12. Auflage von LiTeraTurm: „On Beauty“ – Ein Lesefestival mit den Lichtern einer Großstadt und einer ambivalenten Idee von Schönheit
Schönheit als Glücksversprechen
Rätselhafter Zauber aus der Tiefe des Raumes und die Weite des Horizonts
Von Petra Kammann
Kriege, Krisen Katastrophen. Unsere Welt befindet sich im Dauerstress. Lässt sich da überhaupt über Schönheit reden oder gar streiten? Was in dieser hässlichen Welt als schön anzusehen sei, ist viel stärkeren Schwankungen bzw. geschichtlichen Entwicklungen unterworfen als es Naturwahrnehmungen sind. Doch muss das Schöne deshalb als Beweis für subjektive Beliebigkeit herhalten? Die verschiedensten Facetten solcher und ähnlicher Fragen, die um das Kunst- und das Naturschöne, um das schöne Schreiben, um Mode und Alltagskultur, aber auch um manipulierte Schönheit und normative Schönheitsideale kreisen, waren Thema des Lesefestivals LiteraTurm zwischen dem 13. bis 18. Mai. Und das mit dem Blick von höherer Warte aus, von den Spitzen Frankfurter Hochhäuser oder aus der Distanz seriöser Kulturinstitutionen. Zum 300-jährigen Kant-Jubiläum wurde die Schönheit der Vernunft ebenso in Frage gestellt wie anlässlich des 250. Geburtstags des romantisch-modernen Malers Caspar David Friedrich die Schönheit der Landschaft. Ein Bericht über zwei Top-Veranstaltungen…
Rätselhafte Schönheit aus höherer Perspektive: Blick vom 38. Stock des Opernturms, Foto: Petra Kammann
Die Schönheit der Vernunft mit Omri Böhm und Joseph Vogl
Auf dem Opernplatz wird gefeiert. Hier geht es laut zu, hier tobt das „wahre Leben“. Stimmt das? Können wir überhaupt das Schöne erkennen, wenn wir uns im Bad der Menge bewegen? Inspiriert uns diese sinnliche Erfahrung oder brauchen wir die Distanz, um die Dinge und auch die Schönheit einer Sache umso schärfer zu erkennen? Unsere Urteile über das, was wir als schön empfinden, unterliegen durchaus Schwankungen. Was man einst als schön empfand, findet man mit wachsender Kenntnis vielleicht als hässlich und umgekehrt, weil uns ein störendes Detail oder eine neue Wahrnehmungserfahrung plötzlich den Blick für etwas Anderes, so bisher nicht Gesehenes, geöffnet hat. Urteile wandeln sich mit zunehmendem Wissensbestand. „Man sieht nur, was man weiß“, lautete einst der Marketingspruch des früheren Kunst- und Reisebuch Verlags Dumont. Führt uns das Sehen als wichtige Sinneswahrnehmung weiter, um unsere Eindrücke mit den Gehirnarealen zu verknüpfen? Sind es die besonderen Gerüche, ungeahnte Töne oder ist es schlicht das Begreifen, das unsere Begriffe formt? Ein komplexes Gemisch allemal.
Blick von oben auf den belebten Opernplatz, Foto: Petra Kammann
Oder ist es am Ende die ästhetische Struktur die der Schönheit Halt gibt oder ist es vielmehr der Riss, das Fragile, der das Bewusstsein für etwas Neues öffnet? Gibt es überhaupt die Schönheit an sich? Gewissermaßen ein „interesseloses Wohlgefallen“, wie es der Königsberger Aufklärer und Philosoph Immanuel Kant (1724 -1804) formulierte, dessen Appell sich vornehmlich an den Mut und Verstand des Individuums richtete: Seine Maxime „Habe Mut, dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“ haben wir uns eingeprägt, verdanken wir ihm doch auch die Ideen von Freiheit, Toleranz und Vernunft, die für viele von uns bislang als Grundsäulen demokratischen Denkens gelten. In seinem Grundsatzwerk „Kritik der Urteilskraft“ übertrug Kant seine Gedanken auch auf die Auseinandersetzung mit der Kunst. „Man lernt nicht einfach, was gute Kunst ist“, schlussfolgert der Schriftsteller Daniel Kehlmann. „Kunst ist eben auch etwas, was selbständig Zweckmäßigkeit schafft, Gesetzlichkeit schafft, die wir nicht einfach erlernen, sondern die wir wiederfinden. Wir finden unsere eigene Autonomie wieder in dem Kunstwerk, dem wir gegenüberstehen“, so jedenfalls nähert Kehlmann sich dem Thema mit der Rückerinnerung an ein verlorenes Paradies.
