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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Johan Simons inszeniert „Macbeth“ in Bochum

Der König mit der roten Pappnase

von Simone Hamm

Drei Hexen weissagen Macbeth, dass er König von Schottland werden wird. Angetrieben von Lady Macbeth und seiner Liebe zu ihr wird Macbeth zum Mörder, Schlächter und Tyrannen, um ans vorausgesagte Ziel zu kommen…

Marina Galic, Stefan Hunstein, Jens Harzer (v. li.), Foto: © Armin Smailovic

Aus den drei Hexen wird in Bochum eine, gespielt von Stefan Hunstein mit langen schmierigen Haaren. Macbeth und seine Lady werden in Bochum von Jens Harzer und Marina Galic gespielt – und alle anderen Rollen auch. Sie spielen auf einer kargen Bühne mit zwei flachen Schwimmbecken ohne Wasser. (Bühnenbild: Nadja Sofie Eller)

Alle drei Schauspieler tragen schwarzen Smoking, Fliege, Kammerbund und Lackschuhe. (Kostüme: Greta Goiris). Sie wechseln die Stimmlage, die Accessoires und mit ihnen die Rolle. Setzen eine Krone auf und wieder ab. Marina Galic wird zu Banquo, wenn sie sich einen Schnurrbart anklebt und zur Lady Macbeth, wenn sie ihre Smokinghose auszieht und die High heels an.

Johann Simons zerhackt Macbeth, läßsst Shakespeares Tragödie manchmal fast komödiantisch werden: da setzt sich Macbeth eine rote Pappnase auf, als er den Mord an Duncan plant und wendet sich fragend zum Publikum „Und wenn das schiefgeht?“ und meuchelt sich daraufhin gleich selbst, legt sich als Duncan auf ein Bett, sticht als Macbeth mit zwei kleinen Messerchen zu. Die Hexe Hunstein tröpfelt aus einem Farbeimerchen rotes Blut auf Macbeth‘ Brust.

Doch als Macbeth beim Bankett den blutverschmierten ermordeten Banquo, seinen einstigen Waffengefährten, zu sehen glaubt, ist es vorbei mit der Albernheit: der Wahnsinn bricht aus ihm heraus. Harzer ist hier der gequälte, irrsinnige König. In dieser Szene ist zu erahnen, was für ein Macbeth das hätte werden können, hätte Johan Simons seinen großartigen Schauspielern Raum gegeben, ein Innenleben zu zeigen.

Laut und erschreckend wie hier oder ganz leise, wie im letzten Akt, als Macbeth vom Tod seiner Frau erfährt. Im von weißer Kreide besudelten Smoking, sitzt er gebeugt auf einem Hocker: „Sie hätte jetzt nicht sterben sollen. Es hätte eine Zeit für dieses Wort gegeben.“ Nachruf auf eine große, grausame Liebe.

Käfer krabbeln auf der Videoleinwand. Sie sollen zeigen, dass das Leben weitergeht, auch wenn die Mörder sich gegenseitig gemeuchelt haben. Auch dann, wenn wir die Natur zerstören und uns selbst vernichtet haben werden. Das Leben ist also – frei nach Shakespeare – nichts als ein Märchen, erzählt von einem Narren. Es ist eh’ alles einerlei. Das ist aber ein bisschen zu flach, zu vordergründig, zu albern.

Etliche Zuschauer lachten während der Aufführung, fanden offenbar Gefallen an der bewusst kindlichen Komik, diesem so ganz anderem, skelettierten Macbeth. Andere blieben ratlos zurück.

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