Archiv für Mai, 2024
2024, Mai 31.
Verbrannte Bücher, tote Dichterin, flammende Musikerin, Neuerscheinungen und viele Liebhaber der Literatur
Von Christian Weise
„On Tyranny“ von Timothy Synder, einem Professor der Yale University, liest stehend in der Metro die junge schwarzhaarige Frau im Original. Ich bin heute dort Passant, muss weiter auf das Buch-Arsenal, steige also bereits nach einer Station aus. „Leben am Rande“ lautet das Thema des 12. Buch-Arsenals. Das Betreten des Areals, der einstigen Waffenfabrik, ist schnell erledigt. Am Eingang nur die üblichen Sicherheitschecks mit Metalldetektoren.
„Leben am Rande“ – das Grün von Google Maps gepaart mit dem Blau-Violett eines Flusses, Foto: Christian Weise
Draußen im Hof des 60.000 Quadratmeter großen Ausstellungsgeländes sitzen rund um den Brunnen auf Stühlen schon einige Besucher. Alle anderen flanieren in den 9 Meter hohen, endlos lang scheinenden Gewölbegalerien, die seit 2006, als Präsident Volodymyr Yushchenko die Umwidmung lancierte, für Kunstausstellungen, aber auch für das Buch-Arsenal benutzt werden.
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2024, Mai 30.
Der Meister der Vertikale
Knokke an der belgischen Küste. Ich stehe vor einem unscheinbaren Reihenhaus. Das einzige, was mir auffällt, ist, dass es ein Flachdach hat. Als ich eintrete, bin ich überrascht. Überall Licht. Oberlichter. Weiße Wände, weißes Treppenhaus. Bodentiefe Fenster geben den Blick frei auf den Graten mit einer großen Kiefer. Das ideale Ambiente für die klarstrukturierten Bilder des Malers Luc Peire. Peire, 1916 in Brügge geboren, kam vom Expressionismus, reduzierte seine Malerei immer mehr, wurde zum abstrakten Maler.
Schlichte Eleganz und die puristischen Bilder bestimmen Luc Peires Wohnhaus, Foto: Simone Hamm
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2024, Mai 27.
Angesichts der Erschütterung – musikalische Visionen vom Jüngsten Tag
Von Petra Kammann
Nach den Anschlägen in Israel vom vergangenen Oktober sehen sich viele Juden auch in Frankfurt verstärkt mit Angriffen und Antisemitismus konfrontiert, so dass sich Frankfurter Kulturinstitionen wie die Alte Oper Frankfurt, die Frankfurter Museums-Gesellschaft, die Oper Frankfurt und das Jüdische Museum zusammengetan haben, um in der dritten Ausgabe des Festivals „Mitten am Rande“ das jüdische Leben in der Stadt zur Zeit des Nationalsozialismus näher zu beleuchten. Schon der Rückblick auf eindrucksvolle Werke der Musikgeschichte wie auf das kurze Melodram „Ein Überlebender aus Warschau“, die erschütternde musikalische Erzählung vom Leid des jüdischen Volks im Warschauer Gettoaufstand von Arnold Schönberg, traf in der Auftaktveranstaltung im voll besetzten Großen Saal der Alten Oper auf Giuseppe Verdis Requiem und dessen klangstarker Vision vom Jüngsten Tag das Publikum mit voller Wucht. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester musizierte unter der perfekten Leitung seines Chefdirigenten Thomas Guggeis in Hochform. Eine fabelhafte Koordination aller Beteiligten: der hervorragenden Solisten Nombulelo Yende (Sopran), Tanja Ariane Baumgartner (Mezzosopran), Attilio Glaser (Tenor), Kihwan Sim (Bass) und Isaak Dentler (Erzähler), im Wechsel mit den vier profilierten Frankfurter Chören (Cäcilienchor Frankfurt, Figuralchor Frankfurt, Frankfurter Kantorei und Frankfurter Singakademie).
