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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Engagement der Bürgerschaft – 100 Jahre Frankfurter  Patronatsverein in Frankfurt

Ein einmaliges Netzwerk der Kultur

 von Renate Feyerbacher

Mit einer Matinee in der Oper Frankfurt wurde das Jubiläum von Künstlerinnen und Künstlern von Schauspiel, Oper, Tanz und Frankfurter Opern- und Museumsorchester gefeiert. Alle drei Sektionen werden vom Patronatsverein gefördert. In den Programmheften ist immer wieder zu lesen: „Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins für die Städtischen Bühnen e.V.“, und dann wird die jeweilige Sparte genannt. Zum Beispiel zuletzt in der Oper „La Juive“, die bis Spielende noch zu sehen ist, bei „Aida“, Wiederaufnahme im November, oder in der Spielzeit die Premiere der Oper „Der Prinz von Homburg“ des deutschen Komponisten Hans Werner Henze.

Jubiläumsbroschüre, Foto: Renate Feyerbacher

Der Vorsitzende des Patronatsvereins Andreas Hübner begrüßte die Gäste. Es gehe nicht nur um die finanzielle Hilfe für die Städtischen Bühnen, sondern auch: „um die Vielfalt, die Freiheit künstlerischen Schaffens, es geht um Momente der Magie, des Träumens, es geht um Teilhabe. Ja, es geht auch um die menschliche Begegnung, sowohl mit den Kulturschaffenden, aber auch untereinander.“ Stadträtin Dr. Ina Hartwig dankte dem Verein für seine Unterstützung.

Unter den Ehrengästen war auch Sebastian Weigle, der ehemalige, langjährige Generalmusikdirektor und der Ehrenvorsitzende des Vereins Professor Alexander Demuth. Er war Vorsitzender von 2001 bis 2015.

Informativ, geschichtlich fundiert, aber locker zog Patronatsverein-Mitglied Moderator Stephan Hübner, Biologe, Redakteur beim Hessischen Rundfunk, ein Opernbegeisterter, manchmal auch als Statist Mitspielender, das Publikum chronologisch in Bann. Fotos erinnerten an alte Zeiten.

von links: Stephan Hübner, Prof. Alexander Demuth, Andreas Hübner, Foto: Renate Feyerbacher

Er nannte die Herren, alles namhafte Frankfurter, die am 17.12.1924 endlich ihre Idee zur Gründung des Patronatsvereins realisieren konnten. Es wurde also vorgefeiert. Einer der Hauptinitiatoren war der Unternehmer Arthur von Weinberg (1860-1943), Ehrenbürger von Frankfurt, Träger der Goethe-Medaille, einer der Mitbegründer der Frankfurter Universität, der trotz vielfacher Einsprüche 1942 verhaftet wurde und in Theresienstadt starb.

Dabei war der Industrielle, Stifter, Politiker Richard Merton (1881-1960), jüngster Sohn des Universitätsgründers Wilhelm Merton (1848-1912). Auch er kam ins Konzentrationslager, konnte aber mit Hilfe seiner Frau nach England flüchten und kehrte 1948 zurück. Die Namen Oscar Oppenheimer, Arthur von Mumm  und Hermann von Passavant wurden auch genannt. 

Der Nationalsozialismus, die Zerstörung des Schauspielhauses 1944, das Ende jeglichen Theaterbetriebs am 1. September 1944 unterbrachen die Aktivitäten des Patronatsvereins. Ein Jahr später wurde wieder in allen nicht zerstörten Sälen gespielt. 1948 billigte die US-Besatzung den Wiederaufbau der Städtischen Bühnen durch den Patronatsverein. Wieder waren Frankfurter Bürger wie Peter Bartmann, Adolf Eyssen und der sozialdemokratische Bildungspolitiker Carl Tesch aktiv geworden.

Wenige Jahre später wurde Harry Buckwitz (1904-1987) Generalintendant der Städtischen Bühnen. Seine Brecht-Inszenierungen machten ihn weltberühmt. Prompt wurde ihm kommunistische Propaganda unterstellt. Angeschlagene Gesundheit und Haushaltsstreitigkeiten mit der Stadt Frankfurt ließen ihn resignieren. 1968 verließ er nach Ende des Vertrages Frankfurt und ging nach Zürich. Ich hatte das Glück, noch die eine oder andere Inszenierung zu sehen.

Vor dem Museumsorchester Cecelia Hall und GMD Thomas Guggeis, Foto: Renate Feyerbacher

Ein ausgefallenes Programm hatten sich die Künstlerinnen und Künstler ausgedacht: John Kander– Song „Cabaret“ – gesungen von Katharina Linder, begleitet von Yury Synch, die Kurt Weill-Oper „Youkali“,  arrangiert von Ferdinand von Seebach, gesungen von Cecelia Hall und begleitet vom Frankfurter Oper- und Museumsorchester unter GMD Thomas Guggeis, dann Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“, aufgeführt von Christoph Bornmüller, Annie Nowak, Sebastian Reiß, Melanie Straub, Frank Löhr, die Suite nach Monteverdi „Lo spirito di Orfeo“ – gesungen von Cecelia Hall, Kelsey Lauritano, Michel Porter, dann Isaak Dentler in Heiner Müllers „Hamletmaschine“ – großartig!, Richard Wagners „Einzug der Gäste aus Tannhäuser“ mit Chor und Extrachor der Oper.

Tänzerinnen und Tänzer der Dresden Frankfurt Dance Company, Foto: Renate Feyerbacher

Und die Tänzerinnen Marina Kladi. Noémie Larcheveque sowie die Tänzer Todd Baker und Ichiro Sugae gefielen in den Choreografien von Ioannis Mandafounis.

„Wir sind kein elitärer Verein“, beteuerte der seit 2015 amtierende Vorsitzende Andreas Hübner, der das Amt von Alexander Demuth übernommen hat.

Von den 1330 Mitgliedern sind etwa 300 Patrone oder Mäzene, letztere beteiligen sich mit einer Spende von 10 000 Euro, Patrone mit einer Spende ab 1.000 Euro. Einmal im Jahr findet eine Gala im Opernhaus statt. Die letzte Gala im November 2023 erbrachte einen Spendenerlös von sage und schreibe 750.000 Euro. Einzelmitglieder zahlen 100 Euro im Jahr, junge Leute bis zum Alter von 35 nur 30 Euro. Mit einigen Vorteilen werden die Mitglieder belohnt: zum Beispiel Kulturreisen zu anderen Bühnen, für mich der wichtigste Vorteil: Teilnahme an ausgewählten Generalproben.

Astrid Kastening, Geschäftsführerin des Patronatsvereins, Foto: Renate Feyerbacher

Ein Kompliment für die vorzügliche Organisation von Geschäftsführerin Astrid Kastening.

Die geladenen Gäste und Mitglieder waren begeistert von den Darbietungen. Anschließend wurde mit Speis und Trank gefeiert.

Dieses in Deutschland einmalige Netzwerk für Kultur könnte aber durchaus noch wachsen.

Telefon 069 – 9450724-14

astrid.kastening@patronatsverein.de

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