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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Unsere Straßen – unsere Künstler“ – Beispielhafte Düsseldorfer Initiative

Street-Art der anderen Art

von Angelika Campbell  

In der Nähe des Städel-Museums finden sich etliche Straßen, die nach Künstlern benannt sind – nicht umsonst heißt dieser Frankfurter Stadtteil das Malerviertel. Darunter ist die Dürerstraße zu finden, die Rubensstraße, die Holbeinstraße, die Cranachstraße – hier werden Meister geehrt, die man weltweit kennt. Aber was ist mit der Dannecker-, Gutzkow- oder Launitzstraße? Nun wird es schon schwieriger, vermutlich wissen viele der Anwohner gar nicht, wer hinter diesen Namen steckt. Eine Initiative in Düsseldorf hat in der kunstbeflissenen Stadt am Rhein ein ähnliches Problem ausgemacht. Deshalb entwickelte die Künstlerin und Ideengeberin  Inge Sauer gemeinsam mit der Projektentwicklerin Susanne Dickel im Jahr 2018 das Konzept „Unsere Straßen – unsere Künstler“, um Kunstschaffenden hinter Straßennamen ein Gesicht zu geben.

Golzheimer Friedhof – Spaziergang auf den Spuren von Friedrich Wilhelm von Schadow, Foto: Irmgard Sonnen

Inge Sauer fand Unterstützer aus Unternehmen, Bürgerschaft, Kulturinstituten und Verwaltung, die den Wert ihres ambitionierten Kulturprojekts für die Stadtgemeinschaft erkannten. Geplant sind nun großformatige Repro-Installationen an 30 Orten der Stadt – Street-Art mal anders. Sie sollen zeitgenössische Werke der sogenannten Düsseldorfer Malerschule zeigen und mit eindrucksvoller Optik die Verbindung zwischen dem namensgebenden Künstler und „seiner“ Straße oder „seinem“ Platz herstellen.

Namensgeber Theodor Mintrop wird gerade an der Hausfassade am Mintrop-Platz angebracht, Foto: Inge Sauer

Wer aufmerksam durch die Stadt geht – als Einheimischer oder als Besucher –, sieht schon einige auffallende Realisierungen. Theodor Mintrop zum Beispiel schaut auf den Mintropplatz, Eduard F. Bendemanns Werk „Familie Bendemann und ihre Freunde (Der Schadow-Kreis)“ ziert in über sieben Metern Größe ein Parkhaus in der Bendemannstraße nahe dem Hauptbahnhof. Und Friedrich Wilhelm von Schadow wird in der belebten Einkaufsmeile Schadowstraße mit einem elf Meter hohen Jugendbildnis geehrt, war er doch als Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie maßgeblich am Aufblühen einer lebhaften Kunstszene beteiligt.

Friedrich Wilhelm von Schadow blickt auf beliebte Shoppingmeile namens Schadowstraße, Foto: Inge Sauer

Als Düsseldorf zur Stadt der Künste wurde

Nicht von ungefähr handelt es sich bei diesen gutaussehenden Herren mit romantischem Flair um Künstler aus dem 19.Jahrhundert. Sie und viele andere trugen entscheidend zum Ruf von Düsseldorf als kunstsinnige Stadt bei. Die 1819 von der der preußischen Regierung neu gegründete Düsseldorfer Kunstakademie wurde zur Zentrale für begabte Maler und Zeichner, die im dekorativen Stil der damaligen Zeit perfekte Zeichnungen und detailreiche, wunderschön farbige und herzzerreißend schöne Gemälde schufen: Porträts, Landschaften, mythologische Szenen, Genre- und Historienmalerei.

