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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Spanischer Liederabend mit Katharina Magiera und Hilko Dumno im Kulturzentrum Englische Kirche Bad Homburg

Von Erhard Metz

Die sogenannte Englische Kirche in Bad Homburg, durch Landgraf Ferdinand errichtet, 1868 als Kirche der Church of England geweiht und zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 profaniert, heute Kulturzentrum und Konzertsaal der Stadt, bildete wieder einmal den überzeugenden Rahmen für einen Liederabend, der im Publikum wahre Begeisterung auslöste: mit der Altistin Katharina Magiera und dem begleitenden Pianisten Hilko Dumno. Die Moderation des Abends hatte die Konzertpianistin, Musikcoachin und Veranstalterin Viviane Goergen übernommen.

Katharina Magiera und Hilko Dumno beim Liederabend in der Englischen Kirche, Foto Erhard Metz

Geboten wurde ein hochkarätiger „Spanischen Liederabend“ mit einem reichhaltigen Strauß an Vertonungen von Gedichten und Versen unterschiedlicher Provenienz aus dem 19. und 20. Jahrhundert, allesamt von erkennbar spanischem Gepräge, was jedoch auch eine kleine Überraschung nicht ausschloss.

Hugo Wolf,
aus dem „Spanischen Liederbuch“ (nach von Paul Heyse und Emanuel Geibel übersetzter spanischer Lyrik)

I. Klinge, klinge mein Pandero
XIII. Mögen alle bösen Zungen
XXI: Alle gingen, Herz, zur Ruh‘
XXVI. Bedeckt mich mit Blumen
XII. Sagt, seid Ihr es, feiner Herr
X. Eide, so die Liebeschwur
II. In dem Schatten meiner Locken
XXVIII. Sie blasen zum Abmarsch

Hugo Wolf, 1860 in Windischgrätz (dem heutigen slowenischen Slovenj Gradec) in einer musikalischen Familie geboren und 1903 in Wien verstorben, komponierte neben Chor-, Orchester-, Bühnen- (der heute noch aufgeführten Oper Der Corrigidor) und kammermusikalischen Werken vor allem Vokalwerke, darunter das Spanische sowie das Italienische Liederbuch, Texte von Johann Wolfgang Goethe, u.a. aus Wilhelm Meister und dem Westöstlichen Diwan, Heinrich Heine sowie zahlreicher anderer Dichter des 19. Jahhunderts.

Zwar erlernte Wolf bei seinem Vater das Geigen- und Klavierspiel, brachte es nach einer unglücklichen Schul- und Konservatoriumszeit aber nur zum kurzzeitig tätigen Hilfskapellmeister und für einige Jahre zum Musikkritiker. Nach Krankheit, einem Suizidversuch und Aufenthalt in verschiedenen Heilanstalten starb er kurz vor seinem 43. Geburtstag. Nach seinem Tod fand der spätromantische Komposist, ein Verehrer Richard Wagners, dessen Leitmotivik ihn inspirierte, seine Würdigung als einer der bedeutenden Komponisten im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Die acht aus dem sogenannten weltlichen Teil des „Spanischen Liederbuchs“ vorgetragenen Werke handeln überwiegend von Liebe und Liebeskummer bis hin zum Sterben vor Liebe, von liebender Fürsorge, von Liebesversprechen bis zum Verlassen der Liebsten. „Der Komponist“, schreibt Katharina Magiera, „wollte keine melodiöse Vertonung der Poesie, sondern die Semantik der Gedichte herausarbeiten. Deshalb maß er dem Klavier nicht nur einen begleitenden, sondern einen der Gesangsstimme gleichgestellten, expressiven Part zu“.

Hugo Wolf, Radierung von Ferdinand Schmutzer nach einer Fotografie; Quelle Wikimedia

Hector Berlioz,
aus „Les nuits d‘été“ (nach Théophile Gautier)

I. Villanelle (Ländliche Idylle)
II. Le spectre de la rose (Der Geist der Rose)
VI. L‘île inconnue (Die unbekannte Insel)

