„WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis 2023“ an Judith Schalansky
Der WORTMELDUNGEN-Literaturpreis 2023 ist ein Programm der Crespo Foundation in Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt, dem Schauspiel Frankfurt und dem Verbrecher Verlag, räsentiert von hr2-kultur, Der Freitag, 54books und Poesierausch. Die Autorin Judith Schalansky erhielt am 16. Juni den mit 35.000 Euro dotierten „WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis für kritische Kurztexte 2023“ der Frankfurter Crespo Foundation. Sie wurde für ihren Essay „Schwankende Kanarien“ ausgezeichnet, einen eindringlichen literarischen Weckruf angesichts bevorstehender Kipppunkte in der Klimakatastrophe. Die Preisverleihung fand in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt vor mehr als 150 Gästen statt. Kulturjournalistin Cécile Schortmann führte durch den Abend.
Die Preisträgerin Judith Schalansky, Foto: Crespo Foundation
In seiner Laudatio würdigte der Literaturkritiker und WORTMELDUNGEN-Juror Philipp Theisohn den Essay von Judith Schalansky: „‘Eine Geschichte erzählen‘, die zählt – nichts anderes ist die Sehnsucht dieses Textes. Eine Geschichte, die zählt: Das zielt nicht auf Geltung, nicht auf Sendungsbewusstsein, nicht auf ‘Relevanz‘. Das alles lag und liegt Judith Schalanskys Prosa stets fern. ‘Zu zählen‘, das bedeutet im Licht ihrer Poetik vielmehr: sich mit den Dingen verbinden, mit den kleinsten noch, das Verschwinden aufzuhalten (nicht nur das eigene), in der Sprache all das zu retten, was vergeht, was verbraucht und vernichtet wird. (…) Nie verlässt diesen Text der Zweifel, nirgends möchte er ‘belehren‘. Seine Souveränität verdankt er ganz und gar einem sowohl in dieser Schärfe selten gewordenen wie kunstvoll umgesetzten Willen zur Aufmerksamkeit. Und was, wenn nicht dieser, wäre einer literarischen Auszeichnung würdig?“
Im Rahmen der Preisverleihung las Judith Schalansky aus ihrem hochaktuellen und vielschichtigen Essay, der sich mit Frühwarnsystemen der Menschheit auseinandersetzt und darüber reflektiert, wie den Menschen das Wissen über Kipppunkte im Klimasystem vermittelt werden kann – und wie Literatur selbst diese Funktion übernehmen nehmen kann. Ihre Lesung wurde begleitet von einer Performance des Berliner Künstlerinnenduos Friederike und Wiebke Alphei, die einen assoziativen Kunstraum aus den „Schwankenden Kanarien“ geschaffen haben. Nach der Laudatio von Philipp Theisohn überreichten die anwesenden Juror:innen Miryam Schellbach, Philipp Theisohn, Barbara Mundel, Steffen Mau, Paul Jandl sowie die Vorständin der Crespo Foundation Christiane Riedel den „WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis“ an Judith Schalansky.
Mit der Meeres- und Klimafolgenforscherin Antje Boetius, die die Rolle des Ozeans für Klima und Lebensvielfalt erforscht, sprach Judith Schalansky anschließend darüber, wie sich künstlerische und naturwissenschaftliche Praxis unterstützen können, um Narrative zu finden, die Wissen erzählbar und erfahrbar machen und die Menschen erreichen.
Bildschirmsnapshot von: https://www.wortmeldungen.org/literaturpreis/preistraegerin
Die Preisträgerin Judith Schalansky in einem filmischen Porträt:
https://www.wortmeldungen.org/literaturpreis/preistraegerin
Der Essay „Schwankende Kanarien“ ist als Band 4 der WORTMELDUNGEN-Reihe im Verbrecher Verlag erschienen.
https://www.verbrecherverlag.de/shop/schwankende-kanarien/
Ein Auszug aus dem Essay ist bei 54books zu lesen:
Das Podiumsgespräch und Ausschnitte der Preisverleihung werden am 2. Juli um 12:04 Uhr und am 8. Juli um 18:04 Uhr in der Sendung Literaturland Hessen auf hr2-kultur ausgestrahlt.
Informationen zum Preis:
instagram.com/wortmeldungenliteraturpreis/