Würdigung der grandiosen Gemeinschaftsarbeit aller Beteiligten beim Schlussapplaus, Foto: Petra Kammann
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Alte Oper, Bildung · Pisa von innen, Jüdisches Museum, Kultur Frankfurt, Kultur und Gesellschaft, Musik | Kommentare deaktiviert für ÜBER LEBEN „Mitten am Rand“ – Das 3-tägige Festival und die Auftaktveranstaltung in der Alten Oper mit dem Museumsorchester
2024, Mai 27.
„Freude an Schönheit und Wissen um Schrecklichkeit“
Der wichtigste deutsch-polnische Kulturpreis – zum 11. Mal vergeben
Von Christian Weise
„Als Übersetzer darf man nicht besonders eitel sein“, gleichzeitig ist die Aufgabe des Übersetzens von zwei „über“ geprägt, einer überaus langen und überaus ausdauernden Tätigkeit, so Prof. Dr. Peter Oliver Loew, der Direktor des Deutschen Poleninstituts (DPI). In einem Tandem wurden am Freitagabend in der Darmstädter Stadtkirche eine polnische Übersetzerin und ein deutscher Übersetzer für ihre herausragenden Übersetzungsarbeiten mit dem Karl-Dedecius-Preis gewürdigt.
Der Direktor des Deutschen Poleninstituts in Darmstadt Peter Oliver Loew, Foto: Christian Weise
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2024, Mai 26.
Geradewegs ins Herz der Finsternis
von Simone Hamm
Die Ruhrfestspiele unter dem diesjährigen Motto „Vergnügen und Verlust“ haben fulminant begonnen. Mit dem Zirkus „Pulse“, bei dem die Akrobaten mit ihren Körpern schwindelerregend hohe Pyramiden bauten. Sie lassen sich fallen, zeigen die Kraft der Gemeinschaft. Seit Jahren gibt es in Recklinghausen Zirkus aus aller Welt zu sehen, Zirkus ist zum Schwerpunkt geworden. Theater und Tanzkompanien, Musiker und Schriftsteller werden kommen, das Festival für schwarze Literatur „Resonanzen“ gehört auch zu den Ruhrfestspielen. Tiago Rodriguez und die Comédie de Genève führen uns mit „As Far As Impossible“ geradewegs ins Herz der Finsternis. Stephanie Rheinsberger ist Thomas Bernhards Regietyrann. Dibbuk – zwischen (zwei) Welten. Der universelle Dämon
Die Comédie de Genève mit Adrien Barazzone, Beatriz Brás, Baptiste Coustenoble und Natacha Koutchoumov spielt „As far as possible“, Foto: Ruhrfestspiele
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2024, Mai 25.
Die Dämonenbändigerin
Von Christian Weise
Else Meidner (1901 – 1987) studierte – willensstark, entgegen dem Wunsch ihrer Eltern – in Berlin Kunst und wurde dabei von Käthe Kollwitz und Max Slevogt gefördert. Sie war Schülerin des Expressionisten Ludwig Meidner, später seine Ehefrau und Gefährtin in der Zeit des Exils in London. Lange stand Else Meidner im Schatten ihres berühmten Mannes. Das Jüdische Museum Frankfurt zeigt nun bis März 2025 in drei Hängungen insgesamt 57 großformatige Porträtzeichnungen der Künstlerin.
Else Meidner, Selbstbildnis mit Dämonen, 1927–1930 © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer
„Da sind ja lauter Dämonen zu sehen!“, kommentierte Ludwig Meidner in Berlin, als er die vorgelegten Zeichnungen seiner neuen Studentin sah. Prompt zerriss sie die Blätter. Temperamentvoll, lebendig und unterhaltend konnte Else Meidner sein, gleichzeitig aber blickte sie intensiv und tief auf die inneren Stimmungen und Dämonen. Einer der wichtigen Dämonen – er bremst nämlich das gesamte menschliche Tun – ist die Melancholie. Mit diesem Titel wurde am Donnerstag Abend die Kabinett-Ausstellung „Else Meidner – Melancholia“ im Frankfurter Jüdischen Museum eröffnet.