Hector Berlioz, geboren 1803 in La Côte-Saint-André, wurde  von seinem Vater nach den Idealen von Jean-Jacques Rousseau unterrichtet. Schon früh zeigte er, vor allem unter dem Eindruck des Besuchs der beiden Iphigenie-Opern von Christoph Williband Gluck, großes Interesse an der Musik. Das auf Wunsch seines Vaters zunächst begonnene Medizinstudium brach er alsbald zugunsten eines Musikstudiums bei dem Komponisten und Kirchenmusiker Jean-François Lesueur ab. Es markierte den Beginn einer steilen erfolgreichen Musikerkarriere, die ihn u.a. nach Italien, Deutschland, Rußland und England führte und ihn zu einem der wichtigsten Vertreter der Musik der französischen Romantik werden ließ, obgleich er selbst sich als Komponist „klassischer“ Musik verstand. Nach einem letzten triumphalen Aufenthalt in St. Petersburg starb Berlioz, zurück in Paris, dort im März 1869. Er hinterließ ein riesiges Œuevre an Opern, Orchester- und Vokalwerken, Klavier- und Orgelwerken sowie geistlicher Musik.

Auch in dem Liederzyclus „Les nuits d’été“ nach Gedichten von Théophile Gautier geht es wieder um Liebe, in frühlingshafter Stimmung, in Traumerzählungen, dann aber begleitet von Schwermut und Melancholie, von Verlust, Trauer und Klage – vielleicht vor dem Hintergrund der wechselhaften persönlichen Lebenserfahrungen des Komponisten.

Hector Berlioz, Fotografie von Pierre Petit, 1863 Gallica; Quelle Wikimedia

Mario Castelnuovo-Tedesco,
Vertonung dreier Gedichte von Heinrich Heine

I. Zu Halle auf dem Markt
II. Sommerabend
III. Am Teetisch

Mario Castelnuovo-Tedesco, 1895 jüdischer Abstammung in Florenz geboren, emigrierte 1939 wegen der Verbreitung des Faschismus in Italien in die USA, wo er 1968 in Beverly Hills starb. Nach einem Kompositions- und Klavierstudium in Florenz zählte er schon bald zu den gefragtesten Exponenten der italienischen Musica nova. Die Freundschaft zu Andrés Segovia führte ihn zu zahlreichen Kompositionen für Gitarre in spanisch anmutendem Stil. Zu seinem Wirken zählen u.a. sechs Opern und drei Ballette, Orchesterstücke, Violin-, Gitarren- und Klavierwerke, Kantaten, Chorwerke und Lieder sowie auch zahlreiche Filmmusiken. Vielleicht in Anknüpfung an jüdische mittelalterliche Liedkultur oder in Zuneigung zu Heinrich Heine (1797-1856), mit dem er sich durch den jüdischen Glauben verbunden fühlte, vertonte er 1926 auch drei Gedichte dieses großen deutschen Romantikers, Dichters und Schriftstellers, kritisch-politischen Journalisten und spöttisch-scharfzüngigen Satirikers, die das Künstlerduo zu Überraschung wie Vergnügen des Publikums vortrug.

Die drei Gedichte – mal skeptisch-romantisch, mal spöttisch-sarkastisch – sind im Anhang wiedergegeben.

Heinrich Heine, Kupferstich von Tony Johannot/Jakob Felsing, 1837; Quelle Wikimedia

Georges Bizet,
„Adieux de l‘ hôtesse arabe“ (nach Victor Hugo)

Georges Bizet, 1838 in Paris in einer Familie mit musikalischem Hintergrund geboren und 1875 in Bougival nahe der Hauptstadt an einem Herzanfall gestorben, gehört trotz seines frühen Todes zu den bedeutendsten romantischen Komponisten Frankreichs; ein Welterfolg bis auf den heutigen Tag wurde seine Oper Carmen. Bereits vor seinem zehnten Geburtstag wurde Bizet 1848 Schüler des Pariser Konservatoriums, wo er Klavier und Komposition studierte. Mit 17 Jahren schrieb er seine C-Dur-Sinfonie. Anschließend arbeitete er als Korrepetitor und Bühnenkomponist. Wein Werk umfaßt u.a. zahlreiche dramatische Werke, Lieder und Kompositionen für Klavier.

