Internationale Tanzszene: XXXVI. Ballettgala Dortmund
Bisweilen geheimnisvoll
von Simone Hamm
Zum Abschied der Ballettspielzeit an der Dortmunder Oper lud Ballettintendant Xin Peng Wang zu einer großen Ballettgala ein und zeigte dabei auch gleich eine Uraufführung seiner Choreografie „Morph it“ .
Vor großen digitalen Bildern von Phil Jungschläger, Tobias Wüstenfeld und Joel Schäfer bewegen sich die Tänzer des NRW Jugendballett im Halbdunkel hinter einem Gazevorhang. Dadurch wirkt der Tanz noch geheimnisvoller, noch mysteriöser.
Alessandra Tognoloni und Francesco Mariottini, Foto: Alice Blangero/Dortmund Gala
Die Bilder im Hintergrund verändern sich, aus Pixeln werden Menschen und die zerfallen zu Staub, zu Asche, zu kleinen Sternen. Tänzer und Bilder sind gleichberechtigt und harmonieren miteinander, erzählen von Verwandlung, Umwandlung, Veränderung. Ein sehr zeitgenössisches Thema, das die jungen Tänzer fein und sensibel umsetzten.
Durch den Abend führte Kammersänger Hannes Böck. Auf der Gala waren neben dem Dortmunder Ballett auch große internationale Künstler und Künstlerinnen zu sehen:
Ksenia Ovsyanick vom Staatsballett Berlin zeigte eine rasend komische Choreografie von Maurice Béjart: „Squeaky door“. Zum Klang einer quietschenden Tür bewegt sie sich, eckig, kantig und doch immer graziös.
Ebenso witzig war Ballett 101 von Eric Gauthier/ Theaterhaus Stuttgart). Gauthier setzte einfach 101 statt 5 Grundformen des Balles voraus: Drehungen, kühne Windungen, die Shawn Wu in atemberaubender Geschwindigkeit tanzte.
Misa Kurangaga und Max Cauthorn vom San Francisco Ballet zeigten zur Musik von Prokofjew Ausschnitte aus „Cinderella“ von Christopher Wheeldon. neoklassisches Ballet vom Feinsten.
Alessandra Tognoloni und Francesco Mariottini (Les Ballets de Monte Carlo) tanzten zur Musik von Schostakowitsch eine Choreografie von Jean-Christophe Maillot, Ausschnitte aus „The Taming of the Crew“.
Die aufmüpfige Frau sprang über die Bühne und hinterher der Mann, der sie zähmen will. Die beiden Tänzer zeigten auch eine Choreografie von Fabrizio Monteverde, ein Abschnitt aus „Barbablu“ (Blaubart) zur Musik von Marco Schiavoni. Monteverde schuf ein überraschendes Ende. Nicht die Verführte, sondern Blaubart liegt am Ende hingestreckt auf dem Boden.
Sharon Eyal choreografierte zur Musik von Anne Müller „Point“. Drei Tänzerinnen in grauen Trikots tanzen auf halber Spitze. Sie zeigen die Todsünde Neid. Sie tanzen auf halber Spitze. Auf dem ersten Blick ist es ein ruhiges, sanftes Ballett. Aber die drei beäugen sich, beobachten sich unablässig.
Kurzweilig war der lange Ballettabend, Freunde der Klassik kamen auf ihre Kosten, und auch die jungen Choreografien fanden großen Anklang beim Publikum. In Dortmund war Ballett in seiner ganzen großen Bannbreite zu erleben.