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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Susanne Homann – eine Fotografin um 1900

Eine kleine Ausstellung historischer Fotografien im Sprudelhof von Bad Nauheim

Von Hanne Kremin

Wenn man etwa seit 1905 nicht mehr in Bad-Nauheim war, so findet man alles vollständig verändert. Vom Bahnhof kommend, sieht man jetzt zwischen zwei Torgebäuden…..hinunter in das Badegebiet, wo inmitten eines von Wandelhallen umschlossenen Hofs die berühmten warmen Sprudel schäumend hervorspringen, während dahinter der alte Park mit seinen ehrwürdigen Baumriesen, überragt vom Johannisberg, das Bild abschließt.“Mit dieser Schilderung führt Susanne Homann in ihren Bildband „Bad-Nauheim“ ein, und  sein Erscheinungsjahr kann mit ´nach 1911` datiert werden – also vor mehr als 100 Jahren. Zu dieser Zeit war die Badeanlage im Jugendstil fertiggestellt, und die Fotografin zeigt sie ab dem 28. April  in ihrer architektonischen Vollkommenheit.

Blick in den Sprudelhof , um 1911, Foto: Susanne Homann

Nun sind zirka 20 Fotografien von Bad Nauheim in alten Zeiten in einer kleinen Kabinett-Ausstellung im dortigen Badehaus 3 des Sprudelhofs  zu sehen. Sie ist eingebettet in die große Schau von Jugendstil-Objekten „Stilwende 1900 – Schönheiten einer Epoche“, die einen Überblick über das Kunsthandwerk deer Jugendstilepoche gibt.

Beim Frühkonzert in der Trinkkuranlage, Foto: Susanne Homann

Homann dokumentierte mit ihren Aufnahmen nicht nur die Wartehallen der einzelnen Badehäuser mit ihren ausgestalteten Schmuckhöfen dahinter und die Fürstenbäder, das Kurhaus mit seinem Theater und Terrassen, sondern auch die gesellschaftlich wichtigen Treffpunkte im damaligen Weltbad wie zum Beispiel die Tennisplätze, die Kolonnaden und die flanierenden Kurgäste in der Trinkkur-Anlage. Es sind nostalgische Eindrücke aus einer vergangenen Zeit

Ergänzt wird die kleine Ausstellung durch Portraits der Zarenfamilie und durch mehrere Fotografien von der Familie des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein. Letzterer trieb maßgeblich den Bau der Jugendstilbadeanlage voran und sollte im Leben der Homann noch eine Rolle spielen.

Die Großherzogliche Familie, Foto: Susanne Hohmann

Susanne Homann war eine bemerkenswerte Frau, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Namen als Fotografin machte, eine Fülle von Aufnahmen hinterließ, aber kaum etwas von sich preisgab. Sie wurde 1866 in Kiel geboren und lebte seit 1899 in Darmstadt. Hier starb sie 1923, also genau vor 100 Jahren.

Sie arbeitete viele Jahre als Hebamme, bevor sie über diesen Beruf zur Fotografie als zu ihrer wahren Leidenschaft kam. Es war wohl ein Wink des Schicksals, als die Großherzogin Eleonore ein Säuglingsheim in Darmstadt besuchte und Homann den Auftrag erhielt, sie dabei fotografisch zu begleiten. Schon zuvor hatte sich die Hebamme recht professionell mit der Fotografie beschäftigt. Dem Großherzog Ernst Ludwig gefielen die Aufnahmen so gut, dass er sie mit weiteren Ablichtungen von ihm und seinen beiden Söhnen beauftragte. Diese Fotografien wurden dann als Ansichtskarten gedruckt und verkauft.

Wenige Jahre später eröffnete Susanne Homann ihr Atelier „Werkstätte für moderne Lichtkunst“ in Darmstadt und machte sich einen Namen als Architekturfotografin, die quer durch das Land sehenswerte Stadtansichten und mehr dokumentierte.

Flanieren auf der Terrasse des Kurhauses, Foto: Susanne Hohmann

Dabei war sie sehr geschäftstüchtig, produzierte und vertrieb ihre Aufnahmen als Postkarten selbst, bevor sie einen Verlag damit betraute. Ihr fotografischer Nachlass wurde dem Archiv des Volksstaates Hessen übergeben, der bis 1934 bestand. Noch heute befinden sich ihre historischen Aufnahmen in zahlreichen Sammlungen und Archiven.

In den Jahren vor und um 1900 wandten sich auch Frauen der neuen Kunst des Lichtbildes zu, und einige von ihnen waren so erfolgreich, dass sie in die Geschichte der Fotografie eingingen. Auch deren Namen nimmt die kleine Kabinett-Ausstellung auf und berichtet kurz von Bertha Wehnert-Beckmann, die 1842 ihr eigenes Fotoatelier eröffnete und als erste Berufsfotografin der Welt gilt. Eine weitere Pionierin war die Engländerin Julia Margaret Cameron, die um 1860 das Medium für sich entdeckte, gefolgt von Sophia Goudstikker, die 1894 zur königlich bayrischen Hof-Fotografin ernannt wurde und von Ilse Bing, Hannah Höch, um nur einige zu nennen.

Die Ausstellung befindet sich im Badehaus 3 mit den schlichten Jugendstilelementen, Foto: Susanne Hohmann

Aber zurück zu der idyllischen Beschreibung des Bad Nauheimer Sprudelhofes um 1911 (s.o.): Zur Zeit werden Besucher:innen diese Impression nicht nachvollziehen können, denn Bauzäune und Bretterwände versperren den Blick auf die Badeanlage im Jugendstil, die gerade aufwändig renoviert wird. Der Weg in das Badehaus 3 mit seiner Jugendstil-Ausstellung ist jedoch frei, man muss nur den Wegweisern auf den Plakaten folgen.

Weitere Information:

Historische Fotografien „Susanne Homann – Ein moderner Lebensweg um 1900“ in der Ausstellung „Stilwende – Schönheiten einer Epoche“.

Eröffnung der Foto-Ausstellung ist am 28. April.

Geöffnet:
tägl. von 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr (geschl. am ersten Wochenende des Monats Fr/Sa/So).
Eintritt:
6 Euro, ermäßigt 5 Euro

Jugendstilforum

Die Ausstellung ist eingerichtet vom Jugendstilverein Bad Nauheim und wird von seinen Mitgliedern ehrenamtlich betreut.

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