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2024, Mai 24.
Faszinierendes Spätwerk – ein Farb-Fest fürs Auge
Von Hans-Bernd Heier
Otto Ritschl gehört zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Kunst in Deutschland. Er stand in engem Austausch mit Alexej von Jawlensky, Ernst Wilhelm Nay, Willi Baumeister und Hanna Bekker vom Rath und war eine der bedeutendsten Malerpersönlichkeiten im Wiesbadener Kulturleben. Erstmals seit Jahrzehnten zeigt das Kunsthaus Wiesbaden eine repräsentative Auswahl der späten Bilder. Gerade „das Spätwerk hat Ritschls Ruhm ausgemacht“, so Peter Iden, Kunstkritiker und Gründungsdirektor des Frankfurter Museums für Moderne Kunst.
1975/35 Komposition; ©wiesbaden.de / Foto: Museumsverein Ritschl e.V.
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2024, Mai 23.
Looking foreward und Coming back for more
Große Freude, auch wenn wir noch etwas warten müssen… Nach 10 Jahren kehrt William Forsythe zur Dresden Frankfurt Dance Company (DFDC) zurück und kreiert ein neues Werk. Ioannis Mandafounis und Forsythe verbindet eine langjährige Zusammenarbeit. Mandafounis war Tänzer bei The Forsythe Company, wie sich die Dresden Frankfurt Dance Company bis 2015 nannte und ist entsprechend deutlich von ihm beeinflusst.
William Forsythe 2020 im MMK, Foto: Petra Kammann
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Herzlich Willkommen | Kommentare deaktiviert für Gastspiel der Dresden Frankfurt Dance Company / Choreografien: William Forsythe und Thomas Hauert als Gastchoreografen
2024, Mai 22.
Rasant und auch berührend: Das Nederlands Dance Theater 2 in Köln
Voller Schwung beginnt der Tanzabend des Nederlands Dance Theater 2, der Kompanie der jungen Tänzer bei Tanz/Köln im Opernhaus.„Bedtime story“ des Choreographen Nadav Zelner ist furioser Tanz. Er zeigt die Momente kurz vorm Einschlafen zwischen Tag und Traum. Die Tänzer scheinen tagsüber eine Menge erlebt zu haben, so dynamisch wie sie kurz vorm Einschlafen tanzen. Zu Musik aus dem nahen Osten (Libanon, Tunesien, Syrien) kommen die schwarz bekleideten Tänzer einzeln oder zu zweit auf die Bühne, drehen sich, drehen einander, werfen sich zu Boden, zucken, springen wieder auf. Gehen schnell von der Bühne und noch schneller treten andere Tänzer auf, ein Reigen von Duetten. Dann wieder tanzen alle zusammen, fassen sich an den Händen, grimassieren, flirten. Viel Erotik ist im Spiel. Ihr Stil reicht von feinem Tanz über halsbrecherische Akrobatik bis hin zu HipHop. Das ist belebend, aufregend.
„Bedtime Story“ von Nadav Zelner, Nederlands Dance Theater 2, Foto: © Rahi Rezvani
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2024, Mai 22.
Gegen das Vergessen und Erziehung zu Toleranz und Respekt
Am Donnerstag, den 23. Mai, wird Oberbürgermeister Mike Josef der ehemaligen Leiterin der Anne-Frank-Schule Till Lieberz-Groß für ihr herausragendes Engagement zur Erforschung und Würdigung der jüdischen Geschichte Frankfurts sowie der Verständigung mit jüdischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt auszeichnen.
Lieberz-Groß setze sich für eine auf der jüdisch-deutschen Geschichte basierende Erziehung zu Toleranz und Respekt ein. Sie engagiert sich seit Jahren in zahlreichen Vereinen, Stiftungen und Initiativen ehrenamtlich und trug maßgeblich durch vielfache Veröffentlichungen zur Erinnerungskultur bei.
Till Lieberz-Groß , Foto: Denkbar
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