Denis Dailleux. MISR – mon Égypte
Fotografien als Fenster in eine orientalische Welt in der Galerie Peter Sillem
von Hannelore Kaus-Schwoerer
Der Pariser Fotograf Denis Dailleux ist kein Unbekannter hier. Bereits in vier Ausstellungen konnte er seine Fotografien aus Ghana, Indonesien und nun aus Ägypten präsentieren. Und so traf er auf ein erwartungsfreudiges Publikum in der abendlich erleuchteten Galerie. Mit nur wenigen Worten führte Galerist Peter Sillem in das Werk Dailleux‘s ein. Ein wunderbarer Porträtist sei er, der seine Gegenüber nicht forciere, sondern vertrauensvoll behandele, sie meist persönlich kenne und es ihm gelinge, Fotografien von zeitloser, fast biblischer Qualität und einzigartiger Farbkombinationen zu erschaffen.
La danseuse de la fin du mariage, el-Gamaleya, Le Caire, 2000
In ‚La Danseuse de la fin du mariage‘ fängt Dailleux eine abendlich erleuchtete Szene mit Bauchtänzerin und drei Musikern ein. Warme, rotorangefarbene Töne der monumental im Vordergrund stehenden Frau bilden einen Kontrast zum abblätternden, gelbbräunlichen Verputz der Wand im Hintergrund und lenken den Blick auf den nach getaner Arbeit erschöpft wirkenden Gesichtsausdruck der Frau. Was geschah davor, wie hat das Publikum reagiert, gab es Applaus, fragt man sich. Doch der Fotograf lässt uns mit dieser Momentaufnahme allein.
Auch das Bild ‚Jour de mariage‘ zeigt eine Bühnenszene, in der eine Musikgruppe mit etwa zehn Männern zu einer Hochzeit aufspielt. Mit ihren Instrumenten haben sie sich auf einer erhöhten Bühne platziert. Der Fotograf hat sie von hinten aufgenommen, so als wäre er zufällig mit seiner Kamera hereingekommen.
Beide Fotografien halten Szenen in El-Gamaleya fest, einem Teil der mittelalterlichen Altstadt Kairos, deren historische Gebäude, Handwerkermärkte und islamische Kulturschätze von Verfall und Zerstörung bedroht sind. Dailleux’s Fotografien bekommen somit dokumentarischen Charakter, erinnern daran, diese Welt zu bewahren, nicht untergehen zu lassen.
Le jeune homme au bâton, Geziret el-Dahab, Le Caire, 2004 (C-Print, 38×38 cm)
Kontemplative Stille strahlt das Bildnis des alten Wächters eines Schlosses im Nildelta aus. Die Gesichtszüge des Mannes, der sich zu einer Pause in einem herrschaftlich ausgestatteten Saal von verblichener Eleganz niedergelassen hat, werden durch schwachen Lichteinfall beleuchtet und deuten auf eine durch langjährige Arbeit und Lebenserfahrung erworbene Gelassenheit hin. Wächter haben in der ägyptischen Gesellschaft eine wichtige Funktion, sammeln Wissen über alle herein- und hinausgehenden Personen, sind mit anderen Wächtern vernetzt, mit denen dieses Wissen auf Verlangen hin geteilt wird.
Amr Ibrahim, le gardien du château du delta, 2002 (C-Print, 80×80 cm)
Dailleux gelingt es durch seine besonderen Bildkompositionen, einzelnen Porträtierten ein würdevolles Denkmal zu setzen. In ‚Ahmed, garçon de café ‘ zeigt er den Kellner in einer Umgebung, als habe er ihn gerade bei der Arbeit angetroffen.
Ahmed, garcon de café, Le Caire, 2001 (C-Print, 38x38cm)
Hier ist die Tradition August Sanders, des berühmten Fotografen der 20er, als Vorbild kaum zu leugnen.
Die sehenswerte Ausstellung wartet mit weiteren Porträts, Kinderbildnissen, Interieurs, Mutter/Sohn Darstellungen auf und vermittelt Einblicke in das alltägliche Leben Ägyptens, die dem touristischen Auge nicht zugänglich sind.
Denis Dailleux MISR – mon Égypte
zu sehen bis zum 1. Juni 2024
Galerie-Peter-Sillem
Frankensteiner Straße 1/ Eingang: Dreieichstraße 2
60594 Frankfurt am Main
Mittwoch 10-16 Uhr
Donnerstag 10-18 Uhr
Freitag 10-16 Uhr
Samstag 14-16 Uhr
und nach Vereinbarung!