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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Pilar Colinos Kunst der Zerbrechlichkeit im Nebbienschen Gartenhaus

„Nichts ist selbstverständlich“

Von Petra Kammann

Nichts bleibt, wie es war. Klingt wie eine Binse: Genau aber das empfinden wir gerade häufig als schmerzlich. Unser friedliches Zusammenleben ist nicht unantastbar, das Leben in der Natur schon lange nicht. Stromleitungen und Windräder zerschneiden die Bilder einer unberührten – wie wir meinen- romantischen Natur. Vögel suchen nicht mehr ihre Nester in Bäumen, sondern auf  Stromleitungen. Und ist ein Haus wirklich  eine feste Burg? Auch Häuser verfallen. Pilar Colino, die Künstlerin aus Valencia, deckt in ihren groß angelegten Bildern verschiedene Schichten der angegriffenen Natur auf. Sie fotografiert die Idyllen, legt sie als Siebdruck in den Hintergrund Ihrer Leinwände und übermalt sie. Bis zum 16. Juni sind ihre eindrucksvollen Werke noch im Nebbienschen Gartenhaus in den Wallanlagen zu sehen. Am kommenden Wochenende ist sie für den Weißenburger Kunstpreis nominiert.

Die Künstlerin Pilar Colino vor „Der Fuchs und sein Revier“(2023), Foto: Petra Kammann

Schneelandschaft mit Polarlicht, faszinierend oder giftig farbig?, kombiniert die Künstlerin mit der Silhouette einer schwarzen Schattengestalt eines bedrohlichen Fuchses. Colina ist fasziniert von der Schönheit romantischer Landschaften, der Wildnis, von Hirschen, von Rentieren und Wölfen wie im Hohen Norden, in Alaska oder Yukon oder auch von der Anmut paradiesischer Vögel, die, auf dem Kopf stehend,  schattenhaft zart im Hintergrund immer noch singen.

Blick in die Ausstellung im Nebbienschen Gartenhaus, Foto: Petra Kammann

Die Lebensreise eines versunkenen Schiffes erinnert an das berühmte Gedicht des französischen Dichters Arthur Rimbaud „Le Bâteau ivre“, („Das trunkene Schiff“), so an die Zeilen „Wenn in Europa ich ein Wasser noch begehre, / Ist es das kalte, schwarze Loch, in das hinein, / Ein Kind, in der Dämmerung, gebückt, voll Leid und Schwere, / Ein Schifflein setzt, zart, wie ein Schmetterling im Mai’n!“

Mit ihrer bevorzugt experimentell-malerischen Erkundung von Landschaften und vorgefundenen verlassenen Plätzen, die häufig von Industrieanlagen durchzogen sind, zeigt sie eine Durchdringung von realistisch-gegenständlichen Motiven mit malerisch-abstrakten Bildelementen, die darauf aufmerksam machen, wie nah bisweilen Traum und Alptraum beieinander liegen, wenn wir über die Zukunft von Mensch und Natur nachdenken.

Blick aus dem Nebbienschen Gartenhaus in der historischen Wallanlage mit Sören Pürschel (Vorstand Frankfurter Künstlerclub), Foto: Petra Kammann

Die Ausstellung ist noch bis 16. Juni in der Idylle des klassizistischen Nebbienschen Gartenhauses im Park der Bockenheimer Anlage 5 zu sehen, wo seit mehr als 65 Jahren der Frankfurter Künstlerclub e.V. Besuchern „eine offene Bühne im Grünen“ für Kunst, Musik und Literatur bietet.

Die Ausstellung ist von Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Dort ist die Künstlerin anzutreffen, bis auf den 15. Juni, an dem sie in Weißenburg sein wird.
FeuilletonFrankfurt drückt ihr die Daumen.

Weitere Infos unter:

www.artcolino.com

https://www.weissenburg.de/kunstpreis2022/

www.frankfurter-kuenstlerclub.de

 

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