George Bizet, Fotografie von Étienne Carjat, um 188o; Quelle Wikimedia

„In dem Gedicht ‚Adieux de l’hôtesse arabe‘ von Victor Hugo“, schreibt Katharina Magiera, „befinden wir uns in einem arabischen, fernen Land in der Wüste. Eine Frau verabschiedet einen Reisenden, den weder die Schönheit der Natur noch die schönen Wüstenmädchen mit ihren sanften Stimmen und Barfußtänzen auf den Sanddünen beeindruckt haben. Sie bedauert, dass er nur ein vorbeiziehender Vogel in ihrer einfachen Welt war und ihre Liebe nicht erwiderte.“

Manuel de Falla,
„Siete canciones populars españolas“

1. El paño moruno
2. Seguidilla murciana
3. Asturiana
4. Jota
5. Nana
6. Canción
7. Polo

Manuel de Falla, 1876 in Cádiz geboren, erhielt den ersten Klavierunterricht von seiner Mutter, einer Pianistin. Nach dem Musikstudium am Madrider Konservatorium studierte er bei dem Komponisten und Musikwissenschaftler Felipe Pedrell, dem „Vater“ der spanischen Nationalmusik. Nach mehrjährigem Wirken in Paris komponierte er, zurück  in Madrid, international populäre Werke wie den „Liebeszauber“, den „Dreispitz“ oder die „Nächte in spanischen Gärten“ und begründete eine lebenslange Freudschaft mit dem Lyriker und Dramatiker Federico García Lorca, mit dem er sich, nunmehr in Granada wohnhaft, für den Erhalt des volkstümlichen Flamencos einsetzte. 1939 emigrierte de Falla unter dem Eindruck des Spanischen Bürgerkriegs und des Beginns des Zweiten Weltkriegs nach Argentinien, wo er 1946 starb.

Die „Siete Canciones populares españolas“ für Mezzosopran und Klavier, komponiert 1914/1915, eine Mischung aus Volks- und Kunstliedern, erzählen, in verschlüsselten Botschaften, von verbotener Liebe und Verlust der Unschuld, von Trost und Hoffnung spendender Natur, von Liebe gegen alle Widerstände, von elterliche Liebe zu ihrem kleinen Kind, von früherer Liebe und ihrem Verlust, von Verzweiflung und Trauer der enttäuschten Liebe.*)

*) Tamino Klassikforum

Manuel de Falla, Archivo Manuel de Falla; Quelle Wikimedia

Xavier Montsalvatge,
„Cinco Canciones Negras“

1. Cuba dentro de un piano (nach Rafael Alberti)
2. Punto de Habañera (nach Néstor Luján)
3. Chévere (nach Nicolás Guillén)
4. Canción de cuna para dormir un negrito (nach Ildefonso Pereda Valdés)
5. Canto negro (nach Nicolás Guillén)

Xavier Montsalvatge wurde 1912 in Gerona geboren und starb 2002 in Barcelona. Er studierte am dortigen Konservatorium Violine und Komposition und wurde später für letzteres Fach Professor. Nach dem Bürgerkrieg arbeitete er auch als Musikkritiker für verschiedene Zeitungen. Sein musikalisches Werk entwickelte sich über verschiedene Epochen hinweg: von Zwölftontechnik und Wagnerianismus zur Musik der Antillen. Später beeinflussten ihn Komponisten wie Olivier Messiaen, bis er zu einer freien Polytonalität und zur Avantgarde gelangte. Sein Werk umfaßt die verschiedensten musikalischen Gattungen bis hin zu Filmmusiken, wobei die ursprünglich für Sopran gedachten „Cinco Canciones Negras“ aus dem Jahr 1945 ihm Weltruhm einbrachten. Sie beruhen auf Recherchen unter katalanischen und kubanischen Seeleuten, deren Lieder zur Arbeit und Freizeit der Komponist akribisch notierte. Maßgebliche spanische Interpreten wie Pablo Casals, Victoria de los Angeles, Montserrat Caballé oder Alicia de Larrocha förderten ihn mit Aufführungen seiner Musik. Montsalvatge wird als eine der Schlüsselfiguren der spanischen Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesehen.

Den „Cinco Canciones Negras“ liegen poetische Erzählungen der genannten Autoren zugrunde: von der Besetzung Kubas durch die USA und den kulturellen Folgen, von Seeleuten und Mädchen, Dandytum und Agressivität; es folgen ein wunderbares Wiegenlied „Lullay, lullay, lullay, tiny little child“ und schließlich ein wilder, mitreißender Tanz bis zum Umfallen „Yambá, yambó, yambambé!“

Foto Erhard Metz

Das begeisterte Publikum entließ Sängerin und Pianist erst nach zwei Zugaben, die bereits nach den ersten Takten ein Raunen und „Ah“ auslösten: die Habanera aus „Carmen“ und noch einmal das „Yambá, yambó, yambambé“ von Xavier Montsalvatge.

