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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Geschichtlich Bedeutsames für Frankfurt im und mit dem Institut für Stadtgeschichte um die „Nacht der Museen“

AUSSTELLUNGEN, HISTORISCHE FILME UND KURZFÜHRUNGEN

Tipps zur Frankfurter Geschichte von Petra Kammann

Mitte Mai feiert Frankfurt nicht nur das 175. Jubiläum der Frankfurter Nationalversammlung, wozu im Institut für Stadtgeschichte gerade die passende Hintergrundausstellung läuft:„Paulskirchenparlament und Revolution 1848/49 in Frankfurt“. Sie vermittelt einen Begriff von der Bedeutung dieser Umbruchszeit und beteiligt sich mit einem facettenreichen Programm zu den Revolutionsjahren zwischen 1848 und 1850. Die Besucherinnen und Besucher der Nacht der Museen 2023 erhalten am Samstag, 13. Mai, von 19 bis 24 Uhr weitere Einblicke in drei Ausstellungen des Hauses, wo es exklusive Führungen zu verschiedenen Phasen der Geschichte Frankfurts gibt. So führt eine Erkundung mit der Taschenlampe hinter die Kulissen der Alten Brücke in die ehemaligen Fischergewölbe und fördert Überraschendes aus dem Jahr 1914 zutage, während die bewegte Zeit der Weimarer Republik der 1920er Jahre in historischen Filmschätzen wieder lebendig wird.

Von links: Die Kuratoren Dr. Thomas Bauer und Dr. Markus Häfner, Franziska Kiermeier, kommissarische Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, David Dilmaghani, Leiter des Dezernatsbüros für Kultur und Wissenschaft, Dr. Alexander Jehn, Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Foto: Petra Kammann

Die Ausstellung „Auf die Barrikaden! “ ist während der Festwoche vom 18. Mai bis 21. Mai täglich von 11 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Die Sonderführungen finden jeweils um 14 und 17 Uhr statt. Außerdem bietet Manuela Murmann in Kooperation mit der Jungen VHS eine offene Familienführung für Eltern und Kinder ab 8 Jahren an unter dem Stichwort: „Die Paulskirche — eine Spurensuche im Archiv zum Demokratieort und zur deutschen Flagge“ . Diese findet am Freitag, 19. Mai um 11 Uhr statt. Dabei ist keine Anmeldung erforderlich und der Eintritt ist frei.

Erstürmung der Barrikade Konstablerwache, 18. Sep. 1848 , © (ISG FFM Best. S7Z1848 Nr. 97)

„Auf die Barrikaden!“ und zur Sache geht es im Dormitorium des Karmeliterklosters, wo das Institut angessiedelt ist und wo man man sich ganz auf die Geschichte von „Paulskirchenparlament und Revolution 1848/49 in Frankfurt“ einlassen kann. Die dort von Markus Häfner und Thomas Bauer kuratierte Schau beleuchtet zum einen die Rolle der in der Paulskirche tagenden Nationalversammlung und sie macht die revolutionären Ereignisse und Debatten, die Demokratiebewegungen und Reformbemühungen im Stadtstaat Frankfurt zwischen 1848 und 1850, die politischen Ereignisse, Versammlungen und Akteure sichtbar, wobei der Septemberaufstand 1848 mit Barrikadenkämpfen und der Ermordung zweier Abgeordneter als zentrales Ereignis und Wendepunkt der Revolution im Mittelpunkt steht.

In der Schau werden die Frankfurter Ereignisse und die allgemeinen revolutionären Entwicklungenwie auch die Debatten der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche eingeordnet. Natürlich profitiert man besonders davon, wenn man an den dreißigminütigen Kurzführungen teilnimmt, in denen einzelne Aspekte der Schau erläutert werden: Da führt um 20.15 Uhr der Kurator Markus Häfner in „Frankfurt und die Revolution 1848/49“ ein, während um 22.15 Uhr die Pressechefin Kristina Matron unter dem Titel „Zu den Waffen!“ den Frankfurter Septemberaufstand in den Blick nimmt. Auf dem Weg durch das Treppenhaus in den Kreuzgang des Karmeliterklosters stößt man dann auf das mehrteilige großformatige, eigens für das Karmeliterkloster angefertigte „WandBild“ des Frankfurter Künstlers Thomas Werner.

