Caricatura Museum: Ach, der Achim hört auf? Wer? Der Frenz
Eine Ode an die Freude in der Hauptstadt der Satire
Echt? Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig verabschiedete Achim Frenz in den Ruhestand. Von 2008 an leitete Frenz das Caricatura Museum Frankfurt für Komische Kunst. Musikalisch umrahmte die Abschiedszeremonie in der Evangelischen Akademie Frank Wolff, der ingeniöse Cellist, er widmete A.F. zwei Fantasien über A und F. Die Laudatio auf Achim Frenz hielt der Satiriker und Schriftsteller Pit Knorr, der uns die Erlaubnis gab, seine anspielungsreiche Rede zu publizieren, in der er für das Museum eine Zukunftsvision heraufbeschwor: ein multimediales Europäisches Caricatura-Museum für Komische Kunst zu Frankfurt… Aber lesen Sie selbst und denken Sie, was Sie wollen! Das ist der erste Schritt zum freien Denken!
Ach was! liebe Kritiker der Elche. Abschied von Achim Frenz. Echt?, Foto: Petra Kammann
Visionär die Laudatio von Pit Knorr, die wir in gescannter Variante hier einbezogen haben, Foto: Petra Kammann
Bernd Gieseking hat sich in einem Film mit viel Spaß auf die Suche nach dem Phantom Achim Frenz gemacht, Foto: Petra Kammamm
„Was wissen Sie nur über Achim Frenz?“ Der köstliche, investigative Film unter dem gleichnamigen Titel von Bernd Gieseking wollte zum Abschied von Gründer und Museumsleiter Achim Frenz mal herauszufinden, was der so gemacht hat, während der Cellist Frank Wolff, in Frankfurt alles andere als ein Unbekannter, A.F. schlicht zum Abschied zwei Fantasien über A und F widmete und, um die Sache abtzrunden, nach den so sensiblen wie schrägen Tönen noch zur Abrundung ein Rondo..
Frank Wolffs Cello-Hommage an Achim Frenz, Foto: Petra Kammann
Visionär begabt, sorgt Pit Knorr für die Zukunft des Museums, Foto: Petra Kammann
Von weither angereist: Hans Traxler, Foto: Petra Kammann
Die Statue für Achim Frenz lässt zwar noch auf sich warten. Aber Hans Traxler konnte das so nicht so stehenlassen. In der Wartezeit musste erst einmal ein Bild als Mitbringsel für A.F. her, natürlich von ihm selbst gemalt/ gezeichnet. Wer könnte es auch besser? Aber sieht nicht so aus, als ob das Bett die Ruhestätte für gestandene Pensionäre wäre…
Na sowas, Traxler hatte ein Bild für Frenz im Gepäck, Foto: Petra Kammann
und Knorr schloss mit einer Ode auf Franforderisch seine Rede ab: „Oh de Odeschluss ist nah/ die Zeit mit Frenz war wunderbar!“
Und natürlich gab’s dann noch ein Gruppenbild mit Damen, v.l.n.r.: Sybille Linke, Kulturamt, Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Ina Hartwig, Kulturdezernentin, Pit Knorr, Foto: Petra Kammann
Schließlich stehen wir doch gerade an einem Wendepunkt der Geschichte.
Und die Neue Europäische Frankfurter Schule lässt nun nicht mehr auf sich warten. Zweifellos mit Achim Frenz als künstlerischem CEO oder Senior Advice Manager? We’ll see…
Die Kulturdezernentin Ina Hartwig spricht:
Weitere Infos zu Achim Frenz:
Kulturdezernentin Ina Hartwig würdigte in ihrer Rede das große und beharrliche Engagement Achim Frenz‘ für die Komische Kunst: „Das Caricatura Museum Frankfurt ist ein großes Glück für unsere Stadt, die sich nun als Hauptstadt der Satire in das kollektive Gedächtnis einschreibt. Das Museum, ein Publikumsmagnet, verfügt über bundesweites Renommee als Kompetenzzentrum der Komischen Kunst. Diese Erfolge sind zurückzuführen auf das leidenschaftliche Engagement von Achim Frenz, der seine Idee in die Tat umsetzte und das Museum in Frankfurt gründete. Nicht zuletzt hat es dazu beigetragen, dass Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde.“ In seiner witzigen Laudatio beschwor Pit Knorr die auf der Arbeit von Achim Frenz beruhende glorreiche Zukunft der komischen Kunst in Frankfurt.
Frenz leitete das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst seit der Gründung 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt. Die Idee des Museums ist auf ihn zurückzuführen: Bereits zur Jahrtausendwende wurde er vom damaligen Kulturdezernenten Hans-Bernhard Nordhoff mit der Entwicklung eines Museumskonzeptes betraut. Frenz hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, eine Sammlung der „Neuen Frankfurter Schule“ aufzubauen und diese der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Unter dem Motto „Zeigen, was möglich ist“ warb er acht Jahre um ein eigenständiges und unabhängiges Museum mit 20 erfolgreichen Ausstellungen. Zunächst noch als Außenstelle des Historischen Museums, seit 2019 direkt dem Kulturamt unterstellt, wurde es 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt 17 feierlich eröffnet.
In seiner Zeit als Museumsleiter verantwortete Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die mittlerweile weit mehr als 8000 Originale der Zeichner der „Neuen Frankfurter Schule“ sowie rund 6500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasst. Unter seiner Ägide wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellungen zur „Neuen Frankfurter Schule“ und 42 Sonderausstellungen kuratiert, zuletzt die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ im Jubiläumsjahr des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen. Als Herausgeber der Caricatura Museum Edition, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen entsteht, erscheinen regelmäßig Bücher zu den vielfältigen Ausstellungen. Zudem etablierte Frenz mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert. 2020 wurden das Caricatura Museum und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.
Seit 2006 ist Frenz Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. Seine Fachkenntnisse mit dem künstlerischen Nachwuchs vermittelte er als Lehrbeauftragter an der Gesamthochschule Kassel. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst und die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel veranstalten, setzt sich Frenz seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war und ist auch als Jurymitglied gefragt, etwa beim Göttinger Elch, Deutscher Karikaturenpreis, Wilhelm-Busch-Preis und dem Ludwig-Emil-Grimm-Preis.