„Escales Photos“ – Das Open Air Fotofestival im bretonischen Morbihan
Visuelle Landmarken als untouristische Erinnerungsstätten
Fotografische Eindrücke von Petra Kammann
In den Örtchen Locmariquer, Plouharnel, Arzon und auf den Inseln Houat und Belle-île-en-mer im Mor Braz (bret. großes Meer), die den Morbihan („Mor Bihan“, das kleine Meer) umschließen, tummeln sich im Sommer zahlreiche Urlauber. „Escales Photos“ ist für die begehrten touristischen Orte ein Antidot. Seit 12 Jahren schon werden alljährlich unter dem Titel „Escales Photos“ großformatige Fotos an Hauswände der Stellagen gehängt, die auf das Leben der Menschen in der Region aufmerksam machen, auf ihr maritimes, ihr bäuerliches, oder auch auf das megalithische Erbe.
Typisch für den Morbihan – die Hinkelsteine der Megalthkultur. Hier auf der Insel Hoëdic: ein christianisierter Menhir, Foto: Petra Kammann
Aus verschiedenen Perspektiven erzählen die fotografischen Bilder Geschichten von den Sitten und Gebräuchen, vom oft beschwerlichen Alltag der Fischer und Bauern dieses besonderen Landstrichs, von der bedrohten Natur. Und sie ringen den Touristen Aufmerksamkeit und Respekt ab.
Fotowände in Locmariaquer
Bekannt ist das gallo-romanische Hafenstädtchen Locmariaquer an der Spitze einer Halbinsel, die den Golf von Morbihan vom Atlantik trennt, vor allem seiner exzellenten Austern, Fische oder des Segelhafens wegen. Hier aber befinden sich auch bedeutende Überreste der Megalithkultur wie der „Grand Menhir brisé“, der größte in Europa, ein 18 Meter hoher, in vier Teile zerbrochener Menhir, und der als Hügelgrab restaurierte Dolmen „Table des Marchands“ oder auch der „Tumulus d’Er Graz“ (um 4300 v. Chr.), welche die einstigen Nomaden haben sesshaft werden lassen.
Die mühsame Arbeit der Fischer im Wattenmeer, Foto: Petra Kammann
Hier also sind zum Beispiel die Fotos von Bastien Defives zu sehen, der zwischen 2022 und 2023 zu Fuß im Senegal wie im Morbihan die Küstenstreifen inspiziert hat und nun unter dem Titel „Des rives Mor Braz / Sénégal“ mit seinen „Regards croisés“ die Bilder der Atlantikküste denen der Küste im Senegal gegenüberstellt und das Leben der Menschen, die an der Küste am selben Ozean leben, mit ihren Gemeinsamkeiten und Gegensätzen vergleicht. Ein Beispiel nur die unterschiedliche beschwerliche Salzgewinnung in einem heißen und einem kühleren Land…
Ruheplätzchen im Schatten der Kirche mit seinem florierenden Garten unten am Hafen von Locmariaquer, Foto: Petra Kammann
Traditionelle Architektur am Wasser und Thalasso-Hotel-Architektur der 1960er Jahre, Foto: Petra Kammann
Boote werden herauftragen am Strand von Dakar im Senegal vor der Kulisse der Moschee, Foto: Petra Kammann
Im Pfarrgarten hinter der Kirche: Fotos von den Ufern im Senegal und im Mor Braz, Foto: Petra Kammann
Bilder mit Abendstimmung im Morbihan hinter der Kirchhofmauer in Locmariaquer, Foto: Petra Kammann
Das touristische Locmariaquer mit dem Segelhafen am Abend, Foto: Petra Kammann
Und auf der Île de Houât..
Auf dieser kleinen felsigen, fast mediterran wirkenden Atlantikinsel mit einem winzigen Fischerdorf ohne Autoverkehr, die man per Schiff von Quiberon oder von Locmariaquer aus erreicht, von Vannes vielleicht mit einem Catamaran, vervielfacht sich im Sommer die Zahl der nur insgesamt 216 Einwohner. Auf Houât wird noch täglich gefischt und geangelt: Doraden und Seebarsche, Hummer und Krustentiere wie Meeresspinnen.
Insel Houât: Blick von oben auf den Hafen Saint-Gildas , Foto: Petra Kammann
Auf diesen Fotos vor der Kulisse der Dorfkirche waren die Cormorane das Thema, Foto: Petra Kammann
Neben den weißen Häusern – meist mit blauen Blenden und Fenstern im kleinen Dorf – ist der Rest des 1,5 km breiten und 3,3, km langgestreckten Eilands nur gering bebaut, und im Winter ist die Insel so gut wie unbewohnt. An einem herrlichen Sommertag kann man auf 17 km Küstenwegen das paradiesisch transparente Blau des Wassers und die feinen Sandstrände zu Fuß oder per Fahrrad erkunden und unmittelbar die Natur genießen.
Die herausgeputzte Mitte der Insel Houât um den Dorfbrunnen, Foto: Petra Kammann
Nicht so einfach hingegen ist das Leben und Aufwachsen der Menschen hier. Das wird in den hier ausgestellten Fotos deutlich. Unerwartet zeitgenössisch sind die Reportageblicke des Fotografen Franck Bettermin aus Concarneau. Er stellt die traditionellen Bretonen in ihren Kostümen heutigen Jugendlichen und Lebensgewohnheiten gegenüber.
Der Fotograf Franck Bettermin vereint verschiedene Generationen in ihrem Habit auf dem Zebrastreifen, Foto: Petra Kammann
Wie funktioniert das Lernen in der Inselschule heute, wie das Fischen?, Foto: Petra Kammann
Männer in der Kneipe und das Sticken bretonischer Volkstracht der Frauen heute, Foto: Petra Kammann
↑↓ Au revoir Houât, la belle, Foto: Petra Kammann