Vielen Frankfurtern ist der Kreuzgang des Karmeliterklosters von der besonderen Magnolie vertraut, Foto: Petra Kammann

Das Karmeliterkloster ist die einzige erhaltene mittelalterliche Klosteranlage in Frankfurt am Main und hat trotz erheblicher Umbauten und Kriegszerstörungen viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahrt. Der Kreuzgang wie auch das Refektorium lädt zum Betrachten der dauerhaft ausgestellten Wandbilder des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb (1515-1521) ein. Ratgeb und seine Werkstatt hatten zwischen 1514 und 1521 den damals gerade erweiterten Kreuzgang des Karmeliterklosters mit der Heilsgeschichte ausgemalt, das Refektorium mit Motiven der Ordensgeschichte des Karmeliterordens.

Die damals entstandenen Bilderzyklen gelten als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der Alpen. Die den heutigen Betrachtern vielfach unbekannte Bilderwelt, die sogenannte „Bibel der Armen“, die nicht des Lesens und Schreibens mächtig waren, wird ausführlich erläutert, sodass die Bilder zum Sprechen gebracht werden. Nebenbei kann man bei dieser Führung das Karmeliterkloster entdecken. Wer die Dame mit dem ausgefallenen schwarzen Hut? ist  und was es mit den Männern bei der Einschiffung auf sich, hat, warum die Wandbilder Fehlstellen haben , das erfährt man nicht umfassend im Multimediaguide. Deshalb ist es für Interessierte ratsam, sich einer fachkundigen Führung anzuschließen, die sich speziell mit den historischen und kunsthistorischen Aspekten der Wandgemälde von Jörg Ratgeb beschäftigt. 

Die Flucht nach Ägypten von Jörg Ratgeb (1515-1521), © Institut für Stadtgeschichte

Die hier abgebildete Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten zum Beispiel spielt vor dem Hintergrund eines Waldes mit Rehen und Hirschen. Sie gehört zu eine der wenigen Szenen, in denen Josef im Zentrum steht. Durch die alltäglichen Gegenstände wie Josefs Zimmermannsgeräte und durch die am Sattel hängenden Kochutensilien wird hier die biblische Geschichte ins Alltagsleben des frühen 16. Jahrhunderts übertragen.

Filmschätze aus dem Archiv

Neubau der alten Brücke, 1925, Foto: Gottfried Vömel. © (ISG FFM Best. S7Vö Nr. 157)

Als weiteres Highlight zeigt das Institut für Stadtgeschichte exklusiv zur Nacht der Museen historische Frankfurt-Filme im Refektorium aus drei verschiedenen Zeitphasen. Um 19.15 Uhr steht „Frankfurt im Aufbruch in den 1920er Jahren“ mit Filmen zum „Neuen Wohnen“, zur Frankfurter Küche, zum Bau der Großmarkthalle und der Eröffnung der „neuen“ Alten Brücke 1926 im Mittelpunkt. Eine Kurzeinführung dazu gibt Dr. Kristina Matron.

Ansprache von Oberbürgermeister Walther Kolb, 07.11.1947 in der Ruine der Paulskirche © (ISG FFM Best. S7Ko Nr. 2056)

Um 21.15 Uhr wird der „Demokratische Neuanfang aus den Trümmern“ wie etwa die Einweihung der wiederaufgebauten Paulskirche 1948 durch Filme lebendig unterstützt durch eine Kurzeinführung von Claudia Schüßler.

Abschließend zeigen um 23.15 Uhr Filme die „Kultur, Stadtbild und Wirtschaft in den bewegten 1960er Jahren“, welche Dr. Markus Häfner kommentiert.

Die Filmvorführungen dauern jeweils rund 45 Minuten und beginnen jeweils mit der Kurzeinführung.

