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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Präsentation des Ilse-Schwepcke-Preises auf der Frankfurter Buchmesse

Preis für Reiseschriftstellerinnen deutscher und englischer Sprache ab 2025

„Literaturpreise gibt es nicht wenige – immer noch zu wenige, meinen Andere. Für Reiseliteratur gibt es jedenfalls kaum Auszeichnungen, erst recht nicht für Frauen. Das machen wir jetzt! Frauen brauchen Schutz vor Sexismus, Lächerlichmachung und Grobheiten, wie man sie täglich auf den Straßen und in den Medien beobachten kann“, lautete das Credo der Londoner Verlegerin Dr. Barbara Schwepcke und des Frankfurter Publizisten Karl-Burkhard Haus auf der Leseinsel der Unabhängigen Verlage. Sie wollen ab 2025 jährlich die besten Neuerscheinungen weiblicher Reiseliteratur mit den beiden Ilse-Schwepcke-Preisen in englischer wie in deutscher Sprache würdigen. Damit erinnern die beiden an die engagierte Verlegerin und enge Verwandte Ilse Schwepcke (1929-2023).

Der Frankfurter Publizist Karl-Burkhard Haus und die Londoner Verlegerin Dr. Barbara Schwepcke auf der Frankfurter Buchmesse, Foto: Petra Kammann

„Ich wünschte, ich könnte mit Ihnen aufbrechen!“ hatte Ilse Schwepcke, die 2023 verstorbene Mutter der Verlegerin Barbara Schwepcke, die 2002 den Londoner Verlag Haus Publishing gegründet hatte, zu dem von ihr betreuten Autor Jonathan Clements gesagt. Der Verlag selbst trägt den Mädchennamen der Mutter von Barbara im Verlagsnamen, nämlich den gemeinsamen Namen des Vaters von Karl-Burkhard Haus und Ilse Schwepcke. Im Verlag Haus Publishing also war die Mutter schon bald zur Lektorin der einzigartigen Reisebuch-Reihe „The Armchair Traveller“ avanciert.

Dabei ließ sie sich sowohl von den Exkursionen in ferne Länder leiten, die sie selbst unternommen hatte oder von denen sie sich eben sehnsüchtig wünschte, sie unternommen zu haben. Sowohl ihre Auswahl als auch ihre Aufträge an Autoren spiegelten ihre unbedingte Reiselust ebenso wider wie ihre Begeisterung für abgeschiedene Orte und seltsame Begebenheiten. Eine etwas quirky“ Buchreihe –so Barbara Schwepcke –, entstand auf diese Weise, was soviel wie „schrullig oder „skurril“ bedeutet. Unkonventionell sollte sie vor allem sein und auf keinen Fall dem Mainstream folgen, gleich, ob es nach Tokio, Peking, nach Finnland oder an die „Seidenstraße“ ging.

„A short History of the Silk road„, dieses Buch sollte Jonathan Clements ihr übrigens widmen. Er war der Meinung, dass heutzutage Reisebücher in der Regel eher wie „Checklisten“ aufgemacht sind statt inspirierend zu sein, sollte doch in diesen Büchern eher das Reisen selbst thematisiert werden, trotz aller Unwägbarkeiten die Lust auf Abenteuer geweckt werden und uns dazu einladen, jenseits des Sonnenuntergangs zu reisen, auch wenn wir beim Lesen oder Schreiben niemals den Sessel verlassen, eben „armchair-travelling“ betrieben. 

Da Ilse Schwepcke zudem einen scharfen Blick für die Ausgrenzung von Frauen besaß und Ungerechtigkeiten verabscheute, hatte sie sich in ihrem fortgeschrittenen Alter nochmal als Lektorin im Verlag ihrer Tochter neu erfunden und diese Perspektive betont. So konnten Mutter und Tochter mit geballter Frauen-Power ans Werk gehen. Um an dieser Tradition anzuknüpfen, haben in Frankfurt die beiden Preisgeber Haus und Schwepcke in Erinnerung an die beeindruckende Persönlichkeit und deren Arbeit nun den Ilse-Schwepcke-Preis für Reiseschriftstellerinnen ausgerufen. Er soll nun alljährlich im Verlauf der Internationalen Frankfurter Buchmesse, an der die Reihen-Kuratorin stets selbst mit großer Freude teilgenommen hat, verliehen werden.

Jurymitglied Dr. Maria Lucia Klöckner und Barbara Schwepcke bei der Präsentation des Preises auf der Leseinsel der Unabhängigen Verlage, Foto: Petra Kammann

Da Ilse Schwepcke in ihren letzten zwanzig Jahren vor allem in London und somit zweisprachig gelebt hat, sollen daher auch zwei Frauen ausgezeichnet werden: eine, die auf Englisch und eine, die in der Muttersprache der Namensgeberin – also auf Deutsch – schreibt. Für beide Sprachen wurde jeweils eine entsprechende Jury zusammengestellt, die in beiden Fällen aus einer Autorin, einer Buchhändlerin und einer Journalistin besteht und die auch völlig unabhängig vom Verlag arbeiten kann.

