The Frankfurt Art Experience 2024: 30. Saisonstart vom 6. bis zum 8. September
Und… Fotos von Wolfgang Günzel und Barbara Rademacher aus über 30 Jahren Frankfurter Kunstszene
Frankfurt wäre nicht die internationale Stadt, für die sie bekannt ist, wenn sie nicht auch während des Saisonstarts, der heute um 18 Uhr beginnt, vielfältige globale Blickweisen zu entdecken anbieten würde. Seit 35 Jahren fotografiert Wolfgang Günzel die Frankfurter Kunstszene, die in Offspaces, Galerien und Museen zuhause ist, und schuf damit ein einzigartiges, eindrucksvolles Zeitdokument. Es zeigt, wie Kunst in Frankfurt Großes bewegen kann, Häuser und Straßen füllt und Menschen immer wieder auf aufregende Weise zusammenbringt. Ein Kurzüberblick, was heute zu erwarten ist…
Elizabeth Price ‚Sound of the Break‘ Schirn Kunsthalle Frankfurt/M. 2023, Foto: Wolfgang Günzel
Global wird es ab heute bei Heike Strelow, wo der venezolanische Künstler Starsky Brines mit seinen Gemälden und Papierarbeiten in eine Welt entführt, die das schillernd-nostalgische Flair von Jahrmärkten und Vergnügungsparks einfängt, aber auch deren düstere Züge durchscheinen lässt.
Die 1989 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geborene und seit 2015 im Exil in Paris lebende Künstlerin, Performerin und Aktivistin Kubra Khademi feiert dagegen bei Anita Beckers in Zeichnungen und Malerei auf Papier den weiblichen Körper, den sie in all seinen Facetten darstellt.
Multimedial bespielt Samuel Baah Kortey, der an der Kwame Nkrumah University sowie der Städelschule studiert hat, seine erste Einzelausstellung in der Galerie Sakhile&Me im Westend.
Des Weiteren zeigt unter dem Titel „PAS DE DEUX Tradition und Moderne Afrikas“ die Galerie von Miller traditionelle Kunstwerke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und Gemälde von Sheikh Diagne (Senegal/Frankfurt a.M.).
Im Ausstellungsraum EULENGASSE werden zum Saisonstart im Rahmen des Projektes EUROPEAN CITIES ART NETWORK zwei Ausstellungen zu junger albanischer Kunst kuratiert.
Im 1822-Forum der Frankfurter Sparkasse untersucht Cyril Tyrone Hübscherdie Entwicklung der Frankfurter Skyline mit einem Schwerpunkt auf US-amerikanische Einflüsse. Dabei handelt es sich nicht nur um eine historische städtebauliche Analyse, sondern auch um einen persönlichen Blick auf die Stadt, in der der Schweizer Städelschulabsolvent seit zwei Jahren lebt und arbeitet.
In der Galerie Raphael entführt der japanische Künstler Takashi Murakami in seinem grafischen Werk, das traditionelle japanische Kunst mit modernen Pop-Art-Elementen verschmelzen lässt, in eine Welt voller Farben und Fantasie.
Die Galerie Rundgænger freut sich auf die zweite Ausstellung des Malers Sebastian Hosu in Frankfurt. Kraftvoll, mit teilweise breitem Pinsel, bringt Hosu die Ölfarben auf die Leinwand.
Direkt nebenan bei Schierke Seinecke geht es farblich etwas gedämpfter, aber malerisch nicht weniger spannend weiter. Hier sind neuen Gemälde David Borgmanns zu sehen, der, wie auch Sebastian Hosu, Absolvent der für ihre Maltradition bekannten HGB Leipzig ist.
Dort studierte auch Yvette Kießling, die in der Galerie Leuenroth mit ihren jüngsten Arbeiten vertreten ist, Impressionen ihrer mehrfachen Aufenthalte in Tansania.
In surreale malerische Bildwelten entführen Stephanie Pech bei Monica Ruppert, während Alexandra Tretter bei Jacky Strenz anspielungsreich symmetrische, dem wiederkehrenden Motiv des Ovals verpflichtete shaped canvases präsentiert.
Gregor Kalus erschafft mit Tusche filigrane Portraits von Persönlichkeiten der jüngeren Welt- und Populärgeschichte und stellt diese in seiner ersten Einzelausstellung bei Schlieder Contemporary seinen neuesten abstrakten Zeichnungen gegenüber, die mit Ölsticks und Sprühfarbe auf Jute gearbeitet sind.
Jana Schröder zeigt in ihrer dritten Einzelausstellung bei der Galerie Bärbel Grässlin eigens für die Ausstellung entstandene neue Gemälde, in denen sie die malerische Oberfläche mit einer Vielzahl von Zeichen in Bewegung setzt: lange Linien mit Intervallen besonders satter Farben, geschlossene, durchscheinende Formen und scheinbar unbewusste Kritzeleien, die seit Jahren ein Markenzeichen ihrer Malweise sind.
Auch im Zentrum der zweiten Ausstellung von Helga Kneidl bei Kai Middendorff stehen wunderbare, zum Teil noch nie gezeigte Fotografien von Romy Schneider, die 1973 in Paris entstanden sind.
Traditionell sind zum Saisonstart in Frankfurt auch Absolventinnen und Absolventen vieler verschiedener deutscher und internationaler Kunstakademien vertreten. Besondere Aufmerksamkeit in der Sparte Malerei hat hier die Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) aus Leipzig.
Unser Wochenendtipp:
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Die Kunstszene in Bildern:
„Die Günzels, das perfekte Team: Barbara, die bei Events das einzigartige Gespür für soziale Gefüge besitzt und im richtigen Moment auf den Auslöser drückt. Wolfgang – niemals ohne sein Paketband unterwegs – mit seinem Feingefühl, Ausstellungsräume und Kunstwerke in ihrer Komplexität zu erfassen und fotografisch wiederzugeben“, schreibt die Galeristin Barbara Grässlin über das kreative Duo.
‚Moment Mal‘
Fotobuch von Wolfgang Günzel und Barbara Rademacher,
Gestaltung Harald Pridgar
Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König
Köln 2024, 39,80 €