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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zum 12. Mal: festliche Operngala in Bonn für die deutsche AIDS Stiftung

Große Stimmen – wichtiger Anlass

von Simone Hamm

Mit Rossinis „Sinfonia“ aus dem „Barbier von Sevilla“ stimmt das Bonner Beethovenorchester mit Dirk Kaftan das Bonner Publikum auf einen Abend voller beliebter Arien ein.

Hinreißend, wenn Monica Consea eine Arie aus der „Norma“ singt, Foto: Bettina Stöß

Die Bonner Operngala hat sich ein sehr wichtiges Thema auf ihre Fahnen geschrieben: den Kampf gegen AIDS, der angesichts so vieler anderer großer Themen in den Hintergrund gerückt ist. Alle Sänger treten umsonst auf, die Preise der Eintrittskarten sind hoch. Es soll schon etwas zusammen kommen. Der Erlös soll an Projekte im Rheinland und an die ukrainische Initiative „Let’s warm hearts gehen, die HIV positive Menschen in Lwiw und Umgebung unterstützt.

Die erste Arie singt Franco Vasallo. Er ist  stark in seiner Paraderolle als Figaro in „Der Barbier von Sevilla“. Er trägt „Largo al factotum“ vor.

Anna Princeva, die zum Bonner Ensemble gehört und zuletzt in Wagners „Meistersingern“ brillierte, singt die Arie der Cio-Cio-San „Un bel di, vedremo“ aus Puccinis „Madama Butterfly“ und legt allen Schmerz, alle Hoffnung in ihre Stimme.

Stefano La Colla ist stolz und herausfordernd als Calàf aus Puccinis „Turandot“, wenn er “Nessun dorma“ vorträgt.

Monica Conesa singt die die Arie der Norma, „Casta Diva“ von Bellini so zart und innig, dass das Beethovenorchester unter Kaftan, der sonst so genau und sicher dirigiert, zu laut wirkt.

Yannick-Muriel Noah und Stefano La Colla, Foto: Bettina Stöß

Yannick-Muriel Noah ist ein anders großartiges Ensemblemitglied aus Bonn. Sie legt Kraft und Leidenschaft in ihre Stimme, als sie mit Ramón Vargas das Duett „O dolci mani“ aus  Puccinis „Tosca“ singt.

Und natürlich darf an diesem Abend der „Gefangenenchor“ aus Verdis „Nabucco“ nicht fehlen.

Bettina Böttinger führt betont forsch und flappsig durch den Abend. Fasst Opern kurz zusammen, etwa Aida: äthiopische Königstochter verliebt sich in ägyptischen Prinzen, der Vater will das nicht, sperrt sie ein.  Sie stirbt. Vater eben! Sie schrieb eine der berühmtesten Puccini Opern, Turandot“ Verdi zu, fragt: was haben die Komponisten immer mit Asien? Und verliest den Werbetext zum Parfüm „Tosca“.

Nach der Pause dann die Opern- und Operttenkracher, etwa aus der „Fledermaus“. Der Countertenor Nils Wanderer, legt, in hautengen Hose und Stiefeletten einen grandiosen Auftritt hin mit „Ich lade gerne Gäste ein“.

Countertenor Nils Wanderer, Foto: Bettina Stöß

Dass es an diesem Abend dann doch noch ausgelassen gefeiert wird, ist neben den großartigen Sängern vor allem einem Paar zu verdanken, mit dessen Auftritt die meisten nicht gerechnet haben: dem Bonner Karnevalsprinzenpaar Prinz Oliver I. und Bonna Maike I. und ihrer Entourage. „Kunterbunt und tolerant, su senn mir he im Jeckenland (so sind wir hier im Jeckenland)“ lautet das Motto der diesjährigen Session. Dies sei, so wird immer wieder betont, ein Abend für Toleranz. Kein anderer Brauch integriere so wie der Karneval, hebt eine Sprecherin hervor.

Prinz Oliver wird persönlich, als Kind habe er vor vierzig Jahren seinen Onkel und seine Tante an AIDS verloren, damals seien sie stigmatisiert worden. Ein Abend wie die Operngala helfe, das Thema AIDS in die Öffentlichkeit zu bringen, Ängste abzubauen.

Bonna Maike erzählt, dass sie als Chirurgin in einer Klinik jeden Tag mit AIDS konfrontiert sei, einer Krankheit mit der man leben, die aber immer noch nicht geheilt werden könne. Eigentlich hätten sie jetzt von der Bühne gehen müssen, aber ein Prinzenpaar stellt sich nicht so einfach an den Rand.

Da gibt selbst Bettina Böttinger auf. Prinz und Bonna bleiben. als die drei Tenöre Ioan Hotea, Stefano La Colla und Franco Vassallo Ernesto die Curtis „Ti voglio tanto bene“ anstimmen. Sie singen einfach die Bonna an. Die langen Federn von der Narrenkappe des Prinzen fallen Dirk Kaftan ins Gesicht, er versucht, sich wegzuducken, dirigiert unbeirrt weiter.

Prinz Oliver I. und und Bonna Maike I., Ioan Hotea, Stefano La Colla und Franco Vassalo, Foto: Bettina Stöß

Grenzenloser Jubel. Niemanden hält es auf seinem Sitz. Frenetischer Applaus. Als dann noch das ganze Ensemble auf die Bühne kommt, der Chor dazu. und „Libiamo“ aus Verdis „La Traviata“ sang, da gab es kein Halten mehr.

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