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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Dem britischen Dirigenten Sir John Eliot Gardiner zum Achtzigsten

Dem himmelstürmenden Aristokraten unter den Musikern Sir John Eliot Gardiner die allerherzlichsten Glückwünsche zu seinem runden Geburtstag!

John Eliot Gardiner nach der gelungenen Aufführung in der Alten Oper Frankfurt, Foto: Petra Kammann

Und ihm sei Dank! Zwei Tage vor seinem 80. Geburtstag hat der Ausnahmedirigent die Frankfurter mit den Sängern des Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists  mit einer h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach der Extraklasse beschenkt: analytisch, durchdrungen, reif und beseelt. Und er setzte ein nachhaltiges Signal in krisenbewegten Zeiten: Nach dem himmlischen atemberaubenden Agnus Dei verklang das Dona nobis pacem (Gib uns Frieden) so zart wie transzendent schwebend.

Das Publikum im vollbesetzten Saal in der Alten Oper jubelte ihm zu. Gardiner hatte sich zunächst zurückgehalten, bevor er strahlte und seinen wunderbaren Solisten einzeln und respektvoll dankte. Misstraut er dem Jubel? Will er das Publikum zu mehr Stille und Nachdenklichkeit auffordern?

Gardiner dankt jedem einzelnen und jeder einzelnen Musikerin, Foto: Petra Kammann

Der vielseitige Bach-Spezialist, Chorleiter, Dirigent und – Ökobauer selbst kommentierte seinen Geburtstag gegenüber dem BR in einem Interview mit dem Ausblick, wie es nun weitergehe:

Natürlich werde ich ein bisschen meditieren, auf die letzten fünfzig Jahre zurückblicken. Und wenn ich das so sagen darf: Musik hat für mich eine erlösende Kraft, die uns miteinander und mit der Welt, in der wir leben, versöhnt. Sie ist unser Glück, unser Privileg und – als ausübende Musiker – unsere Verpflichtung. Wir geben das musikalische Erbe der Vergangenheit an ein Publikum der heutigen Generation weiter. Und es ist unsere Aufgabe, der Resonanz nachzuspüren, die die Musik, die wir aufführen, bei den Zuhörern hat oder haben kann – und welche Resonanz sie heute findet, was die Jahre überdauert, was gar ewig Gültigkeit zu besitzen scheint oder auch was einem Publikum ganz unerwartet, mit ungeahnter Kraft widerfährt. Denn Werke, die manchmal unbeachtet und unaufgeführt in Bibliotheksregalen verstauben, können plötzlich eine erstaunliche Aktualität und Dringlichkeit entfalten.“

Dank an die Musiker und Musikerinnen, Foto: Petra Kammann

Musik hat für ihn eine erlösende Kraft. Und er nimmt sich die Zeit, Dinge gründlich auszuarbeiten und reifen zu lassen. Die aufgeheizte Mediengesellschaft könnte sich ein Beispiel daran nehmen, auch anzuerkennen, dass Kultur zu erleben, ein Privileg ist, das man nicht ohne Not verspielen darf.

Dass Sir John Eliot Gardiner vielseitig und erfahrungsgetränkt ist, auch als Historiker, und Arabist, und nebenbei diverse Orchester und Vokalensembles gründete, ist unter vielem Anderen sein Plus.  Bald wird Sir John Eliot Gardiner bei den Krönungsfeierlichkeiten für King Charles III. dirigieren.

 

Tipp:

John Eliot Gardiner – The Art of Conducting

In der Grafschaft Dorset im Südwesten Englands hat John Eliot Gardiner seinen Dirigentenstab gegen Gummistiefel eingetauscht. ARTE zeigt die Sendung zu Ehren von John Gardiner, der am 20. April 2023 seinen 80. Geburtstag feiert.

 

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