Allein ein erster Blick auf den Programmzettel machte bereits deutlich, dass unter dem „Spanischen Liederabend“ keine „La Paloma-Revue“ lauer Sommernächte erwartet werden konnte, sondern ein künstlerisch hoch anspruchsvolles, partiell vielleicht schon leicht elitäres Angebot an europäisch-spanisch und übersee-spanisch beeinflussten Kompositionen, das dem Auditorium durchaus auch ein wenig Mitgehen in der Moderne abverlangte. Bei 27 Titeln konnte nun nicht erwartet werden, dem Konzertpublikum unter wirtschaftlich vertretbarem Aufwand ein Programmheft mit den jeweiligen Übersetzungen der Texte ins Deutsche an die Hand zu geben. Indes vermag der faszinierende Abend einem jedem Anregung sein, im Netz den einzelnen Titeln nachzuspüren und dabei zu vielsagenden Entdeckungen und Interpretationen zu gelangen.

Katharina Magiera, seit vielen Jahren vom Publikum des Hauses gefeiertes und beliebtes Ensemblemitglied der Oper Frankfurt (acht Mal Opernhaus des Jahres und jüngst sogar zum dritten Mal hintereinander mit diesem Titel ausgezeichnet!), war mit ihrer einzigartig volumen- und facettenreichen, mal intim-behutsamen, dann wieder expressiv-auffahrenden, souverän auch den hohen Mezzobereich gewinnenden Alt-Stimme die schlichtweg ideale Besetzung des Abends – Kompliment hier auch an Viviane Goergen! Wir könnten uns für dieses – großenteil besetzungsoffene – Programm nach diesem Abend keine andere Sängerin, vor allem keinen Sopran und erst recht keine Männerstimme mehr vorstellen: einem Spektrum an Liedern von sphärisch-schönem, zugleich bitter-süßem, schmerzlich-rauem bis hin zu harschem, abgründigem Colorit. Hervorragend auch Katharina Magieras szenisch-gestisch weit ausgreifendes, das Auditorium in Bann ziehendes Spiel, das ihren Gesang überzeugend untermauerte. Hilko Dumno, einer der versiertesten Experten in Liedbegleitung und -gestaltung, war Katharina Magiera ein kongenialer, einfühlsamer und zugleich ausdrucksstarker Partner.

ANHANG

Katharina Magiera, Alt, studierte Gesang bei Prof. Hedwig Fassbender und Prof. Rudolf Piernay. Sie war Stipendiatin der Villa Musica des Landes Rheinland-Pfalz, der Yehudi Menuhin-Stiftung Live music now, der Studienstiftung des deutschen Volkes und 1. Preisträgerin des Mendelssohn-Wettbewerbs.

Ihr breit gefächertes Konzertrepertoire umfasst die Passionen und zahlreiche Kantaten Johann Sebastian Bachs, die Requien von Mozart, Verdi, Duruflé, Dvořák, Schnittke und die Oratorien von Händel, Mendelssohn, Honegger und Szymanowski. Sie arbeitete mit zahlreichen international bekannten Dirigenten zusammen, u.a. Paolo Carignani, Helmuth Rilling, Sebastian Weigle, Ádám Fischer, Ivor Bolton, Christian Thielemann, Andrés Orozco-Estrada, Sylvain Cambreling.

Seit 2009/2010 zählt Katharina Magiera zum Ensemble der Oper Frankfurt, wo sie in der aktuellen Saison als Maddalena (Rigoletto), Mutter (Lulu, Premiere am 3. November 2024!), Bradamante (Alcina), Erzählerin/Heilige Katharina (La Damoiselle élue/Jeanne d’Arc au bûcher (Wiederaufnahme am 21. Juni 2025!) und in Parsifal (Premiere am 18. Mai 2025!) zu hören und zu sehen ist bzw. sein wird.

