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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Dezember, 2023

„S 62° 58’, W 60° 39’“ – Peeping Tom bei tanz.köln am Schauspiel Köln

2023, Dezember 12.

Sei ein Eisberg. Endzeittheater in eisiger Kälte

Von Simone Hamm

Ein Boot liegt unbeweglich im ewigen Eis, zwischen Felsen und Eisschollen. Es hat ein hölzernes Führerhaus, ein schmutzig weißes Segel, rote Rettungswesten. Ein großartiges Bühnenbild (Justine Bougerol). Ein Kind geht über Bord, wird herausgezogen. Wind pfeift, das Boot schwankt. Es liegt nah der Insel der Täuschung, die es wirklich gibt, im weiten Meer. „S 62° 58’, W 60° 39’“, heißt die neueste Produktion der Belgischen Tanzkompanie „Peeping Tom“ und ihres Choreographen Franck Chartrier. Nichts als die Koordinaten des auf Eis gelaufenen Schiffs.

S 62° 58‘, W 60° 39‘ von Peeping Tom, Künstlerische Leitung & Choreografie: Franck Chartier, Bühne: Justine Bougerol • Peeping Tom, Foto: Olympe Tits

Schirn präsentiert „Lyonel Feininger. Retrospektive“ (2)

2023, Dezember 11.

Spektakuläre Neubetrachtung des Werkes – sein Markenzeichen: der Prismen-Stil

von Hans-Bernd Heier

Der deutsch-amerikanische Künstler Lyonel Feininger ist ein Klassiker der modernen Kunst. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet dem bedeutenden Maler, Zeichner und Grafiker die erste große Retrospektive in Deutschland seit über 25 Jahren und präsentiert ein umfassendes und überraschendes Gesamtbild seines Schaffens. Mit rund 160 Gemälden, Zeichnungen, Karikaturen, Aquarellen, Holzschnitten, Fotografien und Objekten beleuchtet die großartige Schau wichtige Themen und Entwicklungslinien, die Feiningers Werk geprägt und unverwechselbar gemacht haben.

Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2023; Foto: Norbert Miguletz

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AIDA – von Giuseppe Verdi in der Oper Frankfurt

2023, Dezember 9.

Unbändige Kriegslust – Sehnsucht nach Frieden

von Renate Feyerbacher

Fotos: Barbara Aumüller / Oper Frankfurt

Zwei Länder führen unerbittlich Krieg gegeneinander. Das ist die politische Realität in der Opera lirica „Aida“, die schonungslos die augenblickliche Situation in der Welt vor Augen führt. „Der Krieg zerstört nicht nur irgendwelche Häuser oder Straßen, er zerstört das Wesen des Lebens, er zerstört Menschen.“ (Aussage eines Ukrainers – Programmheft S.50). So ist es auch in „Aida“. Zwei zumutbare Minuten lang wird Kampflärm die Oper unterbrechen.

Claudia Mahnke (Amneris) und Stefano La Colla (Radamès)

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Ein Lob auf Isolde Ohlbaum und Michael Krüger: „Männer, die Rosen schneiden…“

2023, Dezember 7.

Gelebte Literaturgeschichte in Fotografien und Anekdoten

Von Petra Kammann

Der 80. Geburtstag des Verlegers und Literaten Michael Krüger am 9. Dezember 2023 war Anlass für den Bildband „Männer, die Rosen schneiden und andere Literaturgeschichten zu Fotografien“ von Isolde Ohlbaum (Schirmer Mosel). Die renommierte Münchner Foto-Künstlerin hat fast ein halbes Jahrhundert lang Krügers Betreuung der Dichter und Dichterinnen sowohl bei literarischen Veranstaltungen und Preisverleihungen wie auch im privaten Kreis fotografisch festgehalten. Rund 140 Aufnahmen von Isolde Ohlbaum bringen uns in dem gelungen gestalteten Band spezielle Züge der Autoren und Autorinnen näher. Die dafür eigens geschriebenen literarischen Miniaturen lieferte Michael Krüger selbst.

Bazon Brock und Michael Krüger auf dem Mont Ventoux beim ersten Petrarca-Preis © 2023 Isolde Ohlbaum / courtesy Schirmer/Mosel

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Lichterkette am 10. Dezember – Aufruf der Frankfurter Kulturverantwortlichen

2023, Dezember 7.

Licht in das Dunkel bringen

In Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen setzt die Kulturszene in Frankfurt ein Zeichen gegen Antisemitismus. 85 Jahre nach den November-Pogromen 1938 sind Jüdinnen und Juden in Frankfurt wieder in Sorge um ihr Leben. Entsetzt sehen wir, dass das Massaker am 7. Oktober und der Terrorangriff von Hamas weltweit, auch in Deutschland, zum Auslöser für andauernde antisemitische Propaganda und Gewalt wurde.

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Zu Nikolaus: statt „Lied und Lyrik“ Kammermusikabend im Großen Hirschgraben

2023, Dezember 6.

