„Claude Monet: En pleine Lumière“ – Ausstellung im Grimaldi Forum Monaco (GFM)
Auf der Suche nach Licht und Meer an der italienischen und französischen Riviera
von Renate Feyerbacher
Weltberühmt sind seine wunderschönen Seerosenbilder. Gemalt hat Claude Monet sie in seinem Garten in Giverny in der Normandie. Er schuf sie in den letzten dreißig Jahren seines Lebens. Auch seine faszinierenden Gemälde von der Kathedrale in Rouen, die in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden, sind bekannt. Immer wieder beschäftigte ihn das Licht und seine Wirkung. Nun zeigt Monaco seine Bilder im Grimaldi Forum, die, beeinflusst vom Licht des Südens, entstanden.
Blick in die Ausstellung, Foto: Renate Feyerbacher
Die Ausstellung im Grimaldi Forum Monaco GFM) widmet sich vor allem weniger berühmten, aber keineswegs unbedeutenderen Gemälden von Claude Monet (1840-1926). Er malte sie am Mittelmeer im italienischen Bordighera, wo er sich drei Monate aufhielt, in Dolceacqua, die beide nur wenige Kilometer vom Grenzort Ventimigila zu Frankreich liegen. Die französischen Orte Menton – dort zog er später hin– Roquebrune, Cap Martin, Antibes und natürlich Monaco gehören zu seinen weiteren Motiven.
Dem rauen Fels „Tête de Chien“ („Hundskopf„) hat Monet ein außergewöhnlich farbenfrohes Gemälde gewidmet. Von dort oben begeistern die eindrucksvollen Panoramen in Richtung Monaco, Ventimiglia sowie nach Nizza.
Der Tête de Chien, Fotos: Beatrice Feyerbacher
Von La Turbie aus, oberhalb von Monaco, das in kurzer Zeit auch per Bus erreicht werden kann, ist der Tête de Chien unkompliziert zu erreichen. Einst militärisches Gebiet, dann als Steinbruch ausgebeutet, ist das Vorgebirge heute ein Naturschutzgebiet.
Relieftafel des Trophée d’Auguste, auch Trophée des Alpes genannt, Foto: Beatrice Feyerbacher
Weithin sichtbar ist Le trophée d’Auguste oder Le trophée des Alpes – die große Sehenswürdigkeit des Ortes aus der Zeit des römischen Kaisers, die heute nur noch zum Teil erhalten ist. Sie wurde von napoleonischen Truppen abgetragen. Eine andere Sehenswürdigkeit ist die Kirche St Michel. Gemäßigt ist ihr Barockstil.
Der Hochaltar aus polychromem Marmor verfügt über einen Abendmahlstisch aus Achat und Onyx, der aus dem Steinbruch am Tête de Chien gewonnen wurde. Die Altargemälde werden großen Künstlern zugeschrieben.
La Turbie: Blick auf die Trophée und die Kirche St. Michel, Foto: Beatrice Feyerbacher
Zurück in die Ausstellung im GFM: Hundert Gemälde werden dort ausgestellt – 21 Leihgaben, 23 Werke, die zum ersten Mal in der Nähe der Orte, an denen sie gemalt wurden, gezeigt werden. Hauptleihgeber ist das Musée Marmottant Monet in Paris. Weltweit haben sich Museen beteiligt, aber auch private Leihgeber. Sie stehen für die vorbildlich konzipierte Schau auf 2500 m² Ausstellungsfläche.
Entstanden sind diese Gemälde von der Riviera vor 140 Jahren zwischen 1883 und 1888, als Claude Monet sich zum Mittelmeer hingezogen fühlte.
Claude Monet / Grimaldi Forum Monaco, Foto: Beatrice Feyerbcher
Die Familie des Lebensmittelgroßhändlers Adolphe Monet war von Paris in die Hafenstadt Le Havre gezogen, als der in Paris geborene Claude fünf Jahre alt war. Die wirtschaftliche Situation des väterlichen Betriebes hatte sich verschlechtert. Dort erhielt die Familie dann Unterstützung bei der Halbschwester des Vaters und Arbeit im Betrieb ihres Mannes. Der Umzug von Paris nach Le Havre sicherte der Familie Monet die weitere Existenz.
