikation war Hornung für das zentrale Veranstaltungs- und Ausstellungsmanagement der Goethe-Universität verantwortlich. Neben der digitalen und nachhaltigen Transformation von Museen und Ausstellungen widmet sie sich Queer- und Gender-Studies und dem Thema „KI“. Sie hat an der Universität Kassel zum Thema „Geschlechterverhältnisse und Begehrensstrukturen in Gralsromanen“ promoviert.

Was passiert, wenn KI die Modewelt neu erfindet? Foto: © Museum für Kommunikation

Das Schwerpunktthema für das kommende Jahr ist Hornung zufolge „Künstliche Intelligenz und Kommunikation“. Mit Künstlicher Intelligenz haben sich die technischen Möglichkeiten grundlegend verändert. KI kann sprechen, – was Maschine ist und was Mensch ist, lässt sich nicht mehr einfach unterscheiden. „Apps und andere Dating-Simulatoren geben die Illusion von Nähe und Zuneigung und manche Menschen bauen eine echte Freundschaft mit ihnen auf oder verlieben sich sogar. Aber kann eine KI menschliche Beziehungen ersetzen? Wie verändert KI unser Kommunikationsverhalten? Mit dem Themenschwerpunkt ‚Künstliche Intelligenz‘ nehmen wir diese relevanten Fragestellungen unserer Zeit auf und machen sie für das Publikum in Form von Ausstellungen, Interventionen, Fachtagungen und Workshops das gesamte Jahr 2025 über erfahrbar“, so Hornung.

Lichthof des Museums; © Museum für Kommunikation, Foto: Per Schorn

Den Auftakt macht die Ausstellung „New Realities: Fashion Fakes – KI Fabriken“: ab 21. März 2025. Was passiert, wenn KI die Modewelt neu erfindet? Ab 25. Juni wird die Dauerausstellung „Mediengeschichte|n neu erzählt!“ um eine neue Themeninsel zu KI erweitert. Außerdem werden die Stelen „21 Perspektiven auf die Kommunikation im 21. Jahrhundert“ nachhaltig überarbeitet und eröffnen so ab Oktober völlig neue Nutzungsmöglichkeiten für das Publikum. Die große Sonderausstellung „NACHRICHTEN – NEWS“ ab 9. Oktober zeigt nicht nur die Folgen von KI auf die Nachrichtenwelt, sondern stellt die zentralen Fragen unserer Zeit: Was ist wichtig? Was ist wahr?

Noch bis zum 7. September 2025 ist die vielbeachtete Sonderausstellung „Apropos Sex“ zu sehen. Seit der Eröffnung im Oktober 2024 haben sich bereits über 20.000 Besucherinnen und Bescher von der interaktiven Schau inspirieren lassen, s. a. Bericht in FeuilletonFrankfurt vom 23. Okt. 2024 „Omnipräsent in der Öffentlichkeit – schwierig in der intimen Kommunikation“.

Weitere Informationen unter:

www.mfk-frankfurt.de

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