Museum Wiesbaden glänzt zum 200-jährigen Jubiläum mit Highlights
Von „Honiggelb über die Biene in Kunst und Natur“ bis hin zur „Poesie des Suchens“
Von Hans-Bernd Heier
Das Museum Wiesbaden feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. Johann Wolfgang von Goethe überzeugte damals den Frankfurter Privatsammler Johann Isaac Freiherr von Gerning, seine umfangreichen Sammlungen von Kunstwerken, Altertümern und Naturalien dem Herzogtum Nassau gegen Zahlung einer Leibrente zur Verfügung zu stellen. Dank Goethes Anregung und dem bürgerlichem Engagement öffnete das Wiesbadener Museum am 1. April 1825 erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit. Heute zeigt das Zweispartenhaus auf mehr als 7.000 qm Fläche ein sehr abwechslungsreiches Programm an Dauer- und Sonderausstellungen. Zu den Highlights des Jubiläumsjahrs zählen die Doppelausstellung „Honiggelb über die Biene in Kunst und Natur“ und die feierliche Einweihung des neuen Themenraums „Wandel“ in der Dauerausstellung „Ästhetik der Natur“.
Hans Thoma „Der Bienenfreund“, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
„200 Jahre Museum Wiesbaden bedeutet stetiger Wandel, denn jede Generation muss ihre eigenen Forderungen an ein Museum stellen“, sagt Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. „Eigens zum Jubiläum eröffnen wir einen neuen Themenraum der Naturhistorischen Sammlungen, der dem Wandel gewidmet ist und höchst aktuelle Klimafragen wie erdgeschichtliche Dimensionen umgreift. Eine besondere Freude ist es, dass wir mit diesem Themenraum auch zum Haus der großen Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647–1717) werden und ihre Arbeiten zur Metamorphose der Schmetterlinge zeigen.“ Die originalen Tierpräparate, welche die bedeutende Künstlerin und auch Mitbegründerin moderner Wissenschaften Merian von ihrer Südamerikareise mitgebracht hat, gehören zu den Schätzen in den Depots des Museums.
Weltweit einmalig ist der Ansatz, die Natur in Themenräumen von ihrer sinnlich-ästhetischen Seite her zu präsentieren. Anhand von mehr als 6.000 Tieren, Pflanzen, Minerale und Fossilien werden so die Phänomene Farbe, Form, Bewegung, Zeit und Wandel sehr anschaulich vermittelt. Der neue Themenraum soll verdeutlichen, dass die Natur sich in einem steten Wandel befindet, seien es die Bewegung der Kontinente, die Vielgestaltigkeit der Minerale oder die Metamorphose der Schmetterlinge. Ebenso wird der Klimawandel mit seinen Konsequenzen erlebbar gemacht.
Das dreiflügelige Gebäude des Museums entstand in den Jahren 1912 bis 1920 nach Plänen des Architekten Theodor Fischer; © wiesbaden,de, Foto: Bernd Fickert
Im März 2025 widmen sich beide Sparten des Museums der Biene, der Sympathieträgerin des 21. Jahrhunderts. Die Doppelausstellung Honiggelb widmet sich in der Kunstabteilung mit hochkarätigen Leihgaben europäischer Museen der mehr als 500-jährigen Geschichte der Biene in der Kunst, darunter Arbeiten von Lucas Cranach d. Ä. bis hin zu Joseph Beuys und Rebecca Horn. Die sicher fesselnde Schau wird überraschende Geschichten, philosophische Ideen wie verblüffende Allegorien rund um das Insekt erzählen. Die Natursparte wird bei die Kulturgeschichte und Biologie der Biene beleuchten und die Ausstellung den Bogen von den ältesten archäologischen Nachweisen über weltweite ethnologische Zeugnisse bis hin zu biologischen Fakten und Fragen der Biodiversität spannen.
Weitere Sonderausstellungen der Kunstabteilung zeigen im Frühjahr Sven Drühls künstlerische und theoretische Auseinandersetzung mit der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Fotografien von Dirk Reinartz ermöglichen seltene die Einblicke in die Entstehung der Skulpturen von Richard Serra. Im Herbst präsentiert die Abteilung für Klassische Moderne unter anderem Werke von Feininger, Münter, Modersohn-Becker und zeigt, wie Kunst durch bürgerliches Engagement in museale Sammlungen gelangt ist.
Ein besonderer Fokus wird auch auf den Arbeiten von Ilse Leda und Friedrich Vordemberge-Gildewart liegen, zumal das Museum auch Schauplatz des hoch dotierten Vordemberge-Gildewart-Stipendiums sein wird. Louise Nevelson — „Die Poesie des Suchens“ stellt die einfühlsame und materialstarke Kunst der amerikanischen Ausnahme-Künstlerin mit einer Einzelausstellung vor, deren Schwerpunkt auf Nevelsons wenig bekannten Collagen liegt.
Die Naturhistorischen Sammlungen präsentieren flankierend zur Jahresausstellung Honiggelb und dem neu eröffneten Sammlungsraum drei Studienausstellungen. Von den größten und kleinsten Vertretern des Tierreiches, über eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Eiern als Ursprung des Lebens und einer Aufarbeitung des Sammlungsbestands aus Kamerun bieten die Studienausstellungen vielseitige Themenschwerpunkte zur Wissensvertiefung.
Ausstellungsansicht „Plakatfrauen. Frauenplakate“; Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Noch bis zum 16. Februar 2025 ist die Sonderausstellung „Plakatfrauen. Frauenplakate“ im Museum Wiesbaden zu sehen. Erstmals gezeigt wird eine Auswahl von 70 Jugendstilplakaten aus der Privatsammlung Maximilian Karagöz.