Initiatorin und Urheberin der Aktion „Unsere Straßen – unsere Künstler“: Die Künstlerin Inge Sauer, Foto: Petra Kammann

Die weltberühmte Düsseldorfer Malerschule (1819-1918), deren Werke heute noch heißbegehrt sind und in vielen Museen bewundert werden können, entstand zu dieser Zeit. Außerdem zog die weltoffene Stadt einige der besten Musiker ihrer Zeit an, dazu Theaterleute und Schriftsteller, aber auch Großindustrielle, Architekten, Kunstliebhaber, Sammler und Galeristen.

Manche dieser prominenten Bürger fanden ihre letzte Ruhe auf dem Golzheimer Friedhof – heute ein Park und eine Oase inmitten des Großstadttrubels. Auch hier  wurde der Verein „Unsere Straßen – unsere Künstler“ tätig. Über einigen Grabstätten wehen jetzt Fahnen mit Bildern in sanften Farben leicht im Wind und erfreuen die Spaziergänger. Darunter befindet sich das Porträt von Kunstakademie-Direktor von Schadow und das anderer Düsseldorfer Maler wie Alfred Rethel und Johann Peter Hasenclever. 

Eine Initiative, die Menschen zusammenbringt

Inge Sauer freut sich, dass ihre Idee nach einiger Überzeugungsarbeit Fahrt aufgenommen hat. Sie sagt: „In einer Großstadt wie Düsseldorf ist die Straße oft das Einzige, was die dort wohnenden Menschen verbindet. Durch unser ungewöhnliches Projekt lernen sie Düsseldorfer Künstler kennen, die einst hier wirkten und einer Straße ihren Namen gaben. Darüber kommen sie mit uns und mit den Nachbarn ins Gespräch und interessieren sich plötzlich für Bilder, die sie intuitiv ansprechen. Der Weg ins Museum ist dann oft nicht mehr weit.“

Vielseitige Aktionen begleiten das Projekt

Das Projekt „Unsere Straßen – unsere Künstler“ wird begleitet von attraktiven Broschüren und speziellen Aktionen, beispielsweise mit dem Haus der Universität oder dem Heimatverein „Düsseldorfer Jonges“. Besonders hervorzuheben ist die engagierte Arbeit des Vereins in Düsseldorfer Schulen. Kinder erfahren hier nicht nur Spannendes über die Männer auf den Postern und malen reizende Bilder nach den Vorlagen der Künstler, sondern lernen gleichzeitig mehr über die Stadtgeschichte. Jedes Jahr können sie ihre Werke im Stadtmuseum in einer Ausstellung mit Mitmachprogramm professionell präsentiert wiederfinden.

Schüler und Schülerinnen entdecken die Düsseldorfer Maler im Museum, Foto: Inge Sauer

Eine Hauptschulklasse etwa, so berichtet Inge Sauer, hatte so gar keinen Bock auf „altmodischen“ Kram im Museum, stand dann aber fasziniert vor den Gemälden von Mr. Shadow & Co. Kommentar: „Die Bilder sind cool, sehen aus wie unsere Videospiele.“ Willkommen, Herr Direktor von Schadow und alle anderen Adepten der Düsseldorfer Malerschule, im 21. Jahrhundert! Inge Sauer und ihre Düsseldorfer Mitstreiterinnen und Mitstreiter tragen mit dazu bei, dass Ihr Wirken unvergessen bleibt.

Anmerkung: Wäre es nicht schön, wenn an bestimmten Straßen der Business-Stadt Frankfurt mit übergroßen Postern und adäquaten Aktionen an die namensgebenden Künstler aus Malerei, Bildhauerei oder Musik erinnert würde? Die visuelle Kraft von Bildern zu nutzen, um das Bewusstsein für das künstlerische Erbe der Stadt zu beleben und die Bewohner der Straßen mit „ihrer“ Geschichte zu konfrontieren – eine Idee aus Düsseldorf, die Schule machen könnte… In Vorbereitung ist übrigens ein Poster mit Felix Mendelssohn Bartholdy – gibt es nicht auch im Frankfurter Westend eine Mendelssohnstraße?

www.kuenstlerstrassen.de

 

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