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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Julius-Campe-Preis 2023 an Thea Dorn

Literatur für ein tieferes Verständnis unserer Welt und notwendig, wie die Luft zum Atmen

Der einstige Verlag von Heinrich Heines war Julius Campe, auf den der heutige Verlag Hoffmann und Campe zurückgeht. Er verleiht einmal jährlich den Julius-Campe-Preis an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich „auf herausragende Weise literaturkritische und literaturvermittelnde Verdienste erworben“ haben. In diesem Jahr ging er an die Literaturkritikerin und Autorin Thea Dorn. Die Preisverleihung fand am Buchmessefreitag im Frankfurt Pavilion auf dem Messegelände statt.

Tim Jung,  und Preisträgerin Thea Dorn, Foto: Petra Kammann

Tim Jung, verlegerischer Geschäftsführer von Hoffmann und Campe, würdigte Thea Dorn als Gastgeberin des Literarischen Quartetts, einem der wichtigsten öffentlichen Foren der Literatur, das damit einen entscheidenden Beitrag für das kulturelle Leben in Deutschland, für Meinungsvielfalt und für einen offenen Diskurs biete, welcher für den Erhalt unserer Demokratie unverzichtbar sei. Seit 2020 leitet die Schriftstellerin „Das Literarische Quartett“ im ZDF, dem sie seit 2017 angehört.

In Zeiten schwindender Toleranz und einer zunehmend deformierten Debattenkultur stehe Thea Dorn für einen Austausch von Meinungen, Sichtweisen und Ideen, der den Idealen der Aufklärung folge. Außerdem ermögliche sie Kritikerin es einem großen Publikum, an einem Gespräch über Literatur teilzuhaben, sagte Jung „dessen elementarer Wert für unsere Gesellschaft in Orientierung, Erkenntnis, gegenseitiger Akzeptanz und einem tieferen Verständnis unserer Welt besteht“.

Laudator, PEN-Präsident Deniz Jücel, Foto: Petra Kammann

Der deutsch-türkische Journalist und Publizist Deniz Jücel griff in seiner witzigen provokativ-warmherzigen Laudatio, in der er sich nicht anmaß, wie ein Literaturkritikers zu sprechen und griff daher auf persönliche und professionell-politische Begegnungen mit Thea Dorn zurück, die ihre klare Haltung besonders charakterisierten. Dabei sprach er u.a. über deren große professionelle Strenge bei der Vorbereitung offizieller Auftritte im Literarischen Quartett, wo sie keine Kumpanei und damit auch kein Duzen dulde. Damit schaffe sie eine Distanz gegenüber dem Behandlungsgegenstand, weshalb er ihr bei der Preisverleihung respektvoll und selbstironisch eine „Siez-Rede“ widmete.

In ihrer Dankesrede verwies Thea Dorn auf die positive Kraft der Literatur in finsteren Zeiten mit folgenden Worten:

„Geben wir der Sphäre des Politischen, was des Politischen ist, und lassen wir dem eigentümlichen Nebenreich der Literatur, was der Literatur ist. Streiten wir für eine bessere, friedlichere, zivilere Welt und bewahren wir uns die Literatur als einen Raum, in dem die Trauer, der Zorn oder das Gelächter über die Unrettbarkeit der Welt ihren Platz haben. Niemand sagt, dass dies einfach ist. Aber wenigstens wir Literaturmenschen sollten in finsteren Zeiten den Verlockungen der Vereinfachung widerstehen.“ 

Verleihung Julius-Campe Preis 2023 an Thea Dorn, 20.10.2023, v.l.n.r.: Tim Jung, Thea Dorn, Deniz Juwel und Verleger Thomas Ganske, Foto: ©Markus Kirchgessner

Die Auszeichnung ist mit 99 Flaschen edlen Weins und des bei HOFFMANN UND CAMPE erschienenen Faksimiles der „Französischen Zustände“ Heinrich Heines dotiert.  pk

 

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