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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zum Tod von Friedrich von Metzler (* 23. April 1943 in Dresden † 17. November 2024 in Frankfurt am Main)

Bankier aus Leidenschaft, Bürger aus Überzeugung und von Herzen ein Frankfurter

Von Petra Kammann

Friedrich von Metzler starb am 17. November 2024 im Alter von 81 Jahren im Kreise seiner Familie. 1943 in Dresden geboren, kehrte Metzler nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie zurück nach Frankfurt, wo er ab 1971 rund 50 Jahre lang das Bankhaus Metzler, die älteste Privatbank Deutschlands, leitete, die in diesem Jahr ihr 350. Jubiläum gefeiert hat.

Friedrich von Metzler © Familie von Metzler, Foto: Familie von Metzler

Kurz ausschnitthaft zur Biografie von Friedrich von Metzler. Am 23. April 1943 in Dresden geboren, kehrte er mit seinen Eltern und seiner Schwester Barbara nach Ende des Krieges zurück ins zerstörte Frankfurt. Nach dem Abitur im Jahr 1962 absolvierte er in Hamburg bei Münchmeyer und Co. seine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann und lernte in den folgenden sechs Jahren in Bankhäusern in London, New York, Paris und Düsseldorf das internationale Kapitalmarktgeschäft kennen.

1969 trat er in das Bankhaus ein und wurde 1971 – gemeinsam mit seinem Vetter Christoph von Metzler, der bereits 1993 verstarb – persönlich haftender Gesellschafter. Zusammen mit seinem Vetter trug er entscheidend dazu bei, die damals elf Generationen in ununterbrochenem Familienbesitz befindliche Bank fit für die Zukunft zu machen. Das Lernen aus der heute 350-jährigen Geschichte des Bankhauses und sein weitsichtiges, strategisches Denken war Teil seiner unternehmerischen DNA. Als ab den 1970er-Jahren auch das Kapitalmarktgeschäft in Deutschland in Schwung kam, konnte das Bankhaus Metzler unter seiner Führung sein traditionelles Know-how gezielt einsetzen und rasch mit dem Markt wachsen.

2018 gab Friedrich von Metzler die operative Führung der Bank ab. Die Anteile an der Bank blieben jedoch weiter in den Händen der Familie Metzler. So besitzen Friedrich von Metzlers Kinder Elena und Franz etwa je 40 Prozent der Aktien, Christophs Sohn Leonhard von Metzler 20 Prozent. Gleichzeitig blieb Friedrich von Metzler dem Bankhaus weiter eng verbunden. Unermüdlich war er unterwegs, besuchte Kunden und warb für die Aktie als Form der Kapitalanlage. Es war ihm eine Herzensangelegenheit, der Bevölkerung die Vorzüge von Aktien für die Altersvorsorge nahezubringen.

Persönliche Erinnerung an Friedrich von Metzler bei der Feier des Richtfestes im Deutschen Romantik-Museum, Foto: Petra Kammann

Friedrich von Metzler engagierte sich aber auch gleichermaßen für kulturelle und gesellschaftspolitische Fragen und setzte beim gesellschaftlichen Engagement für seine Heimatstadt Frankfurt am Main die Tradition seiner Vorfahren fort. So gründete er 1998 die Albert und Barbara von Metzler-Stiftung, die vorrangig Projekte für Kinder und Jugendliche fördert. Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten inspirierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bankhauses, und seither engagieren sich die Familie von Metzler und das Bankhaus gleichermaßen vielfältig in Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung.

So war Friedrich von Metzler unter anderem stellvertretender Vorsitzender der Administration in der Senckenbergischen Stiftung, Mitglied des Vorstandes im Bürgerhospital Frankfurt am Main e.V., Mitglied des Verwaltungsrates in der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, im Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstiftes, im Vorstand des Kunstgewerbevereins in Frankfurt e.V. sowie Mitglied des Kuratoriums in der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.

Für sein gesellschaftliches Engagement wurde Friedrich von Metzler mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Er ist unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse und wurde 2004 zum Ehrenbürger von Frankfurt am Main ernannt.

Im Historischen Museum in Frankfurt gab es zwischen März und Juni anlässlich des 350-jährigen Jubiläums des Bankhauses Metzler eine entsprechende Kabinett-Ausstellung im Sammlermuseum mit Dokumenten, Bildern und Textilien aus Bankbesitz, denn die Geschichte des Bankhauses Metzler ist eng mit der des Finanzplatzes Frankfurt verknüpft: Hier ist seit 1674 nicht nur der Hauptgeschäftssitz, ab 1742 waren Inhabende des Bankhauses beinahe ausnahmslos in der Leitung der Frankfurter Börse vertreten.

Gezeigt in der Ausstellung wurden aber auch private Schenkungen der Familie Metzler an die Stadt Frankfurt wie etwa der goldene Prunkbecher des Ratssilbers, aus dem 1903 Kaiser Wilhelm II. trank. Das Thema „Frauen“ rückte die weiblichen Familienmitglieder in den Fokus, wie etwa die „erste Bankerin Frankfurts“, Christina Barbara Metzler, die 1757 als unverheiratete Frau die Geschäftsleitung übernahm.