Taschenlampenführungen in den Fischergewölben

Für Abenteuerlustige veranstaltet das Institut zwischen 19 und 24 Uhr jede halbe Stunde  Taschenlampenführungen in den Fischergewölben unter der Alten Brücke (Nordseite). Was es mit diesen Gewölben auf sich hat und welche kuriosen Geschichten sich um ein 1914 entstandenes Bauwerk ranken, erzählt Sabine Mannel bei den spannenden Führungen. Absolut notwendige Voraussetzung sind da sowohl feste Schuhe als auch das Mitbringen einer eigenen Taschenlampe !

Mainkai um 1860, Foto: N.N. © (ISG FFM Best. S7A Nr. 1998-518)

Melanie Kubitza und Manuela Murmann führen am Dienstag 23. Mai, 16 Uhr durch das Außenmagazin des Instituts für Stadtgeschichte in der Borsigallee, zeigen Urkunden zum Wiederaufbau der Paulskirche nach 1945 sowie Nachlässe von Personen, die sich um die Demokratie verdient gemacht haben.

Ein Einblick in die Restaurierungswerkstatt rundet die Führung ab. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, daher ist die Teilnahme nur nach Voranmeldung an . möglich.

Die Tickets zur Nacht der Museen sind vorab für 15 Euro, ermäßigt 10 Euro, online erhältlich, weitere Informationen unter nacht.museumsufer.de. In der Nacht der Museen kann das Ticket für 15 Euro in den teilnehmenden Häusern erworben werden, jedoch nicht in den Fischergewölben. Für eine Führung in den Fischergewölben muss das Ticket vorab an einer der genannten Stellen erworben werden.

Weitere Informationen gibt es unter stadtgeschichte-ffm.de.

THEATER, THEATER, THEATER

Den Auftakt zum 175. Jubiläum der Frankfurter Nationalversammlung bildet das Theaterstück „Feuer! de Maa brennt. Revolution in Frankfurt“Premiere ist am Montag, 15. Mai um 20 Uhr. Da lässt das Institut für Stadtgeschichte in Zusammenarbeit mit der Volksbühne im Garten des Karmeliterklosters die Tradition des Freilufttheaters wiederaufleben!
© HMF C10164c

„Alles für das Volk und durch das Volk.“ Unsere heutige Demokratie entstand in einem langen Prozess. Das erlebt man im Refektrorium Hannah in dem Ein-Personen-Theaterstück „Einigkeit und Recht und Freiheit. Die Revolution von 1848/49“ , das für Jugendliche ab 15 Jahren, für Erwachsene ebenso spannend ist wie für Schulklassen. Tino Leo verkörpert  darin gleich 10 Rollen und nimmt die Zuschauenden mit auf eine spannende, leidenschaftliche und humorvolle Reise zur Wiege der Demokratie.

Da begegnet man so Persönlichkeiten wie Napoleon, Metternich, von Itzstein, von Gagern, dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. und anderen in den wechselhaften Zeiten des Vormärzes, der Revolution und der Paulskirche, wo  Meinungsfreiheit, Volksversammlungen, Demos, Parlamente und Pressefreiheit ihre Wurzeln haben. Was in der Paulskirche begann, ließ sich  auf Dauer nicht mehr rückgängig machen.

Das Ein-Personen-Stück wird am Mittwoch, 17. Mai (für Schulklassen), Freitag, 19. Mai, 15 Uhr (für alle) und Sonntag, 21. Mai, 11 Uhr und 15 Uhr (für alle) aufgeführt. Auch hier ist der  Eintritt frei und eine Voranmeldung nicht nötig.

Anmeldung für Schulklassen bitte direkt beim Schauspieler Tino Leo: mail@tinoleo.de.

Weitere Termine sind am 17. / 19. / 20. / 21. Mai um jeweils 20 Uhr.

Karten sind über den Kartenvorverkauf der Volksbühne und an der Abendkasse im Institut für Stadtgeschichte erhältlich.

Im Rahmen des Programms „Stadt der Kinder“ 2023 finden außerdem Führungen für Schulklassen der Jahrgangsstufen 3 und 4 durch Archiv und Ausstellung „Auf die Barrikaden!“ statt. Die einzelnen Termine sind aus der Webseite einsehbar.

 

 

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