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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

 „100 Jahre Maria Callas“ in der Alten Oper Frankfurt

Eine Veranstaltung der „Stiftung Griechisches Haus“ und vom „Verein Griechischer Akademiker Frankfurt“ 

Von Renate Feyerbacher

Eingeladen waren die griechischen Künstler Artemis Bogri und Yannis Tsanakaliotis. Viele Arien, die die Mezzosopranistin Artemis Bogri sang, hatte Maria Callas (Dezember 1923 in New York – September 1977 in Paris) in den ersten Jahren ihrer Karriere von 1937-1945 interpretiert. Begrüßt wurden die Sängerin und der Pianist sowie das zahlreich erschienene griechische Publikum von Dr. Ioannis Flokos, dem Vorsitzenden des Vereins Griechischer Akademiker e.V.

Collage von CD- Aufnahmen mit Maria Callas, Foto:Renate Feyerbacher

Maria Callas war eine der bedeutendsten Sängerinnen des vergangenen Jahrhunderts. Mit 15 Jahren hatte sie ihren Auftritt, ein Jahr später als Santuzza in Cavalleria rusticana des italienischen Komponisten Pietro Mascagni (1863-195). Da studierte sie noch am Athener Konservatorium.

Nach der Scheidung der Eltern – der Vater war Apotheker in New York – gingen Mutter und Tochter 1937 nach Griechenland, wo 1941 die rücksichtslose Besetzung durch die deutschen Truppen begann, der die Griechen zunächst heftigen Widerstand leisten konnten.

1942 sang sie die Tosca an der Athener Nationaloper. Durch ihre Heirat mit dem Unternehmer und Opernliebhaber Giovanni Battista Meneghini(1896-1981), der auch ihr Manager war, wurde sie italienische Staatsbürgerin. Die italienischen Bühnen wurden ihre Heimat, aber auch die MET, die Metropolitan Opera in New York, die Royal Opera in London, die Oper in Paris und alle großen Bühnen weltweit.

Sie beherrschte die kompletten Partien vieler Opern. Ein unglaublicher Stimmenumfang war ihr zu eigen. Es war vor allem der Belcanto-Gesang, den sie grandios ausübte wie als Norma in der gleichnamigen Oper von Vincenzo Bellini (1801-1835) oder als Rosina in Il barbiere di Siviglia von Giacchino Rossini (1772-1886).

Artemis Bogri, Foto:Renate Feyerbacher

Im Programm der Sängerin Artemis Bogri – sie singt unter anderem an der Athener Nationaloper und kam für diesen Abend eigens aus Athen – war auch die Arie der Rosina und eine Arie aus Rossinis Cenerentola. Bei den französischen Arien aus La Reine de Saba von Charles Gounod (1818-1893) und vor allem Carmen von Georges Bizet (1838-1875) kam ihr Mezzosopran voll zur Entfaltung. Begeisterter Beifall. Aber ihre Stimme gefiel auch in den hohen Tönen, die sie mühelos erreicht.

Übrigens hat Artemis Bogri auch einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften der Universität Piräus.

Sie endete mit einem Lied des griechischen Komponisten Georgios Kouroupos (1942), der sich zunächst dem Klavierstudium widmete, aber auch  gleichzeitig Mathematik studierte. Mit einem Stipendium der französischen Regierung studierte er vier Jahre lang Komposition bei Olivier Messiaen (1908-1992) in Paris. Kouroupos ist Schöpfer von Opern und eng mit der Athener Nationaloper verbunden, aber weltweit aktiv.

Yannis Tsanakaliotis und Artemis Bogri, Foto:Renate Feyerbacher

Vorzüglich wurde die Sängerin vom Pianisten Yannis Tsanakaliotis begleitet. Er kam aus Paris, wo er seit 2021 lebt und als Professor tätig ist. In vielen europäischen Ländern trat er als Solist auf und dieses solistische Können war an dem Abend zu bewundern. In den letzten Jahren arbeitet er mit dem Komponisten Kouroupos in Griechenland und im Ausland eng zusammen.

Über Maria Callas könnte noch viel erzählt werden. Relativ früh verlor sie die Strahlkraft ihrer Stimme. Der SPIEGEL zitierte 1963 den Kritiker Hans Heinz Stuckenschmidt, der nach einem Abend in der Deutschen Oper Berlin schrieb: „daß von den drei Stimm-Oktaven, über die sie in ihrer Hoch-Zeit gebot, nur eine ,unverändert an Ebenmaß und Farbschönheit«’geblieben“ sei. Da war die Callas erst 39 Jahre alt. Im Juli 1965 hatte sie ihren letzten Bühnenauftritt als Tosca in London. Ein Comeback bei einer Welttournee misslang und sie zog sich zurück.

War es der Kummer, der sie so früh sterben ließ? Sie hatte gehofft, die Ehefrau des Reeders Aristoteles Onassis (1906-1975) zu werden. Sie waren einige Jahre ein Liebespaar.

Übrigens waren die Opernfreunde damals in zwei Lagern gespalten: die einen vergötterten die Callas, andere die italienische Sopranistin Renata Tebaldi (1922-2004). Beide Sängerinnen waren die Stars an der Mailänder Scala. Tebaldi verließ wegen des Zickenkrieges die Scala und ging an die MET. 1973 zog sie sich in der Rolle der Desdemona in der Oper Otello von Giuseppe Verdi (1813-1901) von der MET-Bühne zurück.

Zweifellos war die Callas ein sängerisches Phänomen. Sie verlieh dem Belcanto eine fantastische Strahlkraft. Aber als ihre Stimme starb, ist sie gestorben, sagte eine Kollegin: Ihr Mythos bleibt.

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