Die 76. Frankfurter Buchmesse (16.-20. Oktober 2024) läuft sich warm…
„Frankfurt Calling“- „Frankfurt Reading“
„Frankfurt Calling“ als Anspielung auf „London Calling“ sind nur zwei der englischen Schlagworte der in knapp drei Wochen eröffnenden 76. Frankfurter Buchmesse. Was treibt die Buchmesse um? Jede Menge neue und innovative Formate. Aber. Ist die Buchmesse auch streitbar? Das war eine der Fragen auf der Pressekonferenz gestern in der Evangelischen Akademie, als das dichte, auch zukunftsweisende Programm vorstellt wurde. Nun ja, als die Plattform der Verlagsbranche kann die Buchmesse Podien und Panels bereitstellen, auf denen gerungen und gestritten wird. Und darin hat sie im Laufe der vergangenen 75 Jahre immerhin eine gewisse Übung. Cool bleiben lautet die Devise, auch beim diesjährigen Schwerpunkt des Meloni-Landes Italien. Buchmessechef Juergen Boos findet in dem Zusammenhang zu einem hilfreichen deutschen Antidot: „Lesen. Denken. Reden“. Als internationale Plattform für die drängenden gesellschaftspolitischen Debatten der Zeit kuratiert die Frankfurter Buchmesse 2024 schließlich ein umfangreiches Programm mit internationalen Namen aus Wissenschaft, Kultur und Politik.
Buchmessedirektor Juergen Boos, Foto: Petra Kammann
Simone Buehler, Leiterin Ehrengastprogramm, meint: „Viele Wege führen nach Rom“. Der italienische Verlegerverband hat die Auswahl getroffen und die deutschen Verlage wie Hanser und die Buchmesse selbst haben es eben auch. Sie schicken ihre Autoren ins Rennen wie den Aufregerautor Roberto Saviano („Gomorrha“, „Falcone“), der zunächst vom Ehrengastland Italien nicht offiziell eingeladen, dann nachnominiert wurde und nun am publikumsoffenen Samstag mit Deniz Yücel über „Literatur und Politik. Schreiben in illiberalen Zeiten“ diskutieren wird.
Simone Bühler, zuständig für das Ehrengastprogramm Italien, Foto: Petra Kammann
Der italienische Architekt Stefano Boeri, der 2014 schon in Frankfurt den Internationalen Hochhauspreis für sein begrüntes Hochhaus in Mailand, den „Bosco verticale“, gewann, gestaltet derzeit eine typisch italienische Piazza mit antiken Säulen für die Messe, auf der sich mehr als 90 italienischsprachige Autor-innen kreuzen. Das macht das Italienmotto „Verwurzelt in der Zukunft“ anschaulich. Zu den Schriftsteller-innen, die das Gastlandprogramm mit Gesprächen und Lesungen prägen werden, gehören so bekannte Namen wie Alessandro Baricco, Annalena Benini, Paolo Cognetti, Claudia Durastanti, Antonio Franchini, Nicola Lagioia, Claudio Magris, Francesca Melandri und Igiaba Scego. Die Veranstaltungen finden in der Arena und im Caffè Letterario statt, die sich beide in dem vom Architekten Stefano Boeri gestalteten Ehrengast-Pavillon als Piazza befinden.
Einige interessante italienische Autoren und Autorinnen, Foto: Petra Kammann
Offiziell zur Eröffnung werden neben anderen Politikern Buchmessedirektor Juergen Boos und Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs, der neue Kulturminister Alessandro Giuli, der als Repräsentant der italienischen Regierung zugesagt hat, zur Messeröffnung kommen ebenso als Pendant die deutsche Kulturministerin Claudia Roth.
Teilhabende Frankfurter Kulturinstitutionen, Foto: Petra Kammann
Was den Länderschwerpunkt an betrifft, so gibt es auch jede Menge Belcanto aus Bella Italia in der Alten Oper Frankfurt und der neuen Oper Frankfurt, die gerade schon wieder, zum dritten mal in Folge und nunmehr ganze 8 mal insgesamt zum „Opernhaus des Jahres“ gekürt wurde. Intendant Bernd Loebe sei dank – und nun auch dem neuen engagierten Generalmusikdirektor Thomas Guggeis.
Sprecher der Frankfurter Buchmesse: Dr. Torsten Casimir, Foto: Petra Kammann
Die Frage, wie man nur rechte Verlage verhindern könne, verleitete Buchmessesprecher Torsten Casimir auf der Pressekonferenz zu der amüsanten Bemerkung: „Mit dem Einlassticket machen wir zwar Taschenkontrollen, aber keine Parteienkontrollen“. (Gut so! Man könnte ergänzen: Gesinnungskontrollen.) Im übrigen hätten sich bislang weniger rechte Verlage als in den vergangenen Jahren angemeldet. Und 30 % mehr Ticket-Buchungen gibt es schon jetzt gegenüber dem Vorjahr.
Auch die 76. Frankfurter Buchmesse diskutiert die drängenden Themen der Zeit, und sie widmet eine neue Halle ganz dem Boom um New Adult – und sie bleibt der international wichtigste Handelsplatz für Rechte und Lizenzen.
Die vier 4 wichtigen Akteur/innen der Frankfurter Buchmesse: v.l.: Simone Bühler, Ines Bachor, Juergen Boos, Torsten Casimir, Foto: Petra Kammann
Und wie jedes Jahr bleibt es halt spannend bis zum Ausklang der internationalsten Buchmesse der Welt, auf die wir Frankfurter stolz sind … pk
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