Claude, der noch einen älteren Bruder hatte, besuchte das Städtische Gymnasium, wo er auch Zeichenunterricht bekam. Von diesem war er allerdings nicht sonderlich begeistert. So saß der Gymnasiast in Le Havre lieber zeichnend auf den Klippen, statt am Zeichenunterricht teilzunehmen. Mit 15 zeichnete er großartige Karikaturen von Schülern und Lehrern und verdiente so als Jugendlicher schon Geld. Monet war eben schon in jungen Jahren selbstbewusst und aktiv.
Später lebte der Maler lange Zeit am Existenzminimum, weil seine Bilder keine Käufer fanden. Die Kritiker lehnten sie ab, weil sie sich eher dem klassischen Malstil verpflichtet fühlten. Doch dann kamen die ersten Erfolge, denn Monet gehört zu den ersten Impressionisten. Sein bahnbrechendes weltberühmtes Gemälde „Impression. Sonnenaufgang“ aus dem Jahre 1872 gab der Bewegung ihren Namen. Damit ging es finanziell bergauf. Das Gemälde hängt heute im Musée Marmottan in Paris.
Der endgültige Durchbruch in seinem künstlerischen Schaffen gelingt dem Künstler 1893/94 mit der Bilderserie „Die Kathedrale von Rouen“. Aber wie alles endete auch einmal die Zeit der Impressionisten.
Monets Haus in Giverny, Foto: Petra Kammann
1883 war Monet nach Giverny gezogen. Ende des Jahres reiste er mit dem Malerkollegen Auguste Renoir (1841 – 1919) – die beiden kannten sich aus Paris – an die italienische und französische Riviera. Renoir lebte damals noch nicht am Mittelmeer. Erst 1907 kaufte er zwischen Cannes und Nizza, in Cagnes-sur Mer, ein, in einem wunderschönen Park gelegenes Landhaus. Heute ist dort ein Museum.
Das warme Klima an der Cote d‘Azur tat dem an rheumatoider Arthritis Leidenden gut. Im Rollstuhl sitzend malte er. Renoir nannte Monet einen der führenden Landschaftsmaler.
Claude Monet entdeckte während dieser Aufenthalte am Mittelmeer, die er auf halbem Weg seines langen Lebens beschloss, Landschaften und Lichteffekte, die zu einem Wendepunkt in seinem Werk und seiner Karriere führten. Licht und Meer hatten ihm schon immer viel bedeutetet. Immer wollte er auch beides einfangen.
Die ständige Suche nach dem Licht trieb den Maler an. Er befriedigte sie, indem er sich an der Côte d’Azur niederließ, einer Region, die so viele Künstler inspiriert hat.
Blick über Monaco Richtung Menton, Ventimigla, Bordighera, Foto: Beatrice Feyerbacher
Marianne Mathieu die Kuratorin der Ausstellung, sieht im Werk Monets einen großen Zusammenhang zwischen seiner Jugend in Le Havre und den letzten Schöpfungen in Giverny. „Wir sollten uns nicht fragen, was Monet malt, sondern wann er es malt. Suchen wir nicht das Motiv, sondern den Augenblick.“
Monet war begeistert von dem ‚merveilleusen‘ Bordighera. Er malte „Villas à Bordighera“ (1884). Es zeigt am linken Rand die prächtige Villa des Architekten und Gartenfreunds Charles Garnier (1825-1898), dem Erbauer der Pariser Oper und des Opernhauses in Montecarlo. Sie ist in seinem Gemälde jedoch nur angedeutet und somit gewissermaßen Nebensache. Die üppigen Pflanzen stehen im Vordergrund, eine Palme gibt der Szene Kontur. Dabei verwendet er Farben wie Rosa, Orange, Türkisblau oder Ultramarin.