Der letzte Direktor des HMF Dr. Jan Gerchow bei der Ankündigung der Ausstellung, Foto: Petra Kammann

„Sein Vermächtnis wird in der Arbeit des Bankhauses Metzler weiterleben und sein gesellschaftliches Engagement in der Stadt Frankfurt und darüber hinaus in zahlreichen Initiativen und Institutionen fortbestehen. Wir gedenken Friedrich von Metzler und seinen Leistungen. Sein Andenken ist für das Bankhaus Metzler Ehre und Verpflichtung zugleich“, sagt Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Aufsichtsrats der B. Metzler seel. Sohn & Co. Aktiengesellschaft.

Natürlich trauert die Stadt Frankfurt um den engagierten Bankier und Mäzen Friedrich von Metzler. Und wir, das Kulturportal FeuilletonFrankfurt, mit ihr.

„Friedrich von Metzler, Ehrenbürger unserer Stadt, hat seine Heimatstadt geliebt und sie jahrzehntelang maßgeblich unterstützt. Sein Mäzenatentum war legendär. Friedrich von Metzler hat die Menschen immer zum Wohle unserer Stadt zusammengeführt. Der Erfolg unseres Finanzplatzes Frankfurt wäre ohne seinen Einsatz nicht denkbar. Zusammen durften wir vor wenigen Monaten das dreihundertfünfzigste Jubiläum des Bankhauses Metzler erleben und gemeinsam feiern. Wir werden Friedrich von Metzler vermissen“, sagte Oberbürgermeister Mike Josef. Friedrich von Metzler sei tief verwurzelt mit der Stadt Frankfurt und habe sich auf vielfältige Art und Weise in der Stadt engagiert.

Die Metzler-Stiftung fördert zum Beispiel Projekte in Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur oder in Bildung, Erziehung und Naturschutz. „Der Tod unseres Ehrenbürgers ist ein großer Verlust für uns alle. „Friedrich von Metzler war ein großer Förderer des gesellschaftlichen Zusammenhaltes in unserer Stadt. Sein Zuhause war auch immer ein Treffpunkt für Diskussionen, Kultur und zur Stärkung der Demokratie. Er war immer eine sehr inspirierende Persönlichkeit, die ich sehr vermissen werden“, sagte Bürgermeisterin Nargess Eskandar-Grünberg.

Als aktives Mitglied in verschiedenen kulturellen Institutionen half Friedrich von Metzler, Frankfurt als bedeutenden kulturellen Standort zu etablieren und die Wertschätzung für Kunst und Kultur in der Gesellschaft zu stärken. So spielte er etwa eine wichtige Rolle bei der Förderung des Städel Museums und trug maßgeblich zur Weiterentwicklung des Museums bei, so wie er sich auch für die Dr. Senckenbergische Stiftung und auch die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung engagierte.

„Friedrich von Metzler war nicht nur ein erfolgreicher Bankier, sondern auch ein großzügiger Freund und Förderer der Kultur und Wissenschaft in Frankfurt“, befand Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig.  Und weiter: „Frankfurt verliert mit ihm einen mäzenatischen Bürger vom alten Schlag, für den gesellschaftliches Engagement und finanzieller Erfolg stets zusammengehörten. Die Stadt Frankfurt ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Er und mit ihm seine außergewöhnliche Menschlichkeit werden sehr fehlen.“

Ein trauriges Kapitel, das etlichen Frankfurter Bürgern und Bürgerinnen im Gedächtnis blieb, war der Mord im Herbst 2002 an seinem Sohn Jakob. Er hatte auch bundesweit für Entsetzen gesorgt. Der Täter Magnus Gäfgen hatte den damals elf Jahre alten Jakob von Metzler entführt, seine Eltern erpresst, und das Kind getötet. Erst nach der Androhung von Schmerzen hatte Gäfgen der Polizei den Ort verraten, an dem er die Leiche versteckt hatte. Die Beamten hatten zuvor noch Hoffnung, das Kind lebend zu finden. Abgekapselt und völlig zurückgezogen haben sich von Metzler und seine Frau Sylvia trotz alledem nicht, sondern stattdessen voller Würde das immer wieder aufgewühlte Leid durch erneute Klagen des Mörders mit Würde ertragen und sich niemals öffentlich zu dem Verbrechen geäußert. Das ZDF hatte Jahre später das Verbrechen an dem Sohn verfilmt.

Unser aller tiefes Mitgefühl gilt zu allererst der Familie Metzler und der großen Schar ihrer Freunde und Freundinnen. R.I.P.

Im Eingangsfoyer des Römers liegt ab Dienstag, 19. November, ein Kondolenzbuch für Friedrich von Metzler aus. Die Gelegenheit, sich darin einzutragen, besteht bis Sonntag, 29. November, jeweils von 10 bis 17 Uhr.

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