Die Harfenistin Anne-Sophie-Bertrand schlug bei der Eröffnungsveranstaltung andere Töne an, Foto: Paul Alexander Englert
„Mit dem Nachdenken über Schönheit wollen wir nicht vor den Krisen und Katastrophen der Welt fliehen, sondern im Schönen das entdecken, was die Welt für uns Menschen von heute ausmacht. Gibt es vielleicht sogar eine Schönheit der Vernunft, die von universeller Bedeutung ist? Liegt darin eine Utopie, von der wir in Zeiten der Identitätsdebatten entfernter sind denn je?“ Über diese und ähnliche Fragen hatten sich wohl schon bei der Eröffnungsveranstaltung im Volkstheater im Großen Hirschgraben Schriftsteller wie Durs Grünbein, die Schriftstellerin und Historikerin Dana von Suffrin und die Philosophin Juliane Rebentisch die Köpfe heißgeredet, während die einstimmenden differenzierten Harfenklänge von Anne-Sophie Bertrand an den Zauber von Tönen erinnerten, welche Utopien verheißen.
Diskussion im OpernTurm: Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm, Moderator Peter Neumann und Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, Foto: Petra Kammann
Um Philosophie in einer Umbruchszeit zwischen Klassizismus und Romantik ging es dann im 38. Stockwerk an der Spitze des OpernTurms mit Blick auf die Stadt in dem lebhaften Schlagabtausch zwischen dem deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm und dem Kulturwissenschaftler Joseph Vogl. Boehm, kürzlich noch für sein Buch „Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität“ mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet, debattierte auf Englisch über den malignen Geist von Verschwörungstheorien mit dem Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, welcher der Kantischen Vernunftidee das für die Schönheit so notwendige „Zaudern“ auf Deutsch gegenüberstellte, welches die Dinge in der Schwebe halte. Für ihn gehörten doch Grübler und Hadernde wie Hamlet und Wallensteinzu den produktiven Grenzgängern, welche die Dinge vorantrieben und trotz des Verfalls des Gemeinsinns, des sensus communis, den Partikularismus durch Empathie überwänden. Der spezifische Sinn der Zauderer für Gefahren und ihre phantastische Genauigkeit schützen sie immerhin vor allzu großer Selbstgewissheit, mit denen Diktatoren sich nur allzu gerne schmücken, auch ästhetisch.
Vogl erwähnte Lessings 1766 erschienene kunsttheoretische Reflexion über Laokoon, mit der dieser sich in die ästhetischen Diskussionen seiner Zeit über die grundlegenden Unterschiede zwischen bildender Kunst und Literatur eingemischt hatte. Und zwar ausgehend vom Vergleich zwischen der spätantiken Laokoon-Gruppe und Vergils Erzählung der Ereignisse um Laokoon, der von Ungeheuern getötet wurde. In der bildnerischen Darstellung sehe dieser dem Tod und der Qual mit geschlossenem und nicht zum Schrei geöffneten Mund zu. Lessings Schlussfolgerung: Ein weit aufgerissenes Maul hätte die Schönheit der weißmarmornen klassischen Statue zerstört. Vogl schloss, daraus, dass Schönheit etwas mit Naturbeherrschung zu tun habe und Lessing daher der Poesie den höheren Rang eingeräumt hätte.
Lebhafte Diskussion zwischen Omri Boehm und Joseph Vogl im prall gefüllten Opernturm über die Schönheit der Vernunft, Foto: Alexander Paul Englert
Den zwei Diskussionspartnern auf Augenhöhe wäre man gerne in einer gemeinsamen Sprache gefolgt, die sich in manchen Grundsatzannahmen durchaus ähnelten. Wiederum machte hier auch die Zweisprachigkeit sich ankündigende Risse in den Auffassungen deutlich. Auch das Hässliche könne Bestandteil der Schönheit sein, wenn dies unmittelbar erfahrbar sei. Für den Moderator Peter Neumann („Die ZEIT“) keine leichte Aufgabe, eine prägnante Kommunikationsbasis herzustellen. Er fungierte eher als Zuhörer und Bestätiger der einen oder anderen Theorie und weniger als Vermittler. Ganz anders als in dem anderen, von DFL-Redakteur Koldehoff moderiertem und bestens angetriggerten Gespräch im WestendDuo, in dem es um unterschiedliche Aspekte des Kunstschönen in den Werken von Caspar David Friedrich (* 1774; † 1840) ging.
