Allerdings zählt auch die eher selten gespielte Zwitterkomposition „Polonaise-Fantaisie op. 61 As-Dur“ von Frédéric Chopin (1810-1849) aus dem Jahr 1846 nicht gerade zu den leichten Stücken oder zu einer der üblichen Chopin-Polonaisen. Geschrieben hat sie der Komponist im Pariser Exil, wohin er 1831 nach dem gescheiterten Novemberaufstand der Polen gegen die russische Herrschaft geflohen war. Für die damit einhergehende Melancholie und Wehmut über den Verlust der Heimat mag zusätzlich noch die Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin Georges Sand (1804-1876) beigetragen haben.

Begeistertes Publikum im Gästehaus der Universität, Foto: Petra Kammann

Die „Polonaise-Fantaisie op. 61 As-Dur“ gehört zu Chopins letzten großen und reifen Klavierwerken, bevor er im Alter von 39 Jahren starb. In dieser Komposition schweift er frei durch die verschiedensten Tonarten, Stimmungen und Motive und schafft sowohl thematisch als auch formal unkonventionell überraschende Übergänge. Sie wurde auch erst sehr spät als Meisterwerk erkannt. Lavrynenko, der als exilierter ukrainischer Künstler möglicherweise eine Parallele zu  Chopins Exilsituation empfindet, spielte sie mit großer Tiefe und Reife. Das vom Eindruck des Spiels fast benommene Publikum würdigte es nach kurzer Stille am Ende des Spiels mit dem entsprechenden Applaus.