Als Liedinterpretin stellte sie bei OehmsClassics ein viel beachtetes Soloalbum in Gitarrenbegleitung von Prof. Christopher Brandt vor.  Die Einspielung umfasst Goethe-Vertonungen von F. Mendelssohn, H. Wolf, F. Hensel, J. Kinkel, J. Lang und R. Schumann in eigener Bearbeitung für Gesang und Gitarre.

Konzertengagements führten die Sängerin zu den Münchener Philharmonikern, dem Nationalen Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks, dem Richard-Strauss Festival, dem MDR Symphonieorchester, Camerata Salzburg, der NDR Radiophilharmonie, dem DSO Berlin und den Bamberger Symphonikern. Sie gastierte an der Opéra National in Paris, am Theater an der Wien und dem Glyndebourne Festival, an der Bayerischen Staatsoper in München, der Semperoper Dresden, an der Staatsoper Stuttgart, bei den Salzburger Osterfestspielen, der Opéra du Rhin in Strasbourg und beim Beijing Music Festival. In 2021 debütierte die Altistin bei den Tiroler Festspielen, wo sie auch 2023 wieder zu erleben war.

Hilko Dumno, Klavier, absolvierte ein Klavierstudium an der Hochschule für Musik Detmold/Münster bei Gregor Weichert sowie ein Aufbaustudium für Kammermusik und Liedbegleitung bei Rainer Hoffmann, Eugen Wangler und Tabea Zimmermann an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Er war Stipendiat des Deutschen Musikrates und der Villa Musica Mainz. Seit 2001 unterrichtet er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt  das Fach Liedgestaltung und ist dort seit 2014 Dozent für Instrumentalkorrepetition.

Als Liedpianist begleitet Dumno bei Festivals wie den Schubertiaden in Schwarzenberg, den Schwetzinger Festspielen, dem Schleswig-Holstein-Festival, sowie an großen Opernhäusern.  Er ist als Liedpianist an der Oper Frankfurt in dem Konzertformat „Lieder im Holzfoyer“ mit den dortigen Ensemblemitgliedern engagiert. Seine musikalischen Partner waren Sängerinnen und Sänger wie Tanja Baumgartner, Hans-Christoph Begemann, Hedwig Fassbender, Julia Kleiter, Claudia Mahnke, Hans Jörg Mammel, Georg Poplutz, Christoph Prégardien oder Britta Stallmeister. Mit Johannes Martin Kränzle erhielt er 2018 den Preis der deutschen Schallplattenkritik.

Heinrich Heine, aus dem „Buch der Lieder“

Zu Halle auf dem Markt

Zu Halle auf dem Markt,
Da stehn zwei große Löwen.
Ei, du hallischer Löwentrotz,
Wie hat man dich gezähmet!

Zu Halle auf dem Markt,
Da steht ein großer Riese.
Er hat ein Schwert und regt sich nicht,
Er ist vor Schreck versteinert.

Zu Halle auf dem Markt,
Da steht eine große Kirche.
Die Burschenschaft und die Landsmannschaft,
Die haben dort Platz zum Beten.

*  *  *

Sommerabend

Dämmernd liegt der Sommerabend
Über Wald und grünen Wiesen;
Goldner Mond im blauen Himmel
Strahlt herunter, duftig labend.

An dem Bache zirpt die Grille,
Und es regt sich in dem Wasser,
Und der Wandrer hört ein Plätschern
Und ein Atmen in der Stille.

Dorten, an dem Bach alleine,
Badet sich die schöne Elfe;
Arm und Nacken, weiß und lieblich,
Schimmern in dem Mondenscheine.

*  *  *

Am Teetisch

Sie saßen und tranken am Teetisch
und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
die Damen von zartem Gefühl.

„Die Liebe muß sein platonisch“,
der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch.
Und dennoch seufzet sie: „Ach!“

Der Domherr öffnet den Mund weit:
„Die Liebe sei nicht zu roh,
sie schadet sonst der Gesundheit.“
Das Fräulein lispelt: „Wieso?“

Die Gräfin spricht wehmütig:
„Die Liebe ist eine Passion!“
Und präsentieret gütig
die Tasse dem Herren Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
von deiner Liebe erzählt.

s.a. Viviane Goergen als Konzertpianistin: Viviane Goergen spielt aus dem Zyklus „18 Pièces pour piano d’après la lecture de Dante“ von Marie Jaëll

 

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