Ausstellungsprospekt „Villas & Bordighera“ (1884) Motiv aus der Collection Hasso Plattner Potsdam, Foto: Renate Feyerbacher
An seine Lebensgefährtin und spätere Frau Alice Hoschedé schreibt er: „Jetzt, wo ich ein gutes Gespür für die Gegend habe, traue ich mir zu, alle Schattierungen von Rosa und Blau zu verwenden: Es ist märchenhaft, es ist köstlich.“Die Häuser, die Kirche haben lehmiges Aussehen sind durch einen feinen Lichteinfluss aufgehellt.
Ein weiteres Gemälde: an der menschenleeren „Strada Romana“. Da gibt es außer der herrlichen Pflanzenpracht keinerlei Sehenswürdigkeit. Wichtig ist dem Maler auch hier wieder, das Licht und die Atmosphäre eines südlichen Nachmittags einzufangen. Allein in Bordighera malte Claude Monet 30 Gemälde.
Beide Werke von Monet, Leihgabe des Museum Barberini in Potsdam aus der 38 Monet-Werke umfassenden Sammlung des Unternehmers Hasso Plattner, gehören zu den schönsten Gemälden der Ausstellung im Grimaldi Forum Monaco wie auch das Bild „Fort von Antibes“ (1888), das ebenso aus Potsdam zur Verfügung gestellt wurde.
Der „Seerosenteich“ von Giverny taucht in Monets Gemälden in abstrahierter Form auf, Foto: Petra Kammann
Der Garten in Giverny mit dem Teich nach japanischem Vorbild, bepflanzt mit Seerosen bestimmte künstlerisch die letzten 30 Jahre des Malers. In vier Räumen der Schau im GFM sind Impressionen aus dieser Zeit ausgestellt und zeigen Monets Schritt in Richtung einer expressiven Abstraktion.
Die berühmte japanische Brücke in Giverny, Foto: Petra Kammann
Zwei Gemälde der berühmten Japanischen Brücke, Leihgaben aus Sao Paulo und Basel, sind dabei. Bei der Ausstellung im Frankfurter Städel Museum 2015 waren auch zwei japanische Brücken-Darstellungen aus Giverny. Damals kamen beide aus Paris. Die Brücke ist nur durch den bogenartigen Pinselstrich zu erkennen – abstrakt. Der Künstler hat sie mit überschwänglichen Farben bedacht.
Der Rundgang der Schau in Monaco endet mit Videoaufnahmen, die an den Ersten Weltkrieg erinnern und den Blick auf Claude Monets letzte Lebensjahre werfen. Die Werke von Claude Monet sind auch Ausdruck seiner politischen Einstellung. Er verweigerte den Krieg, ging ins Exil, lehnte Ehrungen des Staates ab, biederte sich niemandem an, setzte sich ein für die Freilassung des zu Unrecht verurteilten jüdischen Artillerie-Hauptmanns Alfred Dreyfuß (Dreyfuß- Affäre) und für die Freilassung des Schriftstellers Émile Zola („J’accuse..“), der wegen eines öffentlichen Protest-Briefes gegen die Verurteilung des jüdischen Hauptmanns ins Gefängnis musste.
Der sozialkritische Maler: Blick in die Monet-Ausstellung im Frankfurter Städel 2015, Foto: Petra Kammann
Monet war nicht nur ein großer Künstler, sondern auch ein engagierter Bürger, der der linksbürgerlichen Partei nahestand.
Zur Erinnerung: Monet-Ausstellung 2015 im Frankfurter Städel
→ Jubiläumsausstellung im Städel Museum Frankfurt „Monet und die Geburt des Impressionismus“
„Monet – en pleine Lumière“
Grimaldi Forum Monaco
10, avenue Princesse Grace
98000 Monaco
Offnungszeiten:
täglich 10 – 20 Uhr
Donnerstags bis 23 Uhr, noch bis zum 3. September 2023
www.grimaldiforum.com u.a.Trailer zur Ausstellung
In diesem Jahr gedenkt Monaco mit verschiedenen Veranstaltungen an den hundertsten Geburtstag von Fürst Rainier III, der 2005 verstarb.
Gedenken zu Ehren Rainier III auf dem Schlossplatz, Foto: Beatrice Feyerbacher