Archiv für September, 2024
2024, September 30.
Weitgespannte Bögen
von Petra Kammann
Gastgeber Gregor Praml wollte ursprünglich mit der in Frankfurt aufgewachsenen Cellistin Katharina Deserno über ihre Arbeit, ihre Konzert-, Lehr- und Forschungstätigkeit wie auch über ihr italienisches Instrument sprechen. Er wollte sie auch auf ihrem Violoncello von Carlo Antonio Testore von 1715, das ihr von einem Mäzen zur Verfügung gestellt wird, spielen hören, um über das Spiel auf einem alten, wertvollen Instrument zu sprechen, um dieses Erlebnis auch mit den Gästen der Romanfabrik zu teilen. Dann kam als Überraschungsgast ein Dritter hinzu. Deserno hatte ihren Klavierpartner, den renommierten serbischen Pianisten Nenad Lecic, mit dem sie auch ihre CDs eingespielt hat, mitgebracht. Das Zusammenspiel der drei ganz unterschiedlichen Solisten im doppelten Wortsinn machte den Abend zu einem ungewöhnlich lebendigen und runden.
Katharina Deserno erzählt dem Bassisten Gregor Praml, wie organisch bislang ihre musikalische Karriere verlief, Foto: Petra Kammann
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2024, September 29.
Die Internationalen Tage erstmals mit Herbst-Schau in neuem Format
Von Hans-Bernd Heier
Anlässlich des 65. Geburtstags der Internationalen Tage Ingelheim zeigt sich die neue Leitung besonders experimentierfreudig: Erstmals wird im Kunstforum – Altes Rathaus auch im Herbst eine Präsentation gezeigt, zudem in völlig neuem Format. Zehn zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, sich mit der Radierfolge „De Plaag van Egipt“ („Die zehn Plagen von Ägypten“) des Niederländers Jan Luyken auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse des künstlerischen Dialogs sind bis zum 10. November 2024 im Kunstforum Ingelheim zu bewundern.
Jan Luyken „Die zweite Plage in Ägypten. Die Frösche kommen über Ägypten“, Detail, 1708, Radierung; © Wallraf-Richartz-Museum &Fondation Corboud Köln; Foto: Stanislaw Rusch
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2024, September 28.
Der charismatisch vorwärtsstürmende Verleger Siegfried Unseld (1924-2002)
Von Petra Kammann
Für Siegfried Unseld waren Briefe nicht nur eine Arbeits-, sondern auch eine Lebensform, in der er seine Gedanken ordnete und Freundschaften festschrieb. Gemeinsam mit Jan Bürger, Leiter des Siegfried Unseld Archivs am Deutschen Literaturarchiv Marbach, Jonathan Landgrebe, Verleger der Suhrkamp Verlag AG, Clemens Greve, Geschäftsführer der Frankfurter Bürgerstiftung, sowie Kulturdezernentin Ina Hartwig wurde die Ausstellung „Siegfried Unseld, der Verleger – Ein Porträt in Briefen“ am 26. September, kurz vor dem 100. Geburtstag, im Holzhausenschlösschen eröffnet. Dafür wurden 60 seiner weit über 50.000 Briefe ausgewählt, in der sich nicht nur Unselds Karriere spiegelt, seine Ideen, sein kaufmännisches Geschick und seine verlegerischen Ziele, sondern auch die Literatur- und Kulturgeschichte der Bundesrepublik bis zu seinem Tod 2002…
Der Verleger Siegfried Unseld 1983 im Verlag in der Lindenstraße. Im Hintergrund die Säulen des Verlags: Hermann Hesse, Peter Suhrkamp, Bertolt Brecht, Samuel Beckett, Foto: Petra Kammann
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Autoren, Autorinnen und Autoren, Bildende Künste, Bildung · Pisa von innen, Buch und Literatur, Buchmessen, Fotografie · Video · Film, Kultur Frankfurt, Kultur regional / Rhein Main, Skulptur | Kommentare deaktiviert für Ausstellung „Siegfried Unseld, der Verleger – Ein Porträt in Briefen“ im Holzhausenschlösschen zu seinem Hundertsten
2024, September 27.
Umgewandelt als einstiges Herrenhaus oder eher in einen Pavillon der Biennale?
Von Paulina Heiligenthal
Fenster wurden entblößt, Stellwände wurden entfernt, um das ursprüngliche Erscheinungsbild neu zu kreieren. Die Opelvillen in Rüsselsheim sind zu ihren Anfängen zurückgekehrt. Sie haben ihre ehemalige architektonische Bestimmung als Herrenhaus für die Dauer der Ausstellung „Deep Distance Tender Touch“, d.h. bis zum 19. Januar 2025, wiedererhalten.
Die repräsentative Opel-Villa wurde einst als Herrenhaus konzipiert. Ein Vierteljahr lang sind die ursprünglichen Umrisse und die Räumlichkeiten wahrnehmbar, Alle Fotos: Paulina Heiligenthal
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2024, September 25.
Von Erhard Metz
Nach erfrischender Kunst Hungrige werden die renommierte Frankfurter Galerie Heike Strelow in diesen Wochen entweder Ihres Hungers gestillt oder mit einem Kaufvertrag in der Tasche verlassen: der Galeriekünstler Starsky Brines lädt auf eine Reise ein, in seinen Luna Park. Lustig und bunt, hoppig und poppig geht es dort zu, und wir werden jede Menge Spaß haben – doch Vorsicht ist geboten: die gute Laune könnte sich als trügerisch erweisen, bereits im Titel der Ausstellung hat der Künstler einen Schatten auf die fröhliche Szenerie geworfen.
