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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Die Erfolgsgeschichte der Ingrid zu Solms-Stiftung

Förderung herausragender Leistungen von jungen Frauen

von Renate Feyerbacher

Vor 30 Jahren gründete eine der bedeutenden, interessanten Frauen Frankfurts, die Ärztin Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels. die Stiftung. Zunächst gab es einen Medizinpreis, hinzu kamen später der Preis in der Natur-, Lebens-und Ingenieurwissenschaften und der Kultur. Die Auszeichnung für Menschenrechte hat eine besondere Bedeutung. Sie ging 2021 unter anderem an Zarifa Ghafari, ehemalig Bürgermeisterin in Afghanistan. Es gibt Stipendien für begabte Schülerinnen und einiges mehr.

Gruppenbild mit Damen, im Mittelpunkt: Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels, Foto: Renate Feyerbacher

Die mittlerweile neunzigjährige Stifterin hat bisher 41 Preise an junge, hochqualifizierte Frauen vergeben. Die Stiftung, so die Gräfin, nennt sie ihren Versuch, mit einem winzigen Beitrag die Welt ein bisschen besser gemacht zu machen, wenn man sie wieder verlässt.

Gefeiert wurden in diesem Jahr nach der erzwungenen Corona-Pause – zwei „Elite“-Forscherinnen Dr.med.Sarah Kim-Hellmuth, Wissenschaftspreis für Medizin, und Professor Dr. Simone Schürle-Finke, Naturwissenschaftspreis.

Heike Allgayer, Elisabeth Koch, Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger, Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels, Susanne Schröter, Foto: Renate Feyerbacher

Das Foto zeigt wichtige, verantwortliche Frauen der Stiftungs-Organe, mit der aus Berlin angereisten Bundesministerin für Bildung und Forschung

Viele prominente Freunde waren zum 30 jährigen Jubiläum gekommen, das musikalisch begleitet wurde durch Cellistin Raphaela Gromes, die 2020 mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurde, und dem Pianisten Julian Riem. Beide sind großartige Solisten.

Professor Christof von Kalle, Onkologe – „ dem Krebs endlich den Schrecken nehmen“ – Vision Zero e.V. – Rote Karte dem Krebs – Berlin, hielt die Laudatio für Sarah Kim-Hellmuth.

Sarah Kim-Hellmuth, Foto: IzS-Stiftung

Es ist bewundernswert was die Humangenetikerin- 1983 in Bremen geboren, dort wuchs sie auf – bisher geleistet hat. 2002 zog sie nach München, um an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen Universität Humanmedizin zu studieren. Schon früh begann sie mit der Doktorarbeit.

Als Assistenzärztin arbeitete sie an der Universitätsklinik in Bonn, zog dann nach New York, wo sie am Genome Center und an der Columbia University tätig war. Kehrte 2020 nach München zurück und widmete sich der Forschungsarbeit für Kinder. Schon mehrere Preise hat sie erhalten.

Sie suche, so Christof von Kalle, die Frage zu ergründen: „Warum erkranken manche Menschen, obwohl sie gesund leben, während andere gesund bleiben?“

„Das menschliche Immunsystem spielt eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Viren und bakteriellen Infektionen, bei Autoimmun- und entzündlichen Erkrankungen, Krebs, Stoffwechselprozessen und dem Alterungsprozess. In Anbetracht dieser Schlüsselrolle in vielen menschlichen Pathologien ist es von entscheidender Bedeutung, die Variabilität der Immunantwort auf Bevölkerungsebene zu verstehen und wie diese Variabilität mit der Anfälligkeit für Krankheiten zusammenhängt.“

Sarah Kim-Hellmuth versuche, die biologischen Krankheiten zu verstehen, um gezielte Interventionen zu entwickeln. „Ihre bemerkenswerte Pionierarbeit, basierend auf der Integration von Genomdaten mit Transkriptomsequenzierungsdaten, hat uns geholfen, den Zusammenhang zwischen genetischer Variation und Immunantwort besser zu verstehen.“

Personalisierte Therapien ist das Stichwort ihrer Arbeit, die mit 10.000 Euro belohnt wird.

