Ein „Sommer voller Musik“: Das 36. Rheingau Musik Festival 2023 ist eröffnet
Die Eröffnungsveranstaltung stand unter dem Thema: „Vive la France“
Von Renate Feyerbacher
Das Eröffnungskonzert am 24.Juni in der Basilika Kloster Eberbach, traditionell vom hr-Sinfonieorchester gespielt, widmete sich ausschließlich Werken französischer Komponisten.
Der junge brasilianische Geiger Guido Sant’Anna Violine, Foto: Renate Feyerbacher
Zuvor hatte Intendant Michael Herrmann begeistert vom großartigen Zuspruch für das Festival gesprochen. Bereits 110.000 Eintrittskarten seien für die 164 Konzerte verkauft worden. Eine wichtige Einnahmequelle für das privatwirtschaftlich finanzierte Musikfestival, dem größten in Europa.
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein freute sich über die Anwesenheit von Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, der wie kaum ein anderer für die deutsche Einheit stehe.
Gauck hielt die Festrede und sprach über die Kraft und Schönheit der Musik, die kein Akt der Weltflucht sei. Kunst könne menschliche Abgründe nicht ungeschehen machen, aber sie habe Verwandlungskraft und könne Veränderungen und ungeahnte Dinge bewirken.
Er erwähnte in seiner Rede auch den Ukraine Krieg, der nicht aus den Augen gelassen werden dürfe. Denn die dortigen Menschen würden auch für unsere Freiheit kämpfen.
Chefdirigent Alain Altinoglu und die Musiker des hr-Sinfonieorchesters begannen mit der populären Ouvertüre „Le carnaval romain“ von Hector Berlioz. Rhytmisch-lebhaft stimmte sie das Publikum ein.
Dann faszinierte der junge brasilianische Geiger (*2005) Guido Sant’Anna mit der „Symphonie espagnole“ (op.21, d-noll) von Édouard Lalo, die formal als sein 2. Violinkonzert gilt. Intensiv war die Zusammenarbeit zwischen dem Solisten und dem französischen Dirigenten, aber auch zu den Musikern und vor allem dem Konzertmeister.
Wunderbar differenziert gestaltete Guido Sant’Anna, der im vergangenen September in Wien den bedeutenden, internationalen Fritz-Kreisler Violinwettbewerb gewann und jetzt ein Studium-Stipendium an der Kronberg Academy erhielt, die sanften oder die zum Teil schwierigen Passagen.
Sein Solospiel erklang bisweilen intim und sehnsuchtsvoll. Sein Körper war voll im Einsatz, manchmal waren seine Bewegungen tänzerisch. Das Publikum feierte ihn enthusiatisch. Eine Entdeckung!
In „Stabat Mater“ (1950/51) von Francis Poulenc geht es um die Mutter Jesu und ihren Schmerz um den gekreuzigten Sohn. Paulenc nannte sein Werk für Sopran, Chor, der im Mittelpunkt steht, und Orchester „Ein Requiem ohne Verzweiflung“.
Wunderbar die klare Sopranstimme der französischen Sängerin Vannina Santonistellte und die kraftvolle Interpretation des MDR-Rundfunkchor geleitet von Philipp Ahmann.
Ein eindrucksvoller Eröffnungsabend!
Bis zum 2. September wird die Künstler-Prominenz aus allen Ländern der Welt zum Rheingau Musik Festival kommen und konzertieren. Alle Sparten sind vertreten: Klassik, Jazz, Pop, Musikkabarett, auch für Kinder gibt es Programm.
Fünf Künstlerinnen und Künstler stehen im Fokus: der Geiger Daniel Hope, die Cellistin Sol Gabetta, die Hornistin Sarah Willis, der Schlagzeuger Martin Grubinger, der mit diesen Konzerten seine Bühnenpräsenz beendet, und Götz Alsmann als Jazz-Allrounder.
Das Abschlusskonzert am 2. September 2023 ist Anton Bruckner gewidmet. Das Gewandhausorchester Leipzig unter Herbert Blomstedt (*1927) wird dann den „Sommer voller Musik“ beenden.
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