Starsky Brines, 2024:
HIDE AND SEEK, Industrial paint, spray paint, grease pencil, and oil pastel on canvas, 122 x 97 cm
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2024, September 25.
„Frankfurt Calling“- „Frankfurt Reading“
„Frankfurt Calling“ als Anspielung auf „London Calling“ sind nur zwei der englischen Schlagworte der in knapp drei Wochen eröffnenden 76. Frankfurter Buchmesse. Was treibt die Buchmesse um? Jede Menge neue und innovative Formate. Aber. Ist die Buchmesse auch streitbar? Das war eine der Fragen auf der Pressekonferenz gestern in der Evangelischen Akademie, als das dichte, auch zukunftsweisende Programm vorstellt wurde. Nun ja, als die Plattform der Verlagsbranche kann die Buchmesse Podien und Panels bereitstellen, auf denen gerungen und gestritten wird. Und darin hat sie im Laufe der vergangenen 75 Jahre immerhin eine gewisse Übung. Cool bleiben lautet die Devise, auch beim diesjährigen Schwerpunkt des Meloni-Landes Italien. Buchmessechef Juergen Boos findet in dem Zusammenhang zu einem hilfreichen deutschen Antidot: „Lesen. Denken. Reden“. Als internationale Plattform für die drängenden gesellschaftspolitischen Debatten der Zeit kuratiert die Frankfurter Buchmesse 2024 schließlich ein umfangreiches Programm mit internationalen Namen aus Wissenschaft, Kultur und Politik.
Buchmessedirektor Juergen Boos, Foto: Petra Kammann
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2024, September 23.
Ein französisches Kernland ist stolz auf seine Weine und seine kulinarische Tradition (1)
Von Uwe Kammann (Text) und Petra Kammann (Fotos)
Ob die Winzer im Rheingau, im Ahrtal oder in Rheinhessen schon die Gelegenheit hatten, im letzten Jahren nach Burgund zu reisen? Wie auch immer: Wenn ja, werden sie diese klassische Weinlandschaft Frankreichs um eine Einrichtung glühend beneiden, die seit einem Jahr Furore macht: die Cité des Climats et Vins de Bourgogne. Wer immer Wein trinkt, liebt oder zumindest seine große Bedeutung für die Kultur eines Landes erkennt, wird hier sein Wissen steigern und seine Neugierde vielfältig schweifen lassen.
Frisch eingeweiht: die Cité des Climats et Vins de Bourgogne in Beaune, Alle Fotos: Petra Kammann
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2024, September 23.
Karikaturist brilliert mit urkomischen Bildern von Tieren und Engeln
Von Hans-Bernd Heier
Der früh verstorbene Bernd Pfarr zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Komischen Kunst in Deutschland und gehörte zum engen Umfeld der „Neuen Frankfurter Schule“. Bereits 2008 ehrte das Caricatura Museum Frankfurt – zur Eröffnung des Museums am heutigen Standort – den Künstler mit einer großen Schau. Die neue Wechselausstellung, die bis zum 19. Januar 2025 zu genießen ist, konzentriert sich auf die tierischen Aspekte in seinem Werk. Präsentiert wird eine Auswahl seiner skurril-absurden tierischen Cartoon-Helden, flankiert von Originalen aus seinem Buch-Adventskalender „Engel und sonstiges Geflügel“, der in diesem Jahr neu aufgelegt wird.
Ausstellungsansicht; Foto: Britta Frenz ©Bernd Pfarr
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2024, September 22.
Die Urgewalt der Natur und der Klangraum der Bilder
Von Petra Kammann
Seit mehr als einem halben Jahrhundert dokumentiert der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado die Schönheiten der Natur wie auch ihre Gefährdung durch den Menschen. Für seine sozialdokumentarische Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet. Die Alte Oper Frankfurt stellte vom 19. bis 21. September 2024 den Fotografen in einem dreitägigen Festival „Amazônia. The World of Sebastião Salgado“ vor und rückte dabei seine grandiosen Fotoarbeiten, die im Amazonasgebiet entstanden, in den Kontext von Musik, Film und Gespräch. Der Auftakt mit der deutschen Uraufführung von „Floresta do Amazonas“ des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos unter der mitreißenden Leitung der brasilianischen Dirigentin Simone Menezes war ein Erlebnis der Sonderklasse.
„Amazônia. The World of Sebastião Salgado“ in der Alten Oper, Foto:Salar Baygan/Alte Oper Frankfurt
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2024, September 22.
Die Filmhistorikerin, Entdeckerin und Bewahrerin – die „Jägerin des verborgenen Kinos“
von Renate Feyerbacher
Das Unikino ‚PUPILLE‘ war gut besetzt. Die Kissen für die harten Stühle waren alle im Einsatz. In diesem Kino war Karola Gramann gern. Hier zeigte sie Filme, die in der Kinothek Asta Nielsen archiviert sind. Hier redete sie über alte, über feministische Filme, über Stummfilme, über Filmemacherinnen von damals und heute. Karola ging auf alle, die zu ihrem Abschiedsabend gekommen waren, herzlich zu. Und so manch innige Umarmung gab es.
Karola Grammann, Foto: Renate Feyerbacher
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