Kammermusikabend mit „Kinderszenen“

Die Liederabende des Freien Deutschen Hochstifts gehören zum festen Bestandteil des Frankfurter Musiklebens. Gelesene Texte und Lieder stehen in thematischen Bezug zu den Programmschwerpunkten des Jahres wie ‚Kindheit im Wandel‘. Der für den 6. Dezember in der Reihe Lied & Lyrik ursprünglich angekündigte Liederabend mit Jana Baumeister kann krankheitsbedingt nicht stattfinden. Stattdessen bringen der Pianist Burkhard Bastuck und Ursula Maria Berg. 1. Konzertmeisterin des Gürzenich-Orchesters Köln, Sonaten und Sonatinen von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Antonín Dvořák sowie Klavierstücke von Robert Schumann, darunter die beliebten ‚Kinderszenen‘, im Arkadensaal zu Gehör.

Burkhard Bastuck, Piano,  und Ursula Maria Berg, Violine, Foto: Freies Deutsches Hochstift

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Kafkas Prozess in einer Fassung und unter der Regie von Pinar Karabulut am Schauspiel Köln

2023, Dezember 5.

Abgrund und schwindelnde Höhen

von Simone Hamm

 „Jemand  musste Josef  K. verleumdet  haben, denn  ohne  dass er etwas  Böses getan  hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“  So beginnt Kafkas unvollendeter, zu seinen Lebzeiten unveröffentlichter Roman “Der Prozess“. Regisseurin Pinar Karbulut hat daran gerade das Unfertige fasziniert. Sie hält sich streng an den Text, an Kafkas eindrückliche Sprache, aber sie ortet die Textabschnitte anders.So wirken Leben und Sterben K.s noch absurder. Kafkas unvollendeter Roman ist jedoch nicht nur hoffnungslos und traurig, es gibt auch sehr witzige Stellen. Pinar Karbulut gelingt der Spagat: die Aussichtsslosigkeit darstellen zu lassen und die Zuschauer zum Lachen zu bewegen.

„Der Prozess “ von Franz Kafka auf der Bühne , Regie: Pınar Karabulot, Foto: Krafft Angerer / Schauspiel Köln

2023, Dezember 5.

Golden Planet Award für die Filmemacherin, Umweltaktivistin Ina Knobloch

von Renate Feyerbacher

Für ihr weltweites Umwelt-Engagement wurde die Dokumentarfilmerin, Buchautorin, Wissenschaftsjournalistin, Moderatorin und vor allem Umweltaktivistin Ina Knobloch im Oktober in Frankfurt mit dem Golden Planet Award von Voice Aid Association e.V., Gründerin Astrid Arens sowie des Projektes D.I.P.E.S.H. ausgezeichnet. Der Verein widmet sich digitalen Plattformen, die weltweit agierende Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Humanität fokussieren.

Ina Knobloch und Astrid Arens (Voice of Aid Assosiatin / D.I.P.E.S.H.) Foto: Renate Feyerbacher

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„Holbein und die Renaissance im Norden“ im Städel (Teil 3)

2023, Dezember 4.

Porträts als wirkstarke Mittel der Selbstinszenierung

Von Hans-Bernd Heier

Die Malerei der Renaissance ist eine Zeitwende in der Geschichte der Kunst. Eine Kunstrichtung, die in Italien ihren Anfang nahm, entwickelte sich im Norden Europas mit den Wegbereitern Hans Holbein dem Älteren und Hans Burgkmair dem Älteren zu etwas völlig Neuem. Das Städel Museum bietet in der grandiosen Schau „Holbein und die Renaissance im Norden“ einen hervorragenden Überblick über die Anfänge der Renaissancemalerei nördlich der Alpen.

Ausstellungsansicht mit Meeresgott Neptun, Städel Museum

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Nach 9 Jahren Recherchearbeit endlich ein gültiges Werkverzeichnis für den Maler Ludwig Meidner

2023, Dezember 2.

Späte geistige Wiedergutmachung für den urbanen Expressionisten

von Petra Kammann

Gerade wurde im Hofheimer Museum „Meine liebe Hanna!“ eröffnet, eine Ausstellung zweier expressionistischer Malerinnen: Ida Kerkovius und Hanna Bekker vom Rath, die auch eine bedeutende Galeristin war. Sie hatte die Hand über etliche verfemte Künstler gehalten, so auch über den in Berlin als Expressionist gefeierten, und als Jude von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamierten Künstler Ludwig Meidner. Sie hatte  ihm nach seiner Rückkehr aus dem Londoner Exil in die Bundesrepublik 1955 zu einem Atelier im damals noch sehr dörflichen Hofheim-Marxheim verholfen, wo er acht Jahre lang lebte und arbeitete. Doch konnte er hier nicht wieder an seinem früheren Ruhm anknüpfen. Nach neun Jahren intensiver internationaler Recherche konnte Kunst-Kurator Erik Riedel vom Jüdischen Museum Frankfurt konnte nun endlich Ludwig Meidners „Werkverzeichnis der Gemälde bis 1927 “ präsentieren.  

Ludwig Meidner, Selbstbilsnis mit Palette, 1912, St. Louis

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