Das Kunstschöne. Mit Lazlo F. Földenyi und Kia Vahland über Caspar David Friedrich
Mönche und Meere, Gipfel und Gebirge, Kreuze und Kreidefelsen, Wanderer im Mondlicht, Mondaufgänge und Eismeere, Einzelne Menschen und Natur – Bekannt wurde Caspar David Friedrich durch diese Motive und entwickelte sich zum bedeutendsten und bekanntesten Künstler der deutschen Romantik, der diese Motive auf neue Art und Weise auf die Leinwand übertrug, bzw. sie darauf zielgerichtet anordnete. Derzeit feiern Ausstellungen in Hamburg, Berlin und Dresden den 250. Geburtstag des Künstlers und lösen geradezu hypeartig eine neue Form von Massentourismus aus. Der Schöpfer der Gemälde erscheint populär, stellte jedoch höchste Ansprüche an sich selbst, um der Idee der Schönheit auf den Grund zu gehen: „Nach dem Höchsten und Herrlichsten musst du ringen, wenn dir das Schöne zuteil werden soll“.
DLF-Kulturredakteur Stefan Koldehoff im Gespräch mit Kia Vahland und László F. Földényi, Foto: Petra Kammann
Natürlich fesselte das nicht allein die Ausstellungsmacher der einschlägigen Museen. Florian Illies‘ wilde Zeitreise „Zauber der Stille“ (S.Fischer) mit den abenteuerlichen Geschichten um den deutschen Maler, der die Sehnsucht erfand, zählt inzwischen zu den Bestsellern. Aber auch andere Kunstkenner und -kennerinnen haben dem Maler neue Bücher gewidmet und andere Seiten herausgearbeitet wie der ungarische Schriftsteller László F. Földényi mit seinem kunsttheoretischen Essay über Friedrichs Gemälde als Ur-Kino und seinem neuen Band „Die Nachtseiten der Malerei“ (Matthes & Seitz) sowie die Kunsthistorikerin und -kritikerin Kia Vahland mit ihrer sorgsam gestalteten Gesamtdarstellung Caspar David Friedrichs in einem schmalen feinen Insel-Buch-Bändchen „Caspar David Friedrich und der weite Horizont“ (Suhrkamp), das sie dem rätselhaften Maler widmeten. Die beiden lasen und diskutierten im 25. Stock des WestendDuo Hengeler Mueller unter der kundigen Leitung des DLF-Kulturredakteurs Stefan Koldehoff.
Natürlich zählen zu Friedrichs Motiven der weite Horizont ebenso wie auch die irritierenden Rückenfiguren, anhand derer sich über das Kunstschöne trefflich streiten lässt, zumal sich der einzelgängerische Maler Friedrich dem Pittoresken der „Schönmaler“ völlig verweigerte. Umso mehr fordert er unsere Wahrnehmung heraus, seinem rätselhaften Zauber auf die Spur zu kommen.
Einführung durch die Programmleiterin Sonja Vandenrath, Foto: Petra Kammann
Mit seiner Kunst der Gegensätze, etwa mit seinem „Wanderer über dem Nebelmeer“ (um 1818) gilt der Romantiker als Sehnsuchtsmaler vor allem vieler Deutscher. Die Kunsthistorikerin und SZ-Meinungsredakteurin Kia Vahland führt in ihrem anschaulich beschriebenen Insel-Bändchen durch Leben, Werk und Epoche des Malers und Zeichners Friedrich und erläutert dabei auf anschaulich nachvollziehbare Weise die erstaunlichen Ergebnisse der jüngeren Forschung. Machte der romantische Maler aus Greifswald in der Vergangenheit es seinen Betrachterinnen und Betrachtern doch nicht immer gerade leicht – seine Gemälde standen oft genug für das Düstere – so betont Vahland durchaus auch das „Sperrige“ seiner Bilder, die erst beim zweiten Hinsehen den Blick auf den farbigen und offenen Horizont freigeben. Hilfreich waren dazu zweifellos auch die besonderen Restaurierungen in den letzten Jahren, die andere Farbschichten freigelegt haben. Ist es der Blick des Städters Friedrich, ablesbar an der Kleidung der Betrachtenden, dessen Welt in Fragmente zerfällt, der sich nach der Natur sehnt, mit dem uns der Maler konfrontiert?