Simone Schürle-Finke, Foto: Izs Stiftung

Nicht weniger bewundernswert ist die biomedizinische Ingenieurin Simone Schürle-Finke, geboren 1985 in Ulm. Ihr Studium begann sie zunächst am Karlsruher Institut für Technologie in Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Mikro/Nanosysteme. Dazwischen liegen noch mehrere Stationen an ausländischen Universitäten. Dann wechselte sie an die renommierte  Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ).

Ihre dort verfasste Doktorarbeit wurde mit der ETH Medaille ausgezeichnet. Sie forscht heute in der Biomedizintechnik und als Assistenzprofessorin für Responsive Biomedizinische Systeme. Sie ist in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv. Das Weltwirtschaftsforum lässt sich von ihr informieren und verlieh ihr den Titel „Young Scientist“. „Außerdem ist sie Mitbegründerin von MagnebotiX, einem ETHZ-Spin-Off, das Systeme für die Generierung von Magnetfeldern entwickelt und vermarktet.“ (PR-Text Professor Grill)

Laudator Professor Wolfgang Grill, er hat den Vorsitz im IzS Beirat Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften inne, ist fasziniert von dem großen Fortschritt für die Menschheit, der bereits in der Doktorarbeit von 2013 wahrgenommen wurde.

Roboter bauen können viele, aber so kleine, dass sie in den Körper eingeschleust werden und Medikamente transportieren können, das kann Simone Schürle-Finke, die Nanoroboter-Forscherin. Die mikroskopisch kleinen Automaten sind mit einer metallischen Schicht überzogen, können kontrolliert gedreht und mit Magneten zum Krankheitsherd gebracht werden. So können Tumoren gezielt bekämpft werden, ebenso durch Infektionen entzündliche Gelenkserkrankungen. Kein Sciene-fiction.

Eine präzise lokale Diagnose ist die Voraussetzung für eine personalisierte Therapie. Noch ist der Weg weit dahin.  die ihr Neugeborenes mit zur Preisverleihung brachte, wird das Preisgeld von 5.000 Euro gut gebrauchen können.

Die beiden Preisträgerinnen, Foto: Renate Feyerbacher

Die Fellow-Nadeln der Stiftung wurden durch die Heidelberger Professorin Heike Allgayer überreicht. Das Fellowship ist ein berufs- und karriereorientiertes Netzwerk von hochqualifizierten Frauen, die sämtlich Preisträgerinnen der IzS-Stiftung sind. Nachhaltigkeit des IzS-Gedankenguts zur Förderung der Elite der Frau ist in.

Es ist noch ein weiter Weg für junge Frauen, im Wissenschaftsbetrieb zu existieren. Das machte Bettina Stark- Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung in ihrer Festrede deutlich. „Der Kampf um die Gleichstellung ist ein Dauerprojekt [..]Je höher es die Karriereleiter hinaufgeht, desto geringer wird der Frauenanteil. Nicht nur in der Wissenschaft, aber eben auch dort.“

Dabei sind Frauen heute vorzüglich ausgebildet. Ihr Promotionsanteil ist mit den Männern fast gleich auf, aber auf den Professorenstuhl gelangen viel zu wenige.

 Die Stifterin Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels und Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Foto: Renate Feyerbacher

Ihre Festrede widmet Bettina Stark-Watzinger auch der Stifterin und erinnert mit ein paar Daten an das Gründungsjahr der Stiftung 1993: Rekordhoch der Arbeitslosigkeit, Einigung Maastricht Vertrag, hitzige Debatten über Asylpolitik. „Die Welt zu einem besseren Ort machen: So habe ich auch das Engagement der Ingrid-zu-Solms-Stiftung verstanden.“

Das Lebenswerk der Stifterin ist beeindruckend, unermüdlich arbeitet sie daran.

2020 wurde sie mit dem Elisabeth Norgall-Preis des International Women‘s Club ausgezeichnet.  Zwei Bundespräsidenten verliehen ihr hohe Auszeichnungen. In der Liste der Preisträger Goethe-Plakette Frankfurt ist die gebürtige Frankfurterin aber nicht zu finden. Wird Zeit.

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