„Was wir suchen, sind wirkliche Reiseschriftstellerinnen und ihre Berichte darüber, was sie unterwegs und vor Ort beobachtet und erlebt haben. Auch möchten wir wissen, wo diese Autorinnen veröffentlichen, denn unser Preis soll indirekt auch ihre Verlage stärken. Im Internet zu publizieren, ist zwar auch eine Möglichkeit, ein Publikum zu finden, doch wir möchten Bücher in die Hand nehmen“, sagt Dr. Maria Lucia Klöckner, eine der Vertreterinnen der Jury, nämlich die frühere kenntnisreiche Buchhändlerin der Frankfurter Buchhandlung „Weltenleser“. Dass diese Bücher auch noch literarisch anspruchsvoll sein soll,en versteht sich fast von selbst.   pk

Praktische Infos

Voraussetzungen:

Nur in deutscher Sprache verfasste Erstausgaben sind zugelassen, keine Übersetzungen, Belletristik, Poesie, Reiseführer, Foto-oder Kinderbücher.
Teilnehmen können ausschließlich gedruckte Bücher aus kommerziell agierenden Verlagen, kein Self-Publishing.
Der Titel muss zwischen dem 1. April 2024 und dem 31. März 2025 erschienen sein.

Einsendungen:
sind vom 1. Januar 2025 bis zum 31. März 2025 möglich.

Preisgeld:
Das Preisgeld für die gewinnende Reiseschriftstellerin beträgt £5,000 bzw. 6.000 Euro.

Administration:
Der Prozess der Urteilsfindung wird im United Kingdom verwaltet von der Society of Authors in London and auf deutscher Seite über Kirchner Kommunikation in Berlin. Im kommenden Jahr dann werden die Preise auf der Frankfurter Buchmesse 2025 erstmals verliehen.

Die Jurys

Die deutschsprachige Jury:

Die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel

Die gelernte Buchhändlerin lebt in Potsdam. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bremer, den Marburger und den Rheingauer Literaturpreis sowie  2021 für „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis. Sie übersetzt u. a. Joan Didion, Virginia Woolf oder den Erfolgstitel „Wer hat Bambi getötet?“ von Monika Fagerholm.

Die Journalistin Martina Wimmer

Jahrgang 1965, wohnhaft in Berlin. Sie reiste früher als Musikjournalistin für ME/Sounds und Rolling Stone um die Welt, stillte später ihr Fernweh als Reisereporterin für GEO Saison, MERIAN und die FAS. Seit 2008 ist sie Kulturredakteurin des Magazins mare, für das sie auch regelmäßig als Autorin unterwegs ist. Passend zum englischen Preis hat sie dort zuletzt eine Reportage über Menschen, die durch den Ärmelkanal schwimmen, veröffentlicht: „Einmal über die Straße“. Drei Bücher im Ullstein Verlag.

Die Juristin und Buchhändlerin Dr. Maria Lucia Klöcker,

Sie studierte Rechtswissenschaften in Freiburg und Genf. 2013 gründete sie die Buchhandlung Weltenleser in Frankfurt, die mehrmals mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet wurde. Der Name „Weltenleser“ steht für „Reisen via Buch“, wo  die Titel nach Ländern geordnet in den Regalen stehen. Da sie im vergangenen Jahr die Leitung der Buchhandlung abgegeben hat, hat sie jetzt Zeit für die Juryarbeit und kann dort ihre Erfahrung einbringen.

Die Verlage sollen fünf physische Exemplare ihres jeweiligenTitels schicken an:

Kirchner KommunikationGmbH, Gneisenaustraße 85, 10961 Berlin, Tel.: +49 30 84 71 18 0, Mail: info@kirchner-pr.de (Rücksendung ist nicht möglich)

www.ilseschwepckepreis.de

Die UK Jury:

Helena Attle
Her latest book,Lev’s Violin, was published in 2021 and broadcast as BBC Radio 4’s ‘Book of the Week.’ Before that cameTheLand Where Lemons Grow,which was a Sunday Times Bestseller and has been translated into several languages. It was shortlisted for the Stanford Dolman travel writing prize, won the Guild of Food Writers’ Book of the Year 2015, and was also broadcast on Radio 4. Helena is currently working on a book set in Sicily. She is a consultant fellow of the Royal Literary Fund and teaches writing in many different contexts.

Arabella (von) Friesen
studied archaeology at SOAS and has worked as a translator, writer, researcher, editor, reviewer, artist, gardener and cook. She has worked at John SandoeBooks in London since 2012.

Stephanie Yeboah

is a freelance writer, author, content creator and body image advocate based in London. Stephanie is the author of FattilyEver After: A Black Fat Girl’s Guide to Living Life Unapologetically, a critically acclaimed book that explores the intersections of race, body image, and mental health. She is also author of the upcoming romantic comedy novel,Chaotic Energy, out in February 2025. Her work has been featured in numerous publications, including British Vogue, Elle Magazine, Stylist, Grazia, Refinery29 and more.

For full eligibility criteria and information on how to submit, please visit the web address. Enquiries should be made to [email]: info@societyofauthors.org, The Society ofAuthors, 24 Bedford Row, London WC1R 4EH, phone: +44 20 3880 2230

www.ilseschwepckeprize.co.uk

 

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