Kia Vahland hat sich in die Arbeitsweise des Malers vertieft, Foto: Petra Kammann
Friedrich malt alles andere als pittoresk gefällig. Immer stehe dem Blick der Betrachter etwas im Weg, sei es eine Rückenfigur, ein Stein oder eine schlichte Baumwurzel. Doch- so Vahlands These – sei deswegen die Malerei dieses eigensinnigen Mannes weder plakativ noch düster, wie lange angenommen, sondern äußerst subtil, farben- und ideenreich. Vielmehr feiere er geradezu in religiöser Andacht die Natur. Anders als die Bilder der späteren Impressionisten entstehen seine Gemälde überhaupt nicht in der Natur auf der Suche nach dem Motiv, das flüchtig festgehalten oder hingepinselt wird. Er ging präzise und äußerst subtil vor.
Kia Vahland macht uns mit einer kurzen Biografie mit Friedrichs Werdegang vertraut. Sie erläutert, wie er sich seine Kunst im Berliner Atelier erarbeitete durch präzise detaillierte Skizzen mit Entfernungen, Größenverhältnissen und Farbeindrücken, die er in der Natur skizzierte und verinnerlichte: „keine realistischen Abbilder, sondern leicht unwirkliche Fantasiegemälde.“ Natürlich beschäftigt sich die Autorin auch mit Friedrichs Rückenfiguren, die auf einer Art Metaebene beim Betrachten des Bildes „in die Position der Beobachter versetzen, die Beobachter beobachten.“
Einige der Bilder haben ganz reale Ursachen, etwa, die uns heute wegen des Klimawandels besonders berühren, welche vor allem Friedrichs Zeichnungen auch heutigen Zeitgenossen ganz modern erscheinen lassen. Andere sind eher spekulativ. Um 1818 malte der Romantiker Caspar David Friedrich eine berühmten strahlend weißen „Kreidefelsen auf Rügen„, auf dem drei Menschen vor einem Abgrund stehen. Für Vahland ein strahlend fast irreal leuchtendes Gemälde.
Natürlich dürsten wir Zeitgenossen sehnsüchtig nach einer heilen, unberührten und unberührbaren Natur und schauen gemeinsam mit den städtisch wirkenden Rückenfiguren im Vordergrund gemeinsam auf eine Landschaft, in der es eigentlich nichts zu erblicken gibt außer der Landschaft selbst. Diese ist jedoch von in keiner noch so guten digitalen Reproduktion zu erleben wie in der großartigen Malerei selbst. Die unglaublich fein gemalten Zwischentöne sind eine wahre Farbexplosion aus feinsten Pinselstrichen. Vahland ermunterte ihre Zuhörer und Zuhörerinnen dazu, die Gemälde im Original, in einem Museum zu betrachten, ja eigentlich zu meditieren. Denn bei Friedrich gehe es um das entschleunigte Sehen, um das „langsame, besinnliche Schauen und Verstehen“. War die Welt in der Romantik bereits so bruchstückhaft erlebbar, dass es Caspar David Friedrichs Ziel war, aus den vielen skizzierten Bruchstücken die verlorene Einheit im Atelier wiederherstellen zu wollen? Und macht das heute seine aktuelle Popularität aus?
Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler und Essayist László F. Földényi, Foto: Petra Kammann
Anders László F. Földényi, der 1952 in Debrecen (Ungarn) geborene Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler und Essayist, der als Professor den Lehrstuhl für Kunsttheorie an der Akademie für Theater und Film in Budapest leitet, außerdem Herausgeber der gesammelten Werke von Heinrich von Kleist in ungarischer Sprache ist, um nur einige Aspekte seiner Vita herauszugreifen. Für sein luzides Werk Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften wurde er 2020 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Den Kunsttheoretiker interessiert gewissermaßen der vorweggenommene filmische Blick des romantischen Malers Caspar David Friedrich in dem Gemälde „Der Wanderer im Nebelmeer“.
Seine erste Begegnung mit dem – wie er findet- typisch deutschen Maler habe bereits in den 70er-Jahren begonnen, als er die Ausstellung im Albertinum in Dresden sah. Ein Faszinosum, das ihn seither nicht mehr losließ. So treibt ihn die Frage um, was die Figur auf dem in dem Gemälde „Der Wanderer im Nebelmeer“ eigentlich sieht: etwas, das man mit dem schlichten Auge gar nicht wahrnimmt, was aber die Gewissheit des natürlichen Sehens erschüttert: Das Unsichtbare der Bewegungen, des imaginierte Wandern. Man könne das Bild auch umdrehen, ohne dass es an Wert verlöre. Friedrichs Gemälde steht für Földényi als Beispiel einer Kritik des Sehens an sich, andererseits erkennt er darin eine Vorwegnahme all jener technischen Innovationen, die das Sehen selbst radikal erweitert haben, wie der Film, das Bewegte Bild, das Kino.
Auf dem Felsen stehend erblickt der Wanderer eben nicht nur Wolken, Nebel und Dunst, sondern Bilder, welche die verborgenen Schichten des Bewusstseins in ständige Bewegung bringen: So schaut er ins Nebelmeer und träumt etwas, vielleicht schaut er in sein Unbewusstes? Kleist hatte über Friedrichs Bilder gesagt:„Es ist, als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären.“ Wollte der Künstler malen, was eigentlich nicht malbar ist? Vergleichbar mit den mittelalterlichen Malern, die das Göttliche abbilden wollten? Friedrich wollte das Unsagbare malen, doch war sein protestantischer Gott „ins Herz gezogen“. Dabei führen seine Bilder uns hinters Licht und gaukeln uns etwas vor, sie machen uns glauben, wir würden Gott ebenso finden wie uns selbst. In Wirklichkeit machen seine Gemälde nur einer ziellosen Sehnsucht den Weg frei. Auf der Suche nach Gott und sich selbst ist der Mensch inzwischen auf Irrwege geraten.
Für Földényi war Caspar David Friedrich vermutlich der erste Maler, der die Theorie der „reinen“ oder „gegenstandslosen Empfindung“ eines Malewitsch vorweggenommen und das Unwägbare zu seinem einzigen wirklichen Thema gemacht hat.
„Nicht alles läßt sich lehren, nicht alles erlernen und durch bloßes totes Einüben erlangen; denn was eigentlich rein geistiger Natur in der Kunst genannt werden kann, liegt über die engen Schranken des Handwerks hinaus. Darum, ihr Lehrer der Kunst, die ihr euch dünket so viel mit eurem Wissen und Können, hütet euch sehr, daß ihr nicht einem jeden tyrannisch aufbürdet eure Lehren und Regeln; denn dadurch könnt ihr leichtlich zerknicken die zarten Blumen, zerstören den Tempel der Eigentümlichkeit, ohne den der Mensch nichts Großes vermag“, heißt es in seinen Briefen und Bekenntnissen über einen Lehrer. Das Vermächtnis einer Idee von Schönheit. Das Kunstschöne hat die Religion abgelöst.
Atemberaubende Blicke auf die Mainmetropole während des Festivals, Foto: Paul Alexander Englert
Gastgeber der Veranstaltungen bis zum 38. Stock waren DLA Piper, Hengeler Mueller, ODDO BHF, Latham & Watkins LLP, Morgan, Lewis & Bockius LLP, Tishman Speyer und UBS Europe SE. Kooperationspartner und Veranstaltungsorte waren des Weiteren die AusstellungsHalle 1A, die Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen, das Hessische Literaturforum im Mousonturm, das Museum Angewandte Kunst, die unabhängige Lesereihe Never Wash Them, die Romanfabrik, die Stiftung Buchkunst, der S. Fischer Verlag und die Volksbühne im Großen Hirschgraben. Eine geplante Ko-operationsveranstaltung mit dem Literaturhaus Frankfurt musste verschoben werden und wird im Juni nachgeholt. Ausgewählte Veranstaltungen wurden für den Medien-parther hr2-kultur sowie den Bücher-Podcast der F.A.Z. aufgezeichnet.