Ausstellung „Deep Distance Tender Touch“ in den Opelvillen – Einmalige Einblicke in die ursprünglichen Räumlichkeiten der Rüsselsheimer Villenresidenz
Umgewandelt als einstiges Herrenhaus oder eher in einen Pavillon der Biennale?
Von Paulina Heiligenthal
Fenster wurden entblößt, Stellwände wurden entfernt, um das ursprüngliche Erscheinungsbild neu zu kreieren. Die Opelvillen in Rüsselsheim sind zu ihren Anfängen zurückgekehrt. Sie haben ihre ehemalige architektonische Bestimmung als Herrenhaus für die Dauer der Ausstellung „Deep Distance Tender Touch“, d.h. bis zum 19. Januar 2025, wiedererhalten.
Die repräsentative Opel-Villa wurde einst als Herrenhaus konzipiert. Ein Vierteljahr lang sind die ursprünglichen Umrisse und die Räumlichkeiten wahrnehmbar, Alle Fotos: Paulina Heiligenthal
Mehr als 80 hochkarätige Kunstwerke von 47 Künstler*innen bespielen die Räumlichkeiten des Herrenhauses virtuos mit zeitgenössischer Kunst und greifen diese thematisch auf. Im Erdgeschoß befinden sich: die Halle, das Herrenzimmer, die Bibliothek, die Küche. Im ersten Stock: das Frühstückszimmer, diverse Schlafzimmer, das Ankleidezimmer sowie die Bäder.
Der Rosenstrauss von Otto Scholderer ist eine Leihgabe des Museums Wiesbaden, die Rosen zu den Exponaten von Tobias Rehberger sind eine Blumenspende von Guetlich und Anna Blume Floristik
Bei den Kunstwerken handelt es sich zum Teil um Leihgaben bedeutender musealer Sammlungen wie des Städelmuseums, des MMK Frankfurt, des Museums Wiesbaden. Auch aus Galerien und Kunstateliers haben die beseelten Macher, die Kuratorin Dr. Beate Kemfert in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Co-Kurator Jochem Hendricks Bilder, Skulpturen, Installationen, Filme namhafter Künstler*innen ausgewählt.
Die glänzende Strukturtapete in der Eingangshalle besticht durch ihre grafische Anordnung und expressive Farbgebung – passend zum Vasenbild auf Häkeldeckchen
Und… zur größten Freude, haben sie alle Werke erhalten, die sie sich auf ihre Fahne geschrieben hatten. Meisterhaft! Diese Kunstwerke bilden einen geglückten Brückenschlag zum Titel: von der großen Entfernung – Deep Distance – zu den Anfängen der Opelvillen und zu manchen der ausgestellten Werke, und einen Brückenschlag zu – Tender Touch -, der auf die zärtliche Berührung der präsentierten Kunstwerke untereinander verweist.
Blick auf die Grünanlage mit dem Seerosenbecken und den Nymphen-Brunnen
Aus dem ersten Stock gibt es jetzt einen herrlichen Ausblick in die idyllische Grünanlage mit Seerosenbecken und Nymphen Brunnen.
Die Festung gehörte zu den größten Anlagen der Grafen von Hessen
Die Opelvillen sind wunderschön am Mainvorland gelegen, eingebettet zwischen dem Verna-Park, einem gartenbaulichen Kleinod aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Festung Rüsselsheim, einer ehemaligen Wehranlage mit Baubeginn im Jahr 1399.
Die unbekleidete Nymphe wird an den Hüften vom starken Meeresgott Triton umschlungen und von dessen Brust gehalten
Ein bewohnbarer Pavillon der Biennale? Eine Frage mit einem Augenzwinkern, wie so Vieles in dieser besonderen Ausstellung. Auch ein zärtliches Berührtwerden von der Vielfalt und von der herzerfrischenden Kühnheit manch ausgewählter Exponate. Von der Lebendigkeit und der Begeisterung, mit großem Einsatz, die Türen der Ursprünge des Museumshauses für ein breites Publikum zu öffnen… Im Rahmen des Konzeptes INTERIOR.
Das leuchtende Lichtobjekt aus Acrylglas ist ein Werk des Künstlers Stefan Wieland
Ein bewohnbarer Pavillon der Biennale also? Zumindest ein beflügelndes ebenbürtiges Pendant.
Ausstellungsdauer:
bis 19.Januar 2025
Öffnungszeiten:
Di-So 10-00 bis 18.00 Uhr
Es gibt Feierabendführungen und jeden Mittwochabend ab Oktober abwechslungsreiche „Tischgesellschaften“mit anschließendem Ausklang bei einem Glas Wein im Wintergarten.