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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Giulio Cesare in Egitto an der Oper Köln

Das Spiel von Macht und Schönheit in exquisiten Roben

von Simone Hamm

An diesem Abend harmonierte alles miteinander: Die ausdrucksstarken Sänger, das phantastische Gürzenich Orchester unter Rubén Dubrovsky, die opulenten Kostüme von Christian Lacroix, das kühle Bühnenbild von Frank Philipp Schlößmann mit den schwarzen Schiebepannelen, dahinter die digitalen Palmen, Ibise, Monde von Nicolas Hurtevent, alles perfekt ins Licht gesetzt von Andreas Grünter.

Adriana Bastidas-Gamboa (Cornelia), Anna Lucia Richter (Sesto) © Karl & Monika Forster, Oper Köln

Bewegungslos, vielleicht sogar ein wenig gelangweilt, warten elegante Schauspieler in barocken, üppigen, tiefschwarzen  Kleidern und Dreispitzen auf ein Drama. Sie werden gleich, wie das Publikum, gebannt werden.

Mit einem Knall beginnt Händels Oper „Giulio Cesare in Egitto“.

Achilla, ägyptischer Feldherr des Herrschers Tolomeo macht Julius Cäsar ein blutiges Geschenk. Er überreicht ihm eine blutige Hutschachtel. Darin soll sich der Kopf von Cäsars unterlegenem Rivalen Pompeo befinden.

Doch damit bringt Tolomeo Cäsar gegen sich auf. Soviel Arglist erzürnt ihn. Zwar hat er Pompeio bis nach Ägypten verfolgt, wollte ihn aber begnadigen. Pompeos Witwe Cornelia und dessen Sohn Sesto schwören Rache. Tolomeos Schwester Cleopatra wendet sich von ihm ab und Cäsar zu.

Händel war auf dem Höhepunkt seines Schaffens, als er „Giulio Cesare“ komponierte. Die Uraufführung 1724 in London wurde zu einem der größten Triumphe seines Lebens.

Denn er lässt seinen Sängern viel Raum für deren Entwicklung. So wird aus dem zornigen, aber völlig überforderten Sesto, der seinen ermordeten Vater rächen will, aber das Schwert kaum halten kann, ein kluger Kämpfer, aus der verliebten Cleopatra eine selbstbewusste Herrscherin und aus dem Cäsar ein wirklicher (Opern)-held.

In Köln führen die Sänger und Sängerinnen diese Entwicklung vor. Anna Lucia Richter als Sestos in silberner Rüstung beeindruckte mit ihrer glasklarem, wunderschönen Stimme, Giulia Montanari als Cleopatra – im schwarzen Barockkleid oder klassischen Business Anzug – ist eine hinreißende, kokette Verführerin, dann eine wache Königin. Sie singt die kompliziertesten Koloraturen mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Dabei klangschön und immer genau.

Auch Adriana Bastidas-Gamboa als sehr junge Cornelia ist traurig und zornig zugleich. Ihre Arien berühren. Sonia Prina ist ein vulgärer Tolomo in roter Robe unter der ein großer Penis hervorlugt: provokant, machtgeil, lüstern und – bisweilen hinreißend komisch. Dramaturgisch wie stimmlich.

Cäsar trägt einen kostbaren goldenen Feldherrenmantel. Er  ist Herrscher, Liebhaber, Philosoph zugleich. Sonja Runje meistert die vielen, so unterschiedlichen Arien, gibt ihrem Cäsar Stärke und Emotion.

Dieser Abend an der Kölner Oper ist auf der Bühne ein Triumph, ein Siegeszug  von Cäsar und Cleopatra und im Parkett ein